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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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zunimmt, bis sie etwas Eulenhaftes an sich haben. Mit dieser rauen, gesenkten Stimme sagt er: Warum kann ich nicht in dir lesen ? Vielleicht ist er weder Eule noch Panther, denn jetzt fühle ich etwas, was Finger zu sein scheinen, als sei ich ein Buch mit zahllosen Seiten, die umgeblättert werden, Seiten, die sich als unbeschrieben erweisen, und die Finger gleiten über das Papier, als suchten sie die erhabenen Punkte einer Biografie in Blindenschrift.
    Die Stimmung schlägt um, die Frustration des gescheiterten Lesewilligen ist greifbar, und in der Dunkelheit sind die Augen plötzlich grün und haben elliptische Pupillen. Wenn das ein Traum ist, dann ist es gleichzeitig auch mehr als ein Traum.
    Obwohl ein Traum sich selbst gestaltet und der Träumer nicht bewusst in das Drehbuch eingreifen kann, steht es, als ich mir Licht wünsche, in meiner Macht, es herbeizurufen. Die Dunkelheit beginnt, sich von den wirren schwarzen Ästen des Baums zurückzuziehen, und die Gestalt des Lesewilligen beginnt, aus der Finsternis heraus zusammenzufließen.
    Ich werde wachgerüttelt, als hätte die mysteriöse Gestalt in dem Albtraum mich aus dem Traum rausgeworfen. Ich sehe zu, dass ich schleunigst auf die Füße komme, und nehme rechts von mir Bewegung wahr, am Rande meines Gesichtsfeldes, aber als ich mich danach umdrehe, stelle ich fest, dass ich allein bin.
    Hinter mir klimpert etwas, als zupfte ein geübtes Händepaar Arpeggios aus den Bass-Saiten einer Harfe. Als ich mich umdrehe, ist kein Ursprung der Klänge offensichtlich – und jetzt ertönen sie nicht mehr von dort, wo sie gerade noch waren, sondern aus der Nische, in der das Bett steht.
    Auf der Suche nach der Quelle der Geräusche werde ich erst in die Schlafnische geführt und dann zur Tür des Badezimmers, die angelehnt ist. Dahinter liegt Dunkelheit.
    In meiner Erschöpfung und emotionalen Verwirrung habe ich meine Pistole vergessen. Sie ist unter den Beifahrersitz des Mercedes geklemmt.
    Die Waffe gehörte früher der Ehefrau eines Pfarrers in Magic Beach. Ihr Ehemann, der Reverend, hatte sie erschossen, ehe sie ihn erschießen konnte. In ihrer speziellen Glaubensgemeinschaft des Christentums sind die Gläubigen offenbar zu ungeduldig, um darauf zu warten, dass Gebete ihre Probleme lösen.
    Ich stoße die Tür zum Badezimmer auf und schalte das Licht an. Das Klimpern schwillt an, aber jetzt ertönt es hinter mir.
    Als ich mich umdrehe, stelle ich fest, dass Boo zurückgekehrt ist, aber nicht ihm gilt mein vorrangiges Interesse. Meine Aufmerksamkeit wird auf das gelenkt, was auch den Hund in seinen Bann schlägt: ein schnelles transparentes Etwas , sichtbar nur durch die Verzerrung, die es den Dingen verleiht, als es die Nische durchquert, den Sitzbereich betritt und in den Bildschirm des Fernsehers hineinzuspringen scheint, ohne ihn zu zertrümmern, und dann ist es fort.
    Diese Erscheinung ist so schnell und gestaltlos, dass ich beinahe den Verdacht habe, ich hätte sie mir nur eingebildet, abgesehen davon, dass sich in der Dokumentation über wild lebende Tiere im Fernsehen konzentrische Ringe kräuseln, als sei der vertikale Bildschirm ein horizontales Gewässer, in das ein Stein geworfen wurde.
    Ich blinzele wiederholt und frage mich, ob das, was ich sehe, wirklich ist oder ob ich ein Problem mit meinem Sehvermögen habe. Das Phänomen lässt allmählich nach, bis das TV -Bild wieder klar und stabil wird.
    Das war kein Geist. Wenn ich einen der verweilenden Toten sehe, ist er das exakte Abbild der einst lebendigen Person, und er bewegt sich nicht so schnell, dass ihm das Auge nicht folgen kann.
    Die Toten sprechen nicht und verursachen auch keine anderen Geräusche. Kein Kettenrasseln. Keine unheilvollen Schritte. Sie haben kein Gewicht, das die Treppenstufen zum Knarren bringt. Und sie zupfen ganz bestimmt keine Arpeggios auf einer Harfe, die nur Bass-Saiten hat.
    Ich sehe Boo an.
    Boo sieht mich an. Er wedelt nicht mit dem Schwanz.

2
    Jetzt bin ich hellwach.
    Der Traum von Baum und Panther hat weniger als fünf Minuten gedauert. Ich leide immer noch an ernsthaftem Schlafentzug, bin aber so alarmbereit, wie es ein Mann in einem Schützenloch sein könnte, wenn er weiß, dass der Feind jeden Moment angreifen wird.
    Ich lasse lieber die Lichter brennen, als nachher in einen dunklen Bungalow zurückzukehren. Also gehe ich aus dem Haus, schließe die Tür ab und hole die Pistole unter dem Beifahrersitz des Mercedes hervor.
    Ich trage ein Sweatshirt über einem
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