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Liebe kann man nicht planen, Casanova

Liebe kann man nicht planen, Casanova

Titel: Liebe kann man nicht planen, Casanova
Autoren: Kelly Hunter
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gewusst habe?“
    „Das stimmt doch so nicht, Ruby. Natürlich hast du ihn gekannt. Nur eben nicht diesen Teil von ihm. Jeder Mensch hat seine Geheimnisse.“
    Doch Ruby starrte ihn nur an und schüttelte energisch den Kopf. „Nicht solche Geheimnisse, wie er sie hatte. Oder du .“
    „Ich habe dir schon erklärt, Ruby: Ich wollte es dir ja sagen“, brauste er auf. „Ich habe es dir auch gesagt. Zwar nicht sofort. Aber ich habe den richtigen Zeitpunkt einfach noch nicht gesehen. Und ich wusste eben beim Notar, dass du mich lynchen würdest, wenn ich es sage. Aber dennoch habe ich nicht länger geschwiegen. Aus Loyalität, Ruby. Aus Liebe. Weil ich wollte, dass es dir hilft, den Tod deines Vaters besser zu verkraften. Ich liebe dich, Ruby.“ Und als er ihr weiterhin versteinertes Gesicht sah, fügte er völlig entnervt hinzu: „Was willst du denn noch?“
    „Ich will, dass du gehst“, antwortete sie ganz ruhig. „Und zwar sofort.“
    „Ruby …“ Damon schüttelte den Kopf. „Nein. Du bist völlig durcheinander.“
    „Ich will, dass du gehst“, wiederholte sie mit Nachdruck, und Tränen rannen ihr die Wangen herab.
    „Ruby, bitte.“ Sicher würde sie bald wieder zur Vernunft kommen. Denn Ruby brachte auch immer Verständnis für ihre Streitpartner auf. Oder diesmal nicht? „Du meinst das doch gar nicht so.“
    Es war beinahe eine Frage.
    „Oh doch“, giftete sie zurück. „Geh weg! Ich will dich nie wiedersehen!“
    Damon ging seufzend nach nebenan und begann ein paar Sachen zu packen. Nur das Notwendigste, denn Ruby würde ihn spätestens an der Wohnungstür vom Gehen abhalten.
    Dort angekommen, wurde er allerdings nicht von ihr zum Bleiben aufgefordert. Also versuchte er es noch einmal.
    „Ruby, es tut mir leid. Wie alles abgelaufen ist, und dass ich mich eingemischt habe … Es tut mir wirklich leid.“ Doch ihre feuchten Augen blickten ihn nur starr an, und ihr Mund hatte einen absolut entschlossenen Zug bekommen.
    „Ich weiß“, entgegnete sie schließlich matt. Sie nickte und versuchte ein trauriges Lächeln. „Aber das reicht nicht, Damon. Von alldem, was ich heute verloren habe, wiegt am schwersten das Vertrauen in dich .“

11. KAPITEL
    Ruby brauchte drei Tage, um ihr altes Gleichgewicht wiederzuerlangen. Drei Tage voller Schmerz und Tränen, voller Wut und Verzweiflung. Die Wahrheit war manchmal schwer zu ertragen.
    Die Öffentlichkeit erfuhr schließlich vom Tod ihres Vaters, und plötzlich standen Reporter vor ihrer Tür, und das Fernsehen rief an und bat um ein Interview. Ruby lehnte alles ab, reagierte auch nicht auf die Anfragen angeblicher Freunde oder Bekannter.
    Sie informierte ausschließlich ihre Familie, als Erstes ihre Mutter. Dann kümmerte sie sich um die Überführung des Leichnams nach New York. Ihre Mutter hatte sich bei jedem Familienangehörigen persönlich dafür eingesetzt, dass Harry im Familiengrab beigesetzt werden durfte. Zunächst hatten nämlich die meisten Familienmitglieder abgelehnt.
    Vielleicht hatte Rubys Mutter all die Jahre gewusst, dass ihr Mann für den Geheimdienst arbeitete. Doch Ruby fragte sie nicht danach, und ihre Mutter gab es auch nicht von sich aus zu.
    Es gab immer Gründe dafür, warum Menschen ein Geheimnis für sich behielten. Nur wenn es keinen Grund mehr gab zu schweigen, oder wenn der Nutzen die Kosten überwog, dann gab man sein Geheimnis preis.
    Genau das hatte Damon ihr klarmachen wollen, dachte Ruby schlechten Gewissens. Doch sie hatte ihm nicht zuhören wollen. Hatte einfach nicht die Ruhe gehabt, sich auf das Gesagte zu konzentrieren.
    Du bist völlig durcheinander , hatte er gesagt. Und recht gehabt. Eigentlich war es sogar noch eine Untertreibung ihres derzeitigen Zustandes gewesen.
    Irrational.
    Bösartig.
    Durchgeknallt.
    Das alles hätte auf sie zugetroffen.
    Sie war völlig ausgerastet, weil das Leben gerade einmal nicht so ablief, wie sie es gerne gehabt hätte. Wie alt war sie eigentlich? Vier?
    Und wo war die gute Nanny gewesen, die sie wieder zur Vernunft hätte bringen können?
    Ruby war tatsächlich losgelaufen, einfach so, ohne Ziel. Durch die Straßen geirrt, ohne zu wissen, wo sie war. Schließlich war ihr Ärger verraucht. Übrig blieben Trauer und die Angst, dass sie die Sache mit Damon nicht wieder geradebiegen konnte. Dass er genug von ihr hatte. Dass er sie nie wiedersehen wollte.
    Es war Zeit, nach ihm zu suchen. Doch er war nicht mehr in Hongkong. Nicht bei Russell und auch nicht übers Handy zu
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