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Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
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hinzugeben.
    Die Finsternis war nichts. Sie bedeutete nichts. Ich hatte mit Rogan gemeinsam zu viel durchgestanden, um jetzt wegen ein bisschen Dunkelheit alles zu verlieren.
    Ich fing an, stumm in meinem Kopf zu zählen.
    Zwanzig … neunzehn … achtzehn …
    Einen Moment lang kniff ich die Augen zu und atmete ein. Ich füllte meine Lunge mit Luft. Dann kroch ich los. Ich wusste nicht mehr genau, wo es langging. Ich tastete mich den Boden entlang, bis ich das Ledersofa berührte. Bis meine Hände über dengoldenen Buddha strichen.
    Ich kam an eine Wand, die glatt und kalt war. Beißender Rauch brannte in meiner Nase.
    Höher und höher.
    Neun … acht … sieben …
    Meine Schwester schrie.
    Ich schob die Erinnerung beiseite.
    Denk an Rogan. Rogan ist hier. Er ist jetzt hier.
    Fünf … vier … drei …
    Die Kante des Monitors. Ich zuckte zusammen, als der scharfe Rand des zerbrochenen Glases in meinen Finger schnitt. An der Seite. Ja, dort. Das grüne Lämpchen flackerte noch immer schwach neben dem Schlitz, in den ich die Disc geschoben hatte. Ich tastete nach dem kleinen Knopf zum Auswerfen. Eilig drückte ich ihn. Die Disc wurde ausgeworfen und landete in meiner Hand.
    Ich steckte sie in die Tasche, kniete mich hin und krabbelte über den Boden. Diesmal bewegte ich mich schneller. Ich suchte ihn. Suchte Rogan in der Dunkelheit.
    „Wo bist du?“, flüsterte ich. Meine Stimme brach.
    Ich erhielt keine Antwort.
    Ich probierte, mir den Raum vorzustellen. So zu tun, als wäre er noch immer von den Deckenlampen erhellt. Ich rief mir vor mein geistiges Auge, wo Rogan sich den Kopf gehalten hatte und zu Boden gefallen war, und kroch in die, wie ich hoffte, richtige Richtung.
    Stück für Stück tastete ich mich vorwärts. Und endlich berührte ich etwas. Einen Stiefel. Einen großen Stiefel, der mir bekannt vorkam. Ich fuhr mit der Hand an einem muskulösen Unterschenkel entlang und ein Bein hinauf bis zu einem flachen Bauch. Ja. Das Schlüsselbein. Und da war sein Hals – ich küsste seinen Hals. Und sein Kinn. Und seine Lippen, die so warm an meinen waren.
    Ich schob meine Hände in seine Haare und zog ihn an mich. Er rührte sich nicht.
    „Rogan, stirb nicht. Nicht nach allem, was wir durchgestanden haben.“
    Ich hatte Angst davor, seinen Puls zu prüfen, dennoch wusste ich, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich legte meine Finger an seinen Hals und fühlte seinen Pulsschlag.
    Ich konnte ihn spüren.
    Erleichterung durchströmte mich. „Du hast mir eine Mordsangst eingejagt, du Idiot“, flüsterte ich. Er sagte noch immer nichts, was mich nicht gerade beruhigte. Er war bewusstlos, vielleicht verletzt, doch er hatte einen Puls. Er lebte.
    In der Dunkelheit fand ich seine Lippen und presste meinen Mund darauf.
    Eine ferne, flüchtige Erinnerung an ein Märchen, das meine Mutter mir einmal erzählt hatte, kam mir in den Sinn. Dornröschen. Der gut aussehende Prinz weckte die hübsche Prinzessin mit dem perfekten Kuss auf.
    Das ist wirklich ein verkorkstes Märchen, in das ich da geraten bin.
    Ich küsste ihn weiter und achtete nicht auf andere Gedanken.
    Die Sekunden verstrichen, doch irgendwann nahm ich wahr, wie er mit einem leichten Aufkeuchen an meinen Lippen den Kuss erwiderte.
    „Kira?“
    Freude durchflutete mich und verjagte die Dunkelheit – zumindest die Dunkelheit in meinem Inneren. Es herrschte immer noch Stromausfall und wir steckten zwei Stockwerke unterhalb der Erdoberfläche fest. „Tja, wer sonst würde dich mitten in einem stockfinsteren Zimmer befummeln?“
    Er schnaubte leise. „Ich verstehe das als ein Ja.“
    „Du lebst.“
    „Ist das eine Frage?“
    „Ich werde dir in den Hintern treten.“ Ich sagte es streng, doch das Lächeln in meiner Stimme konnte ich nicht unterdrücken.
    „Zieh eine Nummer und stell dich hinten an. Ich habe eine Kugel in meiner Schulter. Und mein Kopf bringt mich um.“
    „Meiner mich auch.“
    „Was ist mit meinem Vater?“
    Mein Herz zog sich zusammen. „Ich glaube … Ich … Ich glaube, er ist tot, Rogan. Es tut mir so leid.“
    „Oh.“ Eine ganze Weile herrschte Stille. „Hier ist es sehr dunkel.“
    „Ja, das ist es.“
    „Hast du nicht Angst im Dunkeln?“
    „Ich bin wie gelähmt.“
    „Das habe ich mir gedacht.“ Es folgte wieder eine Pause, und ich spürte, wie er seine Hand auf meinen Rücken legte. „Ich bin erstaunt, dass das Notstromaggregat noch nicht angesprungen ist.“
    „Ja. Ich schätze, dass Joe – abgesehen von dem
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