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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten
Autoren: Dillon Lucy
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Natur aus besorgt.
    »Du isst gar nichts«, fuhr Diane fort. »Ich habe gerade einen Blick in deinen Kühlschrank geworfen. Dort steht immer noch das ganze Essen, das ich dir letzte Woche gebracht habe. Und das jetzt abgelaufen ist. Dabei waren das wirklich tolle Sachen«, fügte Diane ein wenig verbittert hinzu. »Alles Fertiggerichte von M&S. Du hättest nicht einmal selbst kochen müssen.«
    »Mum, mir geht’s gut. Oder sehe ich etwa aus, als würde ich gleich verhungern?«
    Diane schielte zu ihrer Tochter hinüber. »Ja«, erwiderte sie schließlich. »Eigentlich siehst du so aus.«
    Juliet wusste jedoch genau, dass dem nicht so war. Während der zehn Jahre, in denen sie als professioneller Caterer gearbeitet und sich auf Gourmetgebäck und Cupcakes für Hochzeiten spezialisiert hatte, hatte sie sich einige Speckröllchen zugelegt, die selbst jetzt noch nicht abgebaut waren. Zugegeben – ihr war einfach nicht danach, sich ein Steak mit Kidney Pie reinzuziehen, auch wenn es sich dabei um eine Luxusvariante mit Bio-Zutaten handelte. Im Gegensatz dazu war es jedoch erstaunlich, wie gut sie immer noch KitKats hinunterbekam. Davon konnte sie dann auch gleich eine ganze Packung futtern. Was sie manchmal auch tat. Schließlich war niemand da, der sie davon abhielt.
    Juliet sah auf ihre Hände hinunter, die nun tatsächlich älter und dünner aussahen. Rund um ihren goldenen Ehering hatten sich feine Fältchen gebildet. Das waren Witwenhände, wie sie im Buche standen. Diese Erkenntnis verschaffte ihr eine morbide Zufriedenheit; dies war etwas, was sie allen Leuten entgegenhalten konnte, deren Mienen ihr zu verstehen gaben: Aber du bist doch noch zu jung, um eine Witwe zu sein! Als ob der Verlust des einen Menschen, der ihr Leben gewesen war, irgendwie weniger verheerend, weniger real sein sollte, nur weil sie erst einunddreißig Jahre alt war.
    »Du musst auch mal an die frische Luft gehen.« Diane machte eine bedeutungsvolle Pause. »Minton braucht mehr Bewegung. Du lässt ihn im Stich, wenn du ihn nur hier bei dir einsperrst.«
    Jede noch so kleine Andeutung, sie würde Bens Hund vernachlässigen, zwang Juliet automatisch zu einer Antwort. »Ich gehe mit ihm Gassi!«, protestierte sie.
    »Wann denn?«
    »Wenn ich bei Tesc …« Sie biss sich auf die Lippe und schaute auf.
    Ihre Blicke trafen sich, und sie sah Dianes kummervollen Blick. Juliet war sofort klar, dass sie Bescheid wusste. Es hatte also keinen Sinn, die Sache zu leugnen. Mehr noch: Die Miene ihrer Mutter – verwirrt, nicht nur mitleidig – führte dazu, dass sie das Kinn reckte und zu Ende sprach.
    »Wenn ich bei Tesco einkaufen gehe. Dann gehe ich mit ihm Gassi.«
    »Und wann gehst du zu Tesco ?«, beharrte Diane.
    Juliet schwieg.
    »Kathy Gibbon hat dich gesehen«, fuhr ihre Mutter unbeirrt fort. »Als sie von ihrer Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause ging. Da hat sie dich auf dem Parkplatz gesehen. Oh, Juliet! Wer erledigt denn seine Einkäufe um vier Uhr in der Früh ?«
    »Diejenigen, die gern in den Supermarkt gehen, wenn es dort schön leer und ruhig ist. Wenn der Laden nicht voller Leute ist, die einen fragen, wie man so etwas verkraftet.« Juliet klopfte sich auf den Schoß, und schon sprang Minton neben ihr aufs Sofa und lehnte sich mit seinem kleinen Körper an sie. »Minton stört das nicht. Er hat einen dieser Bälle, die von innen beleuchtet sind. Das ist lustig. Nicht wahr?«, fuhr Juliet, an Minton gerichtet, fort.
    Minton schloss vor Vergnügen die Augen, als sie ihn hinter den Ohren kraulte. Minton glücklich zu machen war nicht schwierig.
    »Ich mache mir auch eher Sorgen um dich, wenn du mitten in der Nacht allein durch die Gegend wanderst.« Dianes Stimme zitterte, da sich in ihrem Kopf offensichtlich sämtliche Horrorszenarien abspielten, die einer Frau und einem kleinen Hund im Longhamptoner Einkaufszentrum zu so später Stunde zustoßen könnten. »Dir könnte dabei sonst was passieren!«
    Angesichts dieser Ironie hätte Juliet beinahe lachen müssen. Würde man sie überfallen, so käme sie wenigstens auf andere Gedanken.
    »Mum, was wäre denn das Schlimmste, was mir zustoßen könnte? Mein Mann ist vor acht Monaten gestorben; ich bin eine Köchin, die arbeitsunfähig ist, weil sie keinen Geschmackssinn mehr hat, und unser Haus, in dem wir bis ans sogenannte Ende unserer Tage leben wollten, wird angesichts des Immobilienmarktes für immer an mir hängenbleiben. Die Gefahr, überfallen zu werden, macht mir keine Angst. Ich
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