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Liebe kann man nicht planen, Casanova

Liebe kann man nicht planen, Casanova

Titel: Liebe kann man nicht planen, Casanova
Autoren: Kelly Hunter
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gebeugt hinter einem riesigen Schreibtisch. Er sprang sofort auf und ging auf Ruby zu. Seine warmen braunen Augen strahlten eine große Ruhe aus, als er ihr die Hand entgegenstreckte.
    Damon fragte sich, wer dieser Mann wirklich war, wie viel er wohl über Harry Maguires tatsächliches Leben wusste und ob er auch schon Erkundigungen über ihn, Damon, eingezogen hatte.
    Der Notar bat sie, Platz zu nehmen. Dann zog er einen A4-Umschlag hervor und legte ihn zwischen sie auf den Tisch. „Das kam heute Morgen mit der Post. Der Brief ist für Sie. Bevor Sie ihn öffnen, sollten Sie sich aber auf schlechte Nachrichten einstellen. Wirklich schlechte Nachrichten.“ Der Mann nickte mitleidig.
    Ruby starrte ihn mit leicht geöffnetem Mund an. Panik lag auf ihrem Gesicht. Und ein fragender Ausdruck in ihren Augen.
    „Es tut mir leid“, fuhr der Notar fort, als Ruby keine Anstalten machte, das Kuvert zu öffnen. „Der Umschlag enthält eine Sterbeurkunde. Es gibt keinerlei Hoffnung mehr. Ihr Vater ist tot.“
    Ruby zuckte kaum merklich zusammen. „Wie …?“ Und nach einer Pause: „Wann?“
    „Ich weiß es nicht.“ Der Notar räusperte sich. „Der Britische Geheimdienst hat vorgestern seine Leiche geborgen. Ihr Bericht dazu ist extrem knapp. Sowohl Todeszeitpunkt als auch Todesursache sind mit unbekannt angegeben. Sein Leichnam befindet sich in London. Sie müssen nur sagen, wohin er gebracht werden soll.“
    „New York“, lautete Rubys tonlose Antwort. „Wir haben dort ein Familiengrab. Ich werde alles Weitere veranlassen. Ich frage mich nur gerade …“
    Ruby griff sich an die Stirn, so als wolle sie an ihrem Haarband herumnesteln. Doch sie trug heute gar keines. „Ich hoffe, die Familie ist überhaupt einverstanden, dass er dort begraben wird. Nach allem, was er angeblich getan hat.“ Dann hob sie den Kopf und streckte ihr Kinn vor. „Ansonsten werde ich ihm eine neue Grabstelle besorgen.“
    Loyal, bis zum Ende. So war Ruby eben.
    „Die Besitztümer und Ersparnisse Ihres Vaters sind nicht mehr eingefroren“, ließ der Notar verlauten. Er nahm ihr den unangetasteten Umschlag wieder ab und suchte darin nach einem bestimmten Dokument. Dieses reichte er dann wieder an sie zurück. „Das Testament Ihres Vaters. Jetzt, wo seine Sterbeurkunde vorliegt, können wir …“
    „Wurde das Geld gefunden?“, unterbrach ihn Ruby.
    Der Notar legte die Stirn in Falten. „Der Britische Geheimdienst hat in dieser Richtung keinerlei Informationen bekannt gegeben.“ Er machte eine kleine Pause. „Was zumindest das Erbe angeht, so gibt’s keine Überraschungen: Sie sind die Alleinerbin.“
    „Also hat man den Vorwurf des Diebstahls nicht entkräftet“, stellte Damon empört fest.
    „Nein. Aber die Tatsache, dass seine Besitztümer nicht mehr eingefroren sind, deutet darauf hin, dass …“
    „Warum bitten Sie den Geheimdienst nicht um seine Personalnummer“, entfuhr es Damon. „Das würde einiges an Aufklärung bringen.“
    „Junger Mann!“ Der Notar lehnte sich zurück und verschränkte seine Finger. „Das ist ein recht ungewöhnlicher Vorschlag. Wir sollten uns fragen, welchen Nutzen dies für uns haben könnte. Ich vermute, dass nicht viel dabei herauskäme.“
    „Da wäre ich mir nicht so sicher“, entgegnete Damon. „Was bedeutet es wohl für eine Tochter, wenn sie dadurch erführe, dass ihr Vater niemals kriminell geworden ist? Dass er lediglich seinen wahren Beruf, nämlich den eines Geheimdienstagenten, vor ihr geheim gehalten hat? Was glauben Sie, wie viel ihr die Wiederherstellung seines guten Rufes bedeuten würde?“ Er deutete auf Ruby. „Welchen Wert hat der Ruf eines Menschen nach seinem Tod?“
    „Ich fürchte, keinen allzu großen“, entgegnete der Notar leise, seine grauen Augen immer noch auf Damon gerichtet. „Aus einiger Entfernung betrachtet zumindest nicht. Es kommt immer auf die Perspektive an.“
    „Ja. Vielleicht haben Sie recht.“ Doch Damons Gesichtsausdruck verriet, dass er etwas anderes dachte.
    „Stopp!“, fiel endlich Ruby ein. „Sofort aufhören, beide!“ Ihre Stimme zitterte, und ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. „Worum geht es hier eigentlich?“
    Der Notar wandte seinen Blick wieder Ruby zu. Trauer lag darin, als er fortfuhr: „Der Tod Ihres Vaters ist für uns alle ein großer Verlust.“ Er klopfte mehrmals die Fingerkuppen seiner beiden Hände gegeneinander, so als würde er nervös nach einer Antwort auf ihre Frage suchen. „Ich denke aber, dass
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