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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Autoren: Susan Cooper
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Palk, wo ist Rufus?«
    »Rausgegangen, und ich bin froh darüber, obwohl er uns nachher hier mit seinen großen nassen Pfoten den ganzen Boden schmutzig machen wird. Der Professor hat ihn zu einem Spaziergang mitgenommen. Und hör jetzt auf, an dem Kuchen rumzuknabbern, Jungchen, sonst verdirbst du dir noch das Picknick.«
    Simon kam mit seinem Rucksack zurück. Sie taten ihren Proviant hinein und traten in den kurzen dunklen Flur, der von der Küche wegführte. Mrs Palk winkte ihnen so feierlich hinterher, als zögen sie zum Nordpol.
    »Wer, hat sie gesagt, hat Rufus mit auf einen Spaziergang genommen?«, sagte Jane.
    »Großonkel Merry«, sagte Barney. »Sie nennen ihn alle Professor. Wusstest du das nicht? Mr Penhallow nennt ihn auch so. Sie reden, als kennten sie ihn schon seit Jahren.«
    Sie waren jetzt auf dem Flur des ersten Stockwerks; er war lang und düster, nur von einem kleinen Fenster erhellt. Jane wies mit der Hand auf eine große Holztruhe, die halb verborgen in einer Ecke stand. »Was ist das?«
    »Sie ist verschlossen«, sagte Simon, der versuchte, den Deckel zu heben. »Vermutlich eins der Dinge, die wir nicht anrühren sollen. In Wirklichkeit ist sie voll von Eingeborenengold und Schmuckstücken; wenn wir zurückkommen, nehmen wir sie mit und verstauen sie im Laderaum.«
    »Wer soll sie denn tragen?«, fragte Barney, der einen Sinn für praktisches Handeln hatte.
    »Wir haben doch eine ganze Schar von eingeborenen Trägern. Die gehen im Gänsemarsch hinter uns her und nennen mich Boss.«
    »Da kannst du aber lange warten, bis ich dich Boss nenne.«
    »Eigentlich solltest du der Steward sein und mich Sir nennen. Aye, aye, Sir!«, bellte Simon plötzlich.
    »Sei still«, sagte Jane. »Mutter arbeitet am anderen Ende des Flurs, wenn sie dich hört, macht sie einen Klecks.«
    »Was ist hier drin?«, sagte Barney. Sie standen vor einer dunklen Tür im Schatten des Flurendes. »Ich hab sie früher gar nicht bemerkt.« Er drehte den Türgriff und die Tür öffnete sich mit einem langsamen Knarren nach außen. »Seht mal, hier geht es ein paar Stufen hinunter und wieder in einen kurzen Flur und am Ende ist wieder eine Tür. Los, kommt.«
    Sie schritten über einen verschlissenen Läufer nach unten. Die Wände waren mit ganzen Reihen alter Landkarten behängt.
    Der kleine Korridor roch wie das ganze Haus nach Möbelpolitur, Alter und der See, und doch roch es auch nicht wie diese Dinge, es roch einfach fremd.
    »He«, sagte Simon, als Barney nach der Klinke griff, »ich bin der Kapitän. Ich gehe als Erster. Da drinnen könnten Kannibalen sein.«
    »Kannibalen«, sagte Barney verächtlich, aber er ließ Simon die Tür öffnen.
    Es war ein seltsamer kleiner Raum, sehr klein und kahl. Er hatte nur ein einziges rundes, bleigefasstes Fenster, das landeinwärts über die grauen Schieferdächer und die Weiden blickte. In der Kammer standen ein Bett mit einem rotweiß gemusterten Baumwollüberwurf, ein Holzstuhl, ein Kleiderschrank und ein Waschgestell mit einer großen blau gemusterten Waschschüssel und einer passenden Wasserkanne. Das war alles.
    »Na, das ist aber nicht sehr interessant«, sagte Jane enttäuscht. Sie blickte um sich; sie hatte das Gefühl, dass etwas fehlte. »Guckt mal, es gibt nicht einmal einen Teppich hier, nur den nackten Boden.«
    Barney tappte zum Fenster hinüber. »Was ist das?« Er hob einen langen, dunklen, gelblich schimmernden Gegenstand auf, der auf der Fensterbank gelegen hatte. »Es ist eine Art Rohr.«
    Simon nahm ihm das Ding aus der Hand und drehte es neugierig hin und her. »Es ist ein Teleskop in einer Hülse.« Die Hülse ließ sich in zwei Teile auseinander schrauben. »Nein, so was —es ist nur die Hülse ohne etwas drin.«
    »Jetzt weiß ich auch, woran dieses Zimmer mich erinnert«, sagte Jane plötzlich. »Es ist wie eine Kabine in einem Schiff. Das Fenster sieht genau wie ein Bullauge aus.«
    »Wir sollten das Fernrohr mitnehmen für den Fall, dass wir uns verirren«, sagte Simon. Das Rohr in der Hand gab ihm ein angenehmes Gefühl der Wichtigkeit.
    »Sei nicht so blöd. Es ist doch nur ein leeres Etui«, sagte Jane. »Und außerdem gehört es uns nicht. Leg es wieder hin.«
    Simon machte ein böses Gesicht.
    »Wir sind doch im Dschungel«, sagte Jane hastig, »nicht auf See. Da sind Landmarken, nach denen wir uns richten können.«
    »Schon gut.« Simon legte das Etui zögernd zurück.
    Sie traten wieder aus dem kleinen dunklen Korridor hinaus, und als sie die
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