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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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ganzen Leben ?«
    »Man schreit, wenn man erschrickt oder sich fürchtet .«
    »Du hast gesagt, es gibt Menschen, die dich töten wollen .«
    »Aber ich fürchte mich nicht vor ihnen. Man tut, was man tun muss. Mir wird nichts passieren .«
    »Vielleicht solltest du mit mir kommen ?«
    »Wohin gehst du ?« , fragt sie.
    »Hierhin und dorthin .«
    »Hier bin ich bereits, und dort war ich schon .«
    Ich sehe Raphael an. Raphael sieht Boo an. Boo sieht mich an.
    »Du hast mich gefragt, ob ich für dich sterben würde, und ich habe Ja gesagt .«
    »Das war ganz reizend von dir. Aber du wirst heute Nacht nicht für mich sterben müssen. Hab es nicht so eilig .«
    Früher glaubte ich, in Pico Mundo gäbe es überdurchschnittlich viele verschrobene Menschen. Da ich mittlerweile ganz schön herumgekommen bin, weiß ich, dass Exzentrik ein universeller Charakterzug der Menschheit ist.
    »Es könnte gefährlich sein zu schlafen .«
    »Dann werde ich eben nicht schlafen .«
    »Soll ich dir schwarzen Kaffee aus dem Lokal holen ?«
    »Warum ?«
    »Damit dir das Wachbleiben leichter fällt .«
    »Ich vermute, du schläfst, wenn du Schlaf brauchst. Aber verstehst du, junger Mann, ich schlafe nur dann, wenn ich es will .«
    »Wie funktioniert das ?«
    »Blendend .«
    »Willst du nicht wissen, warum es gefährlich sein könnte zu schlafen ?«
    »Weil ich aus dem Bett fallen könnte? Oddie, ich verlasse mich darauf, dass du mich nicht leichtfertig ermahnt hast, und ich werde wach bleiben. Jetzt geh und tu das, was du tun musst .«
    »Ich werde herumschnüffeln .«
    »Dann schnüffle, Schnüffler « , sagt sie mit einer Geste, als wollte sie mich verscheuchen.
    Ich ziehe mich aus ihrem Bungalow zurück und schließe die Tür hinter mir.
    Boo läuft bereits auf das Lokal zu. Ich folge ihm.
    Er verblasst wie Nebel, der verdunstet.
    Ich weiß nicht, wohin er geht, wenn er sich entmaterialisiert. Vielleicht kann ein Geisterhund nach Belieben auf die andere Seite und wieder zurück reisen. Ich habe nie Theologie studiert.
    Für den letzten Januartag auf mittlerer Höhe der kalifornischen Küste ist die Nacht mild. Und still. Die Luft riecht schwach und angenehm nach Meer. Dennoch ist mein Gefühl drohend bevorstehender Gefahr so groß, dass ich nicht erstaunt sein werde, wenn sich der Boden unter meinen Füßen öffnet und mich schluckt.
    Große Nachtfalter tollen um das Schild auf dem Dach des Diners herum. Ihre natürliche Farbe muss weiß sein, da sie, je nachdem, welcher Neonröhre sie näher sind, ganz und gar blau oder rot werden. Dunkle Fledermäuse kreisen unablässig und nähren sich von dem leuchtend bunten Schwarm.
    Ich sehe nicht in allem Zeichen und Omen. Die gefräßigen und doch stummen fliegenden Nagetiere jagen mir dennoch einen Schauer über den Rücken, und ich beschließe, mich nicht als Erstes in dem Lokal umzusehen, wie es meine Absicht war.
    Als ich an den drei Sattelschleppern vorbei bin und die Tankstelle erreiche, ist der Jaguar fort. Der Mechaniker fegt den Boden der Werkstatt.
    Ich bleibe an dem offenen Rolltor stehen und sage so heiter: »Guten Morgen, Sir « , als hätte bereits eine grandiose rosa Morgendämmerung den Himmel angemalt und Chöre von Singvögeln feierten das Geschenk des Lebens.
    Als er von seiner Arbeit mit dem Besen aufblickt, komme ich mir vor wie in Das Phantom der Oper . Eine grausige Narbe reicht von seinem linken Ohr über die Oberlippe und durch die Unterlippe zur rechten Seite seines Kinns. Was auch immer die Wunde verursacht hat – man gewinnt den Eindruck, sie könnte nicht von einem Arzt genäht worden sein, sondern von einem Fischer, der dafür einen Angelhaken und ein Stück Anglerdraht benutzt hat.
    Ohne sichtliche Hemmungen aufgrund seines Aussehens sagt er: »Hallo, mein Sohn « , und bedenkt mich mit einem Lächeln, vor dem selbst Dracula zurückgeschreckt wäre. »Du bist schon auf, bevor Wally und Wanda auch nur daran gedacht haben, ins Bett zu gehen .«
    »Wally und Wanda ?«
    »Oh, tut mir leid. Unsere Opossums. Manche behaupten, sie seien nichts weiter als zwei große, hässliche, rotäugige Ratten. Aber ein Beuteltier ist keine Ratte. Und mit hässlich verhält es sich so, wie es von der Schönheit heißt: Sie liegt im Auge des Betrachters. Wie stehst du zu Opossums ?«
    »Leben und leben lassen .«
    »Ich sorge dafür, dass Wally und Wanda allabendlich die Essensreste vom Lokal bekommen, die sonst im Abfall landen würden. Das macht sie fett. Aber sie haben es schwer im
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