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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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Frauenhand, verharrte lächelnd am Muttermal neben dem Daumengelenk.
    Sie spielte Klavier, war auf Franz Liszt spezialisiert.
    Er atmete aus, ließ das Bild sinken und griff nach seiner Glock. Sie war ein Original von 1983, hatte ihn seit seinem ersten Tag bei der Polizei über neunzehn Jahre lang begleitet. Mit der Handfläche strich er über das matte Plastik des Griffs, entsicherte die Waffe und steckte den Lauf in den Mund. Er schmeckte nach
Schießpulver und Metall. Jacob Kanon schloss die Augen. Von der viel zu großen Menge Riesling drohte der Raum langsam nach rechts zu kippen.
    Nein, dachte er. Noch nicht. Ich bin noch nicht fertig.

FREITAG, 11. JUNI
    Stockholm, Schweden

3
    Die Ansichtskarte lag im Postfach, zusammen mit einer Einladung zum Bouleturnier »Nachrichten- gegen Sportredaktion« und einer zur Weinprobe mit den Kollegen von der Kultur.
    Dessie Larsson stöhnte laut und übergab die überflüssigen Feierlichkeiten gleich dem Altpapier. Wenn die Leute sich etwas mehr ihrem Job widmen würden, anstatt mit Kugeln zu spielen und sich gegenseitig den Rücken zu kratzen, hätte diese Zeitung möglicherweise sogar eine Zukunft. Aber wie die Dinge lagen, sah sie eher schwarz.
    Fast hätte die Ansichtskarte dasselbe Schicksal ereilt wie das Bouleturnier und das Trinkgelage, aber dann warf Dessie doch einen zweiten Blick darauf.
    Wer schickte heutzutage eigentlich noch Postkarten? Noch nie was von der digitalisierten Gesellschaft gehört? Mail oder SMS?
    Das Bild zeigte den Stortorget in der Altstadt Gamla Stan, die Sonne schien und der Himmel war blau. Auf den Parkbänken saßen Menschen, die Eis aßen, der Springbrunnen in der Mitte sprudelte vor sich hin. Vor dem Eingang zur Börse waren zwei Autos vorgefahren, ein Saab und ein Volvo.
    Dessie drehte die Karte um.

    TO BE OR NOT TO BE
IN STOCKHOLM
THAT IS THE QUESTION
WE’LL BE IN TOUCH.
    Was sollte denn der Quatsch?
    Sie drehte die Karte wieder um und studierte das Bild, als könnte sie dort eine Erklärung für die kryptischen Zeilen auf der Rückseite finden. Die Menschen leckten ihr Eis, und das Wasser sprudelte. Weder der Volvo noch der Saab hatten sich vom Fleck bewegt.
    Sie las den Text noch einmal. Er war von Hand geschrieben, in feinsäuberlichen Druckbuchstaben.
    Die Leute sollten sich ein eigenes Leben zulegen, dachte sie und warf die Karte ins Altpapier.
    Dann ging sie an ihren Arbeitsplatz in der Kriminalredaktion.
    »Ist was passiert?«, fragte sie Forsberg, den Nachrichtenchef, und stellte ihren Rucksack auf den Schreibtisch. Den Fahrradhelm und die Windjacke legte sie daneben.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schaute Forsberg über den Rand seiner Brille zu ihr auf, dann wandte er sich wieder der Zeitung zu, die er vor sich hatte.
    »Hugo Bergman hat einen Kommentar geschrieben, die Folkparti plädiert für ein europaweites FBI, und dann haben sie noch ein ermordetes Liebespaar gefunden. In Berlin diesmal.«
    Was hat sich Hugo Bergman denn dieses Mal zusammengelogen?, dachte Dessie und ließ sich an ihrem Schreibtisch nieder. Sie holte den Laptop aus dem Rucksack, loggte sich ins interne Netzwerk der Zeitung ein, und als sie ins Internet ging, öffnete sich als Erstes die Homepage der Zeitung.
    »Soll ich irgendwas weiterverfolgen?«, fragte sie und klickte auf die Nachrichten zum Doppelmord in Berlin.

    »Diese Typen müssen doch wirklich krank sein«, sagte der Nachrichtenchef und blätterte in seiner Zeitung. »Was geht in solchen Leuten vor?«
    »Ich bin Spezialistin für Kleinkriminelle«, sagte Dessie, »nicht für Serienmörder.«
    Forsberg erhob sich und ging hinüber zum Kaffeeautomaten.
    Die Opfer in Berlin waren Australier, las Dessie. Karen und William Cowley, erst dreiundzwanzig Jahre alt, aber schon seit mehreren Jahren verheiratet. Sie waren nach Europa gereist, um sich ein wenig über den Tod ihres kleinen Sohnes hinwegzutrösten. Doch stattdessen waren sie auf die notorischen Mörder getroffen, die in ganz Europa junge Paare umbrachten.
    Dieses Mal war die Ansichtskarte an den Journalisten einer Lokalzeitung gegangen. Sie zeigte den Platz, wo früher Hitlers »Führerbunker« gewesen war, und auf der Rückseite stand ein Shakespeare-Zitat …
    Dessie schnappte nach Luft.
    To be or not to be.
    Sein oder nicht sein.
    Sie sah die Altpapiertonne vor sich.
    »Forsberg«, sagte sie und klang ruhiger, als sie sich fühlte. »Ich glaube, sie sind nach Stockholm gekommen.«

4 »
    Und Sie haben keine Ahnung, warum die Karte
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