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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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T-Shirt und stopfe die Pistole zwischen beide hinten im Kreuz unter meinen Gürtel. Das ist nicht die ideale Art, eine Waffe zu tragen, aber ich habe kein Halfter. Und wenn ich in der Vergangenheit auf diese Methode zurückgegriffen habe, habe ich mir nie versehentlich einen Brocken Fleisch aus meinem Hintern geschossen.
    Obwohl ich Waffen nicht leiden kann und gewöhnlich keine Waffe trage und obwohl ich mich selbst dann hinterher elend fühle, wenn ich Männer von der übelsten Sorte in Notwehr oder zur Verteidigung Unschuldiger töte, bin ich kein so fanatischer Waffengegner, dass ich mich lieber ermorden ließe, als eine Waffe zu benutzen.
    Boo materialisiert sich an meiner Seite.
    Er ist der einzige Geist eines Tieres, den ich jemals gesehen habe. Als Unschuldiger hat er bestimmt keine Angst davor, was ihn auf der anderen Seite erwarten könnte. Obwohl er nicht stofflich vorhanden ist und einen Bösewicht nicht beißen kann, bin ich überzeugt davon, dass er hier verweilt, weil ein Moment kommen wird, wenn er Lassie sein wird und ich Timmy, und dann wird er mich davor bewahren, in einen aufgegebenen Brunnen oder etwas Entsprechendes zu fallen.
    Leider kennen heute die meisten Kinder Lassie nicht mehr. Der Medienhund, den sie am besten kennen, ist Marley, und von dem ist kaum anzunehmen, dass er Kinder aus einem Brunnen oder aus einer brennenden Scheune rettet; es ist eher anzunehmen, dass er sie vollkotzt und den Brand in der Scheune überhaupt erst verursacht.
    Die düstere Stimmung, die mich seit den jüngsten Ereignissen in Magic Beach niedergedrückt hat, scheint von mir abgefallen zu sein. Seltsamerweise regeneriert nichts so schnell meinen gesunden Menschenverstand wie eine schaurige Begegnung mit etwas scheinbar Übernatürlichem, die mich auch gleich wieder auf den festen Boden der Vernunft stellt.
    In den angestrahlten Ästen der Bäume lässt der schwache nächtliche Windhauch das Laub beben wie in Erwartung eines nahenden Übels. Um mich herum erschaffen zitternde Muster aus Licht und Schatten auf dem Boden die Illusion, dass er unter meinen Füßen seine Festigkeit verloren hat.
    In den bogenförmig angeordneten Bungalows ist nirgendwo Licht in den Fenstern zu sehen, mit Ausnahme der beiden Einheiten, die Annamaria und ich bezogen haben, obwohl hier fünf weitere Fahrzeuge geparkt sind. Falls diese Gäste des Motels Harmony Corner schlafen, blättert vielleicht ein heimlicher Leser ihre Erinnerungen durch und sucht darin nach … nach was eigentlich? Möchte er sie nur kennenlernen?
    Der Leser – wer oder was auch immer er sein mag – will mehr. Er will mich nicht nur kennenlernen. So sicher, wie die Antilope in dem Dokumentarfilm den Panther für mehrere Tage ernähren wird, bin ich Beute, vielleicht nicht, um gefressen zu werden, sondern um in irgendeiner Form benutzt zu werden.
    Ich sehe Boo an.
    Boo sieht mich an. Dann blickt er auf Annamarias beleuchtete Fenster.
    Als ich vor Bungalow 6 leicht an die Tür klopfe, schwingt sie auf, als sei der Riegel nicht vorgeschoben gewesen. Ich trete ein und finde Annamaria auf einem Stuhl an einem kleinen Tisch vor.
    Sie hat einen Apfel aus dem Korb geholt, ihn geschält und in Scheiben geschnitten. Sie teilt ihn sich mit Raphael. Der Golden Retriever sitzt in Habachtstellung neben ihrem Stuhl, zermalmt einen Schnitz von dem Apfel und leckt sich die Schnauze.
    Raphael sieht Boo an, und seine Schwanzspitze zuckt. Er ist froh, dass es nicht nötig ist, seine Portion mit einem Geisterhund zu teilen. Alle Hunde sehen verweilende Geister; sie geben sich nicht so vielen Selbsttäuschungen über die wahre Natur der Welt hin wie die meisten Menschen.
    »Ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen ?« , frage ich Annamaria.
    »Fällt nicht immer etwas Ungewöhnliches vor ?«
    »Du hast keinen … keinen wie auch immer gearteten Besucher gehabt ?«
    »Nur dich. Möchtest du ein Stück von dem Apfel, Oddie ?«
    »Nein. Ich glaube, du bist hier in Gefahr .«
    »Von den vielen Menschen, die mich töten wollen, ist keiner in Harmony Corner .«
    »Wie kannst du sicher sein ?«
    Sie zuckt die Achseln. »Niemand hier weiß, wer ich bin .«
    »Nicht mal ich weiß, wer du bist .«
    »Siehst du ?« Sie gibt Raphael ein weiteres Apfelstückchen.
    »Ich werde eine Weile nicht nebenan sein .«
    »In Ordnung .«
    »Für den Fall, dass du nach mir schreist .«
    Sie wirkt belustigt. »Weshalb um alles in der Welt sollte ich schreien? Ich habe noch nie geschrien .«
    »Nie in deinem
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