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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Schildes war ein Mann befestigt.
    »Hallo!« rief Kirsten und stupste dem Mann sachte in den Rücken. »Sind Sie der Herr von der >Sonne    »I bin derToni, wenn Sie dees meinen«, sagte der Mann und stellte den Stiel seines Schildes auf den Boden. Er trug einen eisgrauen Vollbart, lederne Kniehosen, grüne Stutzen, braune Haferlschuhe und einen Gamsbarthut. Er sah aus, als wäre er dem Heimatmuseum entlaufen. Und so fühlte sich der Toni auch. Nämlich: nicht wohl. Er hätte viel lieber Zivil getragen und keinen Bart. Da aber war die Kurverwaltung dagegen gewesen.
    »Wir können«, so hatte der Kurverwaltungsleiter gesagt (übrigens ein Saupreuß!), »nicht so sein wie wir, sondern wie die Fremden es wollen. Verstanden?«
    Deshalb hatte der Toni auch seinen Pferdeschlitten behalten müssen und durfte sich kein Taxi mit Eisreifen anschaffen.
    »Ich heiße Kirsten Bremer«, sagte Kirsten.
    »Willkommen in Himmelsjoch, Fräulein Bremer!« sagte der
    Toni und strahlte Biederkeit aus. »Wo ist nacha ‘s Gepäck?«
    »Mein Koffer steht da drüben, Toni, aber ein Gast bin ich nicht, ich bin bloß die neue Bardame.«
    »Macht nix«, sagte Toni und strahlte eine Kleinigkeit weniger, »dann san mir gewissermaßen Kollegen, mir zwoa.« Er streckte seine Hand aus und versuchte, Kirstens rechten Arm in aller Herzlichkeit aus dem Schultergelenk zu reißen. »Also dann, geh ma, Gäste hat’s heut doch net mehr für uns.«
    »Toni...«
    »Ha?«
    »Toni, ich sollte eigentlich von einer Freundin hier abgeholt werden. Die ist im Kurbüro beschäftigt. Trine Hendricksen heißt sie.«
    »Mei, heut ist Gästewechsel, da wird sie halt koa Zeit gehabt haben, bei dem Gewurl gibt’s viel zu tun.«
    Toni nahm den Koffer, warf sich die Ski über die Schultern und ging zu seinem Schlitten. Er legte die Sachen auf den Rücksitz, half Kirsten auf den Kutschbock und hakte die Lederdecke des Fußsacks ein.
    »Hüa, Flora!« schnalzte er. Die braune Haflingerstute trabte los.
    Es schneite jetzt nicht mehr ganz so stark. Frau Holle hatte sich anscheinend ein wenig aufs Ohr gelegt. Oberhalb des Gamskogels riskierte die Sonne einen Blick ins Tal. Ihre Strahlen ließen den Schnee aufglitzern. Es gab ein Funkeln, als hätte jemand ein paar Millionen Diamanten über Himmelsjoch abgeworfen. Am »Hotel zur Post« zeigte die nagelneue Verkehrsampel auf Rot. Toni sagte »brrr!«
    Von der Terrasse erklang lauter Gesang. Ein gemischter Chor tiefbrauner Pistenindianer sang das schöne Lied vom Rehlein am Waldesrand, das durch des Jägers Hand den Tod dort fand. Dann stellte eine allein singende Dame die Behauptung auf: »I bin a lustiger Bua und laß dem Teifi koa Ruah!« Niemand widersprach ihr.
    Dann kam Grün, und der Toni sagte »Hüa, Flora!«
    Herrliche, verrückte, verdammte, geliebte weiße Welt, dachte Kirsten. Und war mit einem Schlag guter Laune. Am liebsten hätte sie laut gejodelt. Aber sie konnte nicht jodeln. Deshalb summte sie das Lied vom Rehlein noch einmal für sich.
    Der Toni blickte sie von der Seite her an. »Weiß san S’ wie a Wand, Fräulein Bremer. Und trotzdem, wie an Barfräulein schauen S’ doch net aus.«
    »Um ehrlich zu sein, ich bin gar keine richtige Barfrau, Toni. Ich bin eigentlich eine Studentin, die Bar habe ich immer nur im Fasching gemacht, auf dem Münchner Uniball, und diesmal bin ich nach Himmelsjoch gegangen, weil — weil...«
    »Reden S’ nur weiter«, ermunterte sie der Toni.
    »Weil ich so furchtbar gern Ski laufe. Und als Barfräulein habe ich den Tag über nichts zu tun. Einen eigenen Skiurlaub kann ich mir nämlich nicht leisten.«
    »Was studieren nacha Sie?«
    »Kunstgeschichte. Mein Spezialgebiet sind die frühen Kulturen Kleinasiens. Assyrer, Sumerer, das Babylon Nebukadnezars, Assurbanipal, Ut-na-pischti. Aber davon haben Sie bestimmt noch nichts gehört.«
    »Ja mei«, sagte der Toni nur.
    Darin lag eine Welt von Mitleid. Ein so ein blitzsauberes Madl wie das Fräulein Bremer. Und dann so Sachen! Ein Blondhaar war das, das leuchtete wie das Messingschild beim Barbier Reitmayer. Und diese Augen, sakra, die wirkten geradezu umsatzsteigernd. Er warf einen längeren Blick auf seine Mitfahrerin. »A studiertes Barfräulein san S’ also gewissermaßen«, stellte er fest.
    »Keine Angst, Toni, meine Cocktails sind trotzdem gefährlich.«
    »Die Mannsbilder hier auch. I sag’s Eahna, da müssen S’ fei obacht geben! Die san alle narrisch hinter die Weiber her. Is’ zwegen der dünnen Luft, sagt unser
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