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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Plan.«
    »Und wie geht der?« fragte Kirsten müde.
    »Wir werden nischt Haare ausraufen, wir wollen Haare einraufen. So, und nun ssieh dir deinen Mantel an!«

    Die Kellerbar im Hotel »Zur Sonne« hatte heute am Sonnabend Hochbetrieb. »Lambambalambalamba!« brüllte die Musik. Die kam aus einer Plattenbox. Musiker waren hier längst aus der Mode. Die spielten erstens nicht so gut wie Louis Armstrong, waren zweitens teuer und nahmen drittens Platz weg. Platz aber war mit Geld aufzuwiegen in der »Sonne«.
    Die Leute auf der Tanzfläche störte der Platzmangel nicht. Sie standen eng aneinandergepreßt, Skipullover an Skipullover, Skihose an Skihose, und wackelten zum Rhythmus der Musik mit den Köpfen. Mit etwas anderem wackeln konnten sie nicht, weil eben dazu einfach kein Platz war.
    »Sakra«, pustete der Leitner Flori, der in diesem Moment die Kellerbar betrat, »ist dees a Suppen!« Das sagte er jeden Abend. Und wie jeden Abend schlug er seiner Begleiterin auf den Lastex, dorthin, wo er sich am straffsten rundete, und half ihr auf den Barschemel.
    »Zwei Höllenwasser«, sagte er und fragte erst gar nicht, ob die Lastexdame was anderes wollte. Höllenwasser war heuer das Getränk in Himmelsjoch. Es bestand aus zwei Teilen Wodka, einem Teil echten Rum und einem Schuß Soda. Die Firma, die es vertrieb, bot es mit dem Werbespruch an: »Selbst der Tote in der Eigernordwand für Höllenwasser noch ein lobend Wort fand.«
    »Tschin-tschin, Florile!« krähte die Lastexdame. Sie war ein blondes Gift und so gut gepolstert wie ein Mannequin, das auf 44er Größen spezialisiert ist. Ihren Oberkörper schien jemand mit Goldlamé bespritzt zu haben. Und die lila Hose war nach dem Motto gekauft worden: »Wenn ich ‘reinkomme, nehme ich sie nicht.«
    Ein Mannequin war sie aber gar nicht, sondern hieß Elisabeth Klötzel und stammte aus Köln-Nippes. In Nippes saß
    Herr Klötzel, machte in Textilien und ging ständig am Rande eines Herzinfarkts entlang. Elisabeths Reize vernachlässigte er seit Jahren derart, daß ihr Körper längst zu einem erotischen Notstandsgebiet geworden wäre, wenn — ja wenn es keine Wintersportorte gegeben hätte. Wie Himmelsjoch.
    »Gehen wir morgen aufs Madelejoch, Flori?« fragte Elisabeth, die Bumsi genannt wurde.
    »Abwarten«, sagte der Flori etwas mürrisch. Die Bumsi begann ihm bereits auf die Nerven zu gehen. Dabei hatte sie erst seit einer Woche bei ihm Unterricht.
    Der Florian Leitner war nämlich Skilehrer. Das heißt, eigentlich war er der Juniorchef von der »Blauen Gans«, einem der ersten Häuser am Platze, wie es im Prospekt stand. Aber dazu hatte er selten Zeit. Das überließ er seinen Eltern, das Hotel. Er selbst mußte, wie gesagt, Skiunterricht geben.
    Das war anstrengend genug. Wenn man so fesch aussah wie der Florian. Er war schon ein paarmal verlobt gewesen. Mit Amerikanerinnen, Französinnen, Deutschen, Österreicherinnen, nun, was halt so in seiner Skigruppe im Laufe der Winter das Skilaufen erlernt hatte. Zu heiraten hatte er nie brauchen. Da hatte er meist im letzten Moment einen Kristiana gerissen und war gerade noch so vorbei.
    Trotzdem hatten sie ihn alle in bester Erinnerung, seine Schülerinnen. Das bewiesen die Ansichtskarten mit den bunten ausländischen Marken, die an Weihnachten waschkorbweise bei ihm eintrafen.
    Er kannte sich also aus unter den Schönen Europas. Und wenn er angesichts von »was Neuem« durch die Zähne pfiff, dann konnte die Neue sich darauf einen Stiefel einbilden. Diesmal hatte der Flori sogar zweimal gepfiffen.
    »Mei, dees is amal a ganz a Saubere, euer neues Barfräulein«, hatte er demWammetsberger junior zugeflüstert, als ihm Kirsten vorhin ins Kenner auge fiel, »und solcherne Haar! Ein tizianroter Skalp fehlt noch in meiner Sammlung.«
    Nun hockte er also auf dem Barschemel, der Flori, und guckte die Kirsten an wie der Kater den Kanarienvogel.
    »Noch zwei?« fragte die Neue und riß dem Flori die Gläser weg.
    »Wie heißen Sie, Fräulein?« fragte er statt einer Antwort.
    »Sie dürfen Kiki zu mir sagen«, sagte Kirsten und handelte sich einen stechenden Blick von Frau Klötzel ein.
    »Und wo haben Sie früher gearbeitet?«
    »Bayerischer Hof in München, Vier Jahreszeiten in Hamburg, Hilton Berlin und noch so einiges«, log Kirsten.
    »Respekt!« meinte der Flori. »Trinken Sie einen mit?«
    »Ich trinke nur Champagner«, antwortete Kirsten abwesend und putzte Gläser.
    »Champagner«, sagte Frau Klötzel spitz, »den han ich
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