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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Autoren: Susan Cooper
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viel weiter, über dein Bett hinweg bis zum Fenster. Auf der anderen Seite muss also noch ein Raum sein.«
    Jane kam ins Schlafzimmer zurück.
    »Die Wand draußen scheint längst nicht so lang wie die hier drinnen«, meinte sie.
    »Das ist sie auch nicht, und ich glaube«, sagte Simon langsam, »das bedeutet, dass hinter dem Kleiderschrank eine Tür sein muss.«
    »Womit wir am Ende wären«, sagte Jane enttäuscht. »Der Kleiderschrank ist riesig. Den werden wir niemals von der Stelle rücken.«
    »Wieso nicht?« Simon betrachtete den Kleiderschrank nachdenklich. »Wir müssen ganz unten anfassen und aufpassen, dass er nicht kippt. Wenn wir alle an einer Ecke ziehen, können wir ihn vielleicht schwenken.«
    »Dann los«, sagte Jane. »Du und ich, wir ziehen, und Barney stützt den Schrank oben und schreit, wenn er merkt, dass er kippt.«
    Die beiden bückten sich und zerrten an einem Fuß des Schrankes.
    Nichts geschah.
    »Ich glaube, das blöde Stück ist am Fußboden festgenagelt«, sagte Jane empört.
    »Nein, bestimmt nicht. Los, komm, noch einmal. Eins, zwei, drei — zieht!«
    Das hölzerne Ungetüm bewegte sich unwillig knarrend ein paar Zentimeter über den Boden.
    »Weiter, weiter, er kommt!« Barney konnte kaum still stehen.
    Simon und Jane zerrten und stießen und stöhnten, ihre Turnschuhe rutschten über das Linoleum; und ganz allmählich bewegte sich der Schrank in einem Winkel von der Wand weg. Barney, der ins Düster dahinter spähte, schrie plötzlich auf.
    »Da ist sie! Da ist eine Tür! Uff — « Er stolperte rückwärts, schnappte nach Luft und nieste. »Sie ist ganz voller Staub und Spinnweben, sie ist bestimmt seit Jahren nicht mehr aufgemacht worden.«
    »Also los, versuch es«, keuchte Simon mit rotem Gesicht. Der Erfolg verschlug ihm den Atem.
    »Hoffentlich öffnet sie sich nicht auf uns zu«, sagte Jane, die erschöpft auf dem Boden saß. »Ich kann dieses Ding keinen Zentimeter weiterziehen.«
    »Sie tut's nicht«, kam Barneys Stimme gedämpft hinter dem Schrank hervor. Sie hörten, wie die Tür sich mit unwilligem Kreischen öffnete. Dann tauchte Barney wieder auf; ein dicker dunkler Streifen lief über eine seiner Wangen. »Da ist kein Zimmer. Es ist eine Treppe. Eher eine Leiter. Sie führt auf eine Art Dachboden und da oben ist es hell.« Er sah Simon mit einem schiefen Grinsen an. »Du kannst als Erster gehen, Boss.«
    Einer nach dem andern zwängten sie sich hinter den Schrank und durch die kleine verborgene Tür. Dahinter war es zuerst sehr dunkel. Simon musste blinzeln, dann sah er eine Leiter vor sich mit weit auseinander stehenden Holmen, die steil zu einem dämmrigen Viereck hinaufführte, hinter dem er nichts mehr erkennen konnte. Die Stufen waren dick mit Staub bedeckt, und einen Augenblick lang hatte er Angst, die Stille zu stören.
    Dann hörte er schwach über seinem Kopf das sanfte, vertraute Murmeln der See. Dieses freundliche Geräusch machte ihm Mut, und er erinnerte sich sogar daran, dass sie ja auf einer Expedition waren. »Der Letzte macht hinter sich die Tür zu«, rief er nach unten. »Damit die Eingeborenen nicht nachkommen.« Dann begann er, die Leiter hinaufzusteigen.

3. Kapitel
    Als Simon den Kopf oben durch die Luke steckte, blieb ihm, genau wie vorher Barney, der Atem stehen: »Aah — Aah — « Dann nieste er gewaltig. Staubwolken stiegen auf und die Leiter wackelte.
    »He«, rief Barney empört von unten und drehte sein Gesicht von den zuckenden Fersen seines Bruders weg.
    Simon öffnete die tränenden Augen und blinzelte. Um ihn herum lag ein riesiger Dachboden, der über die ganze Länge und Breite des Hauses reichte. Im schrägen Dach befanden sich zwei blinde Fenster. Der ganze Raum war übersät mit der fantastischsten Sammlung von Gegenständen, die er je gesehen hatte. Kisten, Truhen und Koffer standen überall herum; dazwischen lagen Haufen von schmutzigem grauem Segeltuch und nachlässig aufgerollten Tauen; Stapel von Zeitungen und Zeitschriften, vom Alter vergilbt, eine Messing-Bettstelle und eine Standuhr ohne Zifferblatt. Während Simon sich umsah, bemerkte er kleinere Gegenstände: eine zerbrochene Angelrute, einen Strohhut, der über die Ecke eines Ölgemäldes gestülpt war. Das Bild war so nachgedunkelt, dass es nur noch eine große schwarze Wolke bildete. Er sah eine leere Mausefalle, ein Flaschenschiff, eine Vitrine voller Steinbrocken, ein paar alte enge Stiefel, deren Schäfte zur Seite gesunken waren, als wären sie müde; ein paar
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