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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich nur an, und ihre Einheit war vollkommen.
    »Du stirbst nicht …«, sagte sie endlich. Es klang ziemlich fest, aber im Hintergrund ihrer Stimme lag ihre ganze ohnmächtige Angst. »Ich lasse es nicht zu, daß du einfach stirbst. So, wie du es nicht zugelassen hast –«
    »Ich springe auch nicht vom Arc de Triomphe –«
    »Was es auch ist, Pierre … ich lasse es nicht zu –«
    Er lächelte und schloß die Augen. Hörst du das, Wurm in meiner Leber, fragte er nach innen. Sie läßt es nicht zu! Richte dich danach … vielleicht gibt es das Wunder, daß die Liebe dich, Wurm, doch noch besiegt. Ich will daran glauben. Er zog ihren Kopf auf seine Brust, und so lagen sie, bis sie hörten, daß der Fischer mit seinen Pferden zurückkam.
    *
    Wladimir Andrejewitsch Globotkin traf gegen neun Uhr abends in Le Paradis ein. Sein Taxi mit der Pariser Nummer rief bei dem Fischer stummes Erstaunen hervor, zumal keine Gäste ausstiegen, die es sich leisten konnten, per Taxi von Paris nach Le Paradis zu fahren. Nur der Fahrer sprang aus dem Wagen, und der Fischer dachte mit einem Anflug von Neid, daß die Pariser Taxifahrer gut verdienen mußten, um sich Privatfahrten in die Camargue zu gestatten.
    Pierre lag noch immer auf dem Bett. Ev saß an dem Holztisch und kaute an einem Brotkanten, beobachtete Pierre und redete unentwegt auf sich ein, nicht zu glauben, daß Pierre so krank sei, wie er gestanden hatte. Als sie das Bremsen des Autos hörte, sprang sie auf und rannte ans Fenster.
    »Nein!« rief sie. »Ist das eine Überraschung! Wladimir kommt zu Besuch! Pierre! Wladi ist aus Paris gekommen!«
    Sie lief aus dem Haus, und es war, als stürze sie einer Rettung entgegen.
    Das war Doktor Rombard, dachte Pierre und erhob sich vorsichtig von seinem Bett. Er hat Madame Coco alarmiert. Das Ende der großen Lüge ist gekommen …
    Er stützte sich an der Tischkante ab und erwartete so Fürst Globotkin. Er hörte Ev und ihn miteinander sprechen, und er hörte, als sie näher zur Tür kamen, wie Ev sagte: »Wladi, es hat keinen Zweck, mich zu beruhigen. Pierre hat mir gesagt, daß er denkt, zu sterben. Aber er stirbt nicht! So schnell stirbt man nicht …«
    »Wenn er dir das gesagt hat, hat er dich wieder belogen«, hörte er Wladimir Andrejewitsch antworten. »Er stirbt seit zwei Jahren. Auch wir haben das erst jetzt erfahren …«
    Dann kamen sie ins Zimmer und blieben in der Tür stehen. Pierre steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Du bist kein Freund, Wladi«, sagte er, »du bist ein Schwätzer!«
    »Und du liegst in zehn Minuten hinten in meinem Wagen und hältst die Schnauze!« rief Globotkin laut. »Ev kommt mit deinem Vehikel ›Mes Rues‹ hinterher und bringt alles mit. Los, beweg dich … oder muß ich dich ins Auto tragen?«
    »Ich bleibe!« sagte Pierre ebenso laut. »Ich will malen! Ich muß malen, solange ich es noch kann! Was soll ich in Paris?«
    »Ich werde ihn niederschlagen müssen, Ev«, sagte Fürst Globotkin ruhig. »Mit vollem Verstand geht er nicht mit, du hörst es. Und ich schwöre es: Wenn er weitere Schwierigkeiten macht, binde ich ihn im Auto fest. Ich habe versprochen, daß ich in der Nacht wieder in Paris bin.« Er wandte sich an Pierre, der am Tisch stand und sich nicht rührte. »Hörst du es, du Idiot? Professor Mauron hat ein Zimmer bereitgestellt. Callac hat die besten Ärzte alarmiert! Du wirst versorgt werden wie ein Kaiser –«
    »… und doch stirbt jeder wie ein Bettler.« Pierre schüttelte den Kopf. »Wladimir Andrejewitsch, du russischer Holzkopf, fahr allein zurück nach Paris.«
    »Was hilft's?« Fürst Globotkin machte zwei Schritte in den Raum hinein. »Ich muß ihn betäuben –«
    »Pierre –«, sagte Ev leise. »Pierre –«
    Es war ein eigenartiger Klang, mit dem sie diesen Namen jetzt aussprach. Und Pierre senkte den Kopf, wandte sich ab, nahm vom Bett seine alte, mit Ölfarben beschmierte Jacke, warf sie über die Schultern und ging an Globotkin und Ev vorbei hinaus zum Wagen, klinkte die Tür auf und setzte sich hinein. Der Fischer stand drüben am Stall, wo er jetzt schlief, solange der Maler und seine Frau das Haus gemietet hatten, starrte fassungslos auf diesen Auszug und begriff nicht, wieso ein armer Maler sich aus Paris ein Taxi kommen lassen kann, um damit wegzufahren.
    »Warte, bis ich alles zusammengepackt habe«, sagte Ev zu Wladimir Andrejewitsch. »Auf eine halbe Stunde kommt es nicht mehr an. Ich möchte hinter euch herfahren … ich will ihn nicht aus den
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