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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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zerbeulte Zinnkrüge.
    »Du meine Güte!«, sagte Simon.
    Von unten kam gedämpfter Protest, deshalb stemmte er sich durch die Öffnung nach oben und ließ sich seitwärts auf den Boden rollen, um Platz zu machen. Barney und Jane kamen hinter ihm her.
    »Simon«, sagte Jane und sah ihn entgeistert an. »Du bist aber dreckig.«
    »Das sieht einem Mädchen wieder ähnlich. All das hier um dich herum und du siehst nur ein bisschen Staub. Den kann man doch abklopfen.« Er klopfte ohne viel Erfolg an seinem scheckigen Hemd herum. »Aber ist das hier nicht herrlich? Seht doch!«
    Barney stöhnte vor Vergnügen, während er vorsichtig zwischen den vielen Gegenständen auf dem Boden herumstelzte. »Hier ist ein altes Steuerrad ... und ein Schaukelstuhl ... und ein Sattel. Ob der Kapitän denn ein Pferd gehabt hat?«
    Jane wollte eigentlich eine beleidigte Miene machen, aber es gelang ihr nicht. »Hier können wir wirklich Forscher sein und alles nur Mögliche entdecken.«
    »Es ist eine Schatzhöhle. Hier wollten auch die Eingeborenen hin. Hört ihr unten ihr zorniges und enttäuschtes Geheul?«
    »Sie tanzen im Kreis herum und der Medizinmann steht in der Mitte und verflucht uns.«
    »Lass ihn nur fluchen«, sagte Barney munter. »Wir haben Proviant für sehr lange Zeit. Ich bin hungrig.«
    »Oh, noch nicht, hungrig kannst du gar nicht sein. Es ist erst vier Uhr.«
    »Nun, da ist es doch Zeit zum Teetrinken. Und wenn man auf der Flucht ist, isst man wenig und oft, denn man wagt nicht, lange Halt zu machen. Wenn wir Eskimos wären, würden wir jetzt alte Schnürsenkel kauen. In meinem Buch steht ...«
    »Dein Buch interessiert uns nicht«, sagte Simon. Er griff in den Rucksack. »Hier hast du einen Apfel. Nimm ihn und halt den Mund. Ich will mich erst einmal richtig umsehen, danach halten wir unser Picknick. Und wenn ich warten kann, dann kannst du es auch.«
    »Ich sehe nicht ein, warum«, sagte Barney, aber er biss munter in den Apfel. Dabei schlenderte er umher und verschwand schließlich zwischen dem Messingskelett des alten Bettes und einem leeren Schrank.
    Während der nächsten halben Stunde stocherten sie wie in einem glücklichen, staubigen Traum in den abgestellten Sachen, den zerbrochenen Möbeln und dem alten Zierrat herum. Jane dachte, es ist, als würde man in einer fremden Lebensgeschichte lesen. Sie betrachtete gerade die streichholzdünnen Masten des Schiffes, das für alle Zeiten bewegungslos in der grünen Glasflasche segelte. Alle diese Dinge waren einmal benutzt worden, hatten zum täglichen Leben des Hauses unten gehört. Jemand hatte in diesem Bett geschlafen, gespannt beobachtet, wie der Zeiger dieser Uhr von einer Minute zur anderen wanderte, hatte sich freudig auf jede dieser Zeitschriften gestürzt, wenn sie ankam. Aber alle diese Menschen waren längst tot oder weggezogen und die Überreste ihres Lebens lagen hier vergessen herum. Sie wurde ganz traurig.
    »Ich habe einen Mordshunger«, sagte Barney kläglich.
    »Und ich bin durstig. Das macht all der Staub hier. Kommt, wir wollen auspacken, was Mrs Palk uns mitgegeben hat.«
    »Dieser Dachboden ist ein Schwindel«, sagte Simon, hockte sich auf ein knarrendes Stück Segeltuch und öffnete den Rucksack. »Alle wirklich interessanten Kisten sind verschlossen. Seht euch zum Beispiel die da an.« Er wies mit dem Kinn auf eine schwarze Eisenkiste, deren Deckel mit zwei rostigen Vorhängeschlössern gesichert war. »Ich wette, die ist voll Familienschmuck.«
    »Ja«, sagte Jane bedauernd, »aber wir sollen doch nichts anrühren, was verschlossen ist.«
    »Vieles ist aber auch nicht verschlossen«, sagte Simon und reichte ihr die Limonadenflasche. »Hier, trink mal. Wir haben vergessen, Becher mitzunehmen. Und nur keine Angst, wir werden nichts klauen, wenn auch hier bestimmt seit Jahren niemand mehr gewesen ist.«
    »Gib was zu essen her«, sagte Barney.
    »Der Kuchen ist da in der Tüte. Nimm dir. Vier für jeden, ich hab sie gezählt.«
    Barney streckte eine äußerst schmutzige Hand aus.
    »Barney«, kreischte Jane. »Putz dir die Hand ab. Du isst sonst alle möglichen Bazillen und kriegst Typhus oder — oder Tollwut oder so was. Hier hast du mein Taschentuch.«
    »Tollwut kriegen nur Hunde«, sagte Barney und betrachtete interessiert die schwarzen Fingerspuren auf dem kleinen Kuchen. »Jedenfalls hat Papa gesagt, die Leute machten viel zu viel Getue mit den Bazillen. Schon gut, Jane, hör auf, mit diesem blöden Lappen zu wedeln, ich hab selbst ein

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