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Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe
Autoren: Michelle Rowen
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du mich mit einem lächerlichen Programm nicht aufhalten kannst …“
    Unvermittelt verstummte er, und die Hand, in der er die Waffe hielt, fiel schlaff herunter.
    Ich warf einen Blick auf den Monitor. Das Bild von Joe war weg, und stattdessen liefen weitere Computercodes über den Monitor.
    Gareth hob eine Hand an seine Stirn.
    „Fühlen Sie sich gerade nicht mehr so toll?“, fragte ich.
    „Es ist nichts.“
    Ich musterte ihn. „Vielleicht ist es mit einem Antivirus so wie mit der Hühnersuppe, die meine Mom immer für mich gekocht hat, wenn ich früher eine Erkältung hatte. Manchmal ist die Nase so verstopft, dass man die Suppe nicht gleich schmecken kann. Es dauert ein paar Minuten, bis sie wirkt.“
    Die Hand mit der Waffe zitterte, als er versuchte, sie zu bewegen, und es nicht schaffte. Ich dachte – ich hoffte –, dass er die Kraft verlor, dass er die Macht über den Körper von Rogans Vater verlor.
    Die Zahlen liefen über den Bildschirm.
    „Ein großes schwarzes Loch“, sagte ich zu ihm. Die Angst, die ich zuerst verspürt hatte, wurde von einem Zorn verdrängt, der so weiß glühend war, dass er heiß an die Oberfläche drängte. „Das ist alles, was ich gesehen habe, als ich Sie gelesen habe. Sie haben keine Seele. Sie sind nichts als ein Computerprogramm. Ich empfinde nicht einmal Mitleid mit Ihnen, dass Sie nun zerstört werden. Denn Sie existieren nicht wirklich.“
    „Miststück!“ Es gelang ihm, mit der Pistole auf mich zu zielen und zu schießen. „Ich werde dich umbringen!“
    Der Schuss ging weit daneben. Die Kugel verfehlte mich und durchschlug denMonitor hinter mir. Der Bildschirm sprühte Funken, rauchte und wurde dann schwarz. An der Seite, wo die Disc steckte, flackerte allerdings weiterhin ein kleines grünes Lämpchen. Die Antivirus-Software funktionierte noch immer – auch ohne das Display –, und es drang weiter in das Netzwerk von Ellis Enterprises ein.
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    Dann ächzte Gareth und fiel auf die Knie.
    Rogan umfasste seinen Kopf und riss die Augen auf. Vor Schmerzen schrie er auf. Der Schrei traf mich wie ein Pfeil mitten ins Herz. Das Geräusch von der Alarmsirene erklang wieder. Es war so laut, dass ich es wie einen Schlag empfand, der meinen gesamten Körper zum Erzittern brachte.
    „Rogan!“ Ich rannte auf ihn zu, doch er hob die Hand.
    „Kira …“ Im nächsten Moment rollten seine Augen zurück, und er sackte zu Boden.
    Und dann gingen sämtliche Lichter im Raum aus. Der Alarm verstummte.
    Es hatte einen massiven Stromstoß mit anschließendem Stromausfall gegeben – genau wie in der Nacht, in der Rogan probiert hatte, die Computer zu zerstören.
    Ich fiel auf den Boden. Ich konnte nichts sehen. Nichts. Alles war schwarz.
    „Rogan?“, flüsterte ich. „Bist du noch da?“
    Totale Stille antwortete mir.
    Totale Dunkelheit und totale Stille.
    Sekunden verstrichen, ohne dass sich etwas tat. Überhaupt nichts.
    Ich begann, zu zittern, da meine Phobie mich wie eine riesige Welle überrollte.
    Es fühlte sich an, als wäre ich tot. Vielleicht war ich ja gestorben. Vielleicht waren wir alle tot, und so fühlte es sich an. Vielleicht existierte gar kein Himmel. Vielleicht war diese Dunkelheit alles, was einen erwartete.
    Ich hatte es nicht geschafft, meine Familie in der Dunkelheit zu retten. Ich war feige gewesen und hatte mich unter meinem Bett verkrochen, während ich gelauscht hatte, wie sie ermordet worden.
    Und jetzt war es nicht anders. Ich war wie gelähmt. Nicht in der Lage, mich zu bewegen. Und ich konnte nichts machen, um Rogan zu helfen. Er hatte dasselbe Implantat gehabt wie sein Vater. Ich hatte ihn umgebracht –falls er tot war, dann hatte ich ihn auf dem Gewissen. Es war alles meine Schuld.
    Ich umklammerte meine Knie und zog sie an die Brust.
    Es besteht noch immer Hoffnung. Noch sind wir nicht tot.
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, es war vorbei. Ich konnte nichts unternehmen. Ich hatte zu viel Angst.
    Tu einfach so, als gäbe es einen Countdown, schlug ein kleiner Teil von mir vor.
    Ich musste die Disc mit der Antivirus-Datei aus dem Monitor holen, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichten konnte. Sie war im Server. Der Server musste noch immer Energie haben, und die Datei zerstörte die Implantate.
    Es ist zu spät, flüsterte eine kleine Stimme in meinem Inneren. Die Disc zu entfernen wird nichts ändern.
    Ich beachtete die Stimme nicht weiter. Es nützte mir nichts, mich der völligen Verzweiflung
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