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Liebe auf dem Pulverfaß

Liebe auf dem Pulverfaß

Titel: Liebe auf dem Pulverfaß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kehat nach Israel zurückholt?«
    »Man hat es schon versucht.«
    »Aha!« schrie Ghazi. »Und wir sehen einfach zu!«
    »Kehat weigert sich. Gibt es eine bessere Fessel als zwei Frauenarme?«
    »Ist ein Mädchen plötzlich wichtiger als unsere Heimat?«
    »Sie ist die Tochter Safars.«
    Ghazi Muhamed knöpfte seinen Kragen auf. Die Erregung ließ seinen Hals anschwellen. »Husan –«, sagte er heiser und trank schnell einen Schluck Kaffee, um seine trockene Kehle anzufeuchten. »Ich habe meine ganze Familie verloren, Tausende haben nichts gerettet als ihr nacktes Leben, zwei Millionen leben wie die Ratten rundherum an den Grenzen ihrer gestohlenen Heimat … was bedeutet da noch die Tochter eines Dr. Safar?«
    »Sag es ihm selbst …« Die tiefe Stimme Husans wurde von einem Knattern in der Leitung unterbrochen, aber Ghazi verstand noch den Schluß des Satzes: »Er wird morgen um 17 Uhr in Köln Wahn landen …« Dann riß die Verbindung mit Damaskus ab. Ghazi hatte den Eindruck, daß es eine vorbereitete Störung gewesen war und Husan einfach nach ein wenig Krach in der Sprechmuschel aufgelegt hatte.
    Morgen, dachte Ghazi. Um 17 Uhr. Das sind noch dreißig Stunden Zeit. Wenn Safar Murad al Mullah erst in Köln eingetroffen ist, nehmen die Dinge einen zu harmlosen Verlauf.
    Er betrachtete durch das kleine Fenster wieder Amina. Sie beugte sich über den Block mit den Reiseanmeldungen und füllte für das deutsche Ehepaar einen Antrag aus.
    Noch dreißig Stunden, um die Welt erneut in Aufruhr zu bringen.
    Ghazi Muhamed beschloß, auf eigene Faust zu handeln.
    Der Haß – sagen die Araber – ist eine Traube mit bitterer Schalle und süßem Fleisch.
    Aber er zerstört das Gehirn … und das verschweigen sie.
    Sie kannten sich jetzt zehn Tage und erlebten ihre Liebe wie ein wahrgewordenes Märchen.
    Es war eine zarte Liebe, kein Rausch, der immer nur im Bett endet. Sie hatten sich bisher nur geküßt, und als Kehat einmal mit beiden Händen über ihren Körper streichelte und ihre spitze Brust umfaßte, spürte er, wie sie innerlich erstarrte, ihre Muskeln sich spannten und ihre Augen wieder die tiefe Schwärze annahmen, die unbegreiflich war.
    »Du hast Angst –«, fragte er leise, aber ließ seine Hände über ihren Brüsten liegen.
    »Du bist der erste Mann, der mich anfaßt …«, sagte sie. »So anfaßt … Aber es ist schön. Laß deine Hände dort …«
    »Aber du machst dich steif. Du bist wie erstarrt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich spüre es gar nicht.« Sie log, er sah es an ihrem Gesicht. Ihre Lippen zitterten, die Backenknochen stachen durch die Haut, sie biß die Zähne zusammen, als er sie wieder streichelte und mit den Händen hinunter zu ihrem Schoß glitt. Sie saßen auf der Couch in Aminas kleinem Appartement im Kölner Vorort Ehrenfeld, einem Neubau mit dünnen Wänden, großen Fenstern und hallenden Betondecken, die nur durch den Teppichboden erträglich wurden. In der Nebenwohnung lief das Fernsehgerät, ein Tierfilm, man hörte durch die Wand deutlich das Brüllen eines Löwen und die Stimme des Erzählers. Über ihnen ertönte Tanzmusik und sickerte das schlürfende Geräusch von Tanzschritten durch die Decke.
    »Das sollten wir auch tun –«, sagte Kehat mit belegter Stimme.
    »Was?«
    »Tanzen.«
    »Die da oben?« Amina nickte nach oben. »Das ist Marion Aufhäuser. Verkäuferin in einem Handschuhladen. Um die Wohnung zu bezahlen, schläft sie mit reichen, dicken Männern. Sie hat ihre Stammkundschaft.« Amina blickte auf die Uhr. »Noch ein paar Minuten, dann hörst du das Bett knarren … dort drüben in der Ecke steht es … Das ist immer lauter als nebenan das Fernsehen …«
    Sie blieb mit durchgedrücktem Kreuz sitzen, wie in einem Gipspanzer, vermied es, auf Kehats Hände zu sehen und zwang sich, das Zittern ihrer Mundwinkel zu unterdrücken. Er nahm die Hände von ihrem Schoß und umfaßte ihren Kopf.
    »Amina –«
    »Hörst du – jetzt tanzen sie nicht mehr.« Ihre Stimme schwankte.
    »Ich habe an meine Eltern geschrieben«, sagte Kehat. »Ich habe ihnen geschrieben, daß ich dich liebe und daß ich dich heiraten will …«
    »Und sie haben geantwortet: Kehat, welch ein Idiot du doch bist …«
    »Mein Vater ist ein stiller Mann … er sagte es nicht ganz so brutal.«
    »Aber der Sinn stimmt, nicht wahr?«
    »Es ist eine andere Generation, Amina.«
    Sie hielt seine Hand fest, die wieder zu ihrer Brust glitt, und schüttelte den Kopf. »Du hast den Namen meines Vaters noch nie
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