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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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schießen. Sylvia sorgte dafür, dass sie nicht vom Strahl getroffen wurde.
    »Bingo«, sagte Mac.
    Schnell ließ die Kraft des Strahls nach und wurde zu einem rhythmischen Pulsieren. Das Blubbern des mit Luft vermischten Bluts, das aus der durchtrennten Luftröhre spritzte, wurde leiser und hörte schließlich ganz auf.
    »Saubere Arbeit«, sagte Mac.
    Sylvia bewegte sich vorsichtig zur Seite und lehnte den Mann gegen das schlichte Kopfteil des Bettes. Als sie die Hände des Mannes auf seinem Bauch arrangierte, die rechte über die linke, wurden ihre Arme blutig, doch sie machte sich noch nicht die Mühe, sich zu waschen.
    »Jetzt zu dir, mein Püppchen«, sagte sie zu der Frau.
    Emily war dünn und leicht, sie atmete schon ganz flach. Das Blut spritzte kaum.
    »Wie viel Champagner hat sie eigentlich getrunken?«, fragte Sylvia und legte die Hände der Frau in die richtige Position.
    Angewidert sah sie an ihren blutverschmierten Armen herunter und stieg in die Dusche. Mac leistete ihr Gesellschaft. Sie zogen
die Latexhandschuhe aus. Sorgfältig seiften sie sich und das Stilett ein, duschten sich ab und ließen das Wasser laufen. Mit einem Hotelhandtuch trockneten sie sich ab und stopften es anschließend zuoberst in Sylvias Rucksack. Dann zogen sie sich an und nahmen die Polaroidkamera zur Hand.
    Sylvia betrachtete die Figuren auf dem Bett und zögerte.
    »Was meinst du?«, fragte sie. »Haut das hin?«
    Mac hob die Kamera. Für einen Augenblick blendete sie das starke Blitzlicht.
    »Haut genau hin«, sagte er.
    Sylvia drückte die Türklinke mit dem Ellenbogen herunter. Sie betraten den leeren Korridor. Keine Überwachungskameras, das hatten sie auf dem Weg nach oben überprüft. Mac zog sich den Ärmel über die Finger und hängte ungelenk das »Bitte nicht stören«-Schild nach draußen. Mit einem nahezu lautlosen Klicken fiel die Tür ins Schloss. Die Geräusche der Nacht verschmolzen mit der Stille. Durch das Rauschen der Belüftungsanlage war das leise Plätschern der Dusche nur zu erahnen.
    »Treppe oder Aufzug?«, fragte Mac.
    »Aufzug«, sagte Sylvia. »Ich bin müde.«
    Sie warteten, bis die Türen sich geschlossen hatten, bevor sie sich küssten.
    »Ich liebe es, mit dir Flitterwochen zu machen«, sagte Sylvia, und Mac lachte.

DONNERSTAG, 10. JUNI
    Berlin, Deutschland

1
    Vom Hotelzimmer hatte man Aussicht auf eine Backsteinmauer und drei Mülltonnen. Wahrscheinlich gab es irgendwo weiter oben noch Tageslicht, denn Jacob Kanon konnte eine fette Ratte ausmachen, die in der Tonne ganz links eine Party feierte.
    Er trank einen großen Schluck Riesling.
    Blieb die Frage, was deprimierender war: die Situation diesseits oder jenseits der Fensterscheibe.
    Er wandte dem Fenster den Rücken zu und blickte hinunter auf die Fotos und Postkarten, die auf dem Bett verteilt lagen.
    Es gab ein Muster, eine Logik, die er nicht erkannte.
    Die Mörder versuchten, ihm etwas mitzuteilen. Diese Schweine, die jungen Paaren in ganz Europa die Kehlen durchschnitten, schrien ihm geradewegs ins Gesicht. Sie brüllten ihre Botschaft hinaus, aber er hörte nicht, was sie sagten, konnte die Worte nicht unterscheiden, verstand nicht, was sie meinten, doch um sie zu stoppen, musste er in der Lage sein, ihre Sprache zu deuten.
    Er leerte sein Glas und goss Wein nach. Als er sich auf das Bett sinken ließ, gerieten die Postkarten in Unordnung.
    In einem früheren Leben musste dieses Hotelzimmer im alten Ostteil Berlins als Besenkammer oder Abhörzentrale gedient haben.
    Jacob Kanon, Ermittler der Mordkommission im Abschnitt 32 des New York Police Department, war weit weg von zu Hause. Er
war hier, weil die Mörder ihn hierher geführt hatten. Seit sechs Monaten folgte er ihrem Weg, war immer zwei Schritte hinter ihnen, oder vielleicht drei oder vier.
    Erst jetzt ging den Polizeibehörden in ganz Europa die Größenordnung dieses Wahnsinns auf. Da die Mörder nur einen oder zwei Morde in jedem Land begingen, hatte es eine Weile gedauert, bis sie den Zusammenhang erkannten. Alle, nur er nicht.
    Er griff nach der Kopie der Postkarte aus Florenz. Die erste. Das Motiv zeigte die Basilica di San Miniato al Monte, auf der Rückseite stand das alte Zitat. Er las die zwei Zeilen und trank sein Glas wieder aus, ließ das Blatt fallen und nahm die nächste Kopie. Und die nächste. Und die nächste. Athen: ein Foto der Akropolis. Salzburg: eine Stadtansicht. Madrid: Las Ventas, und dann Rom, Rom, Rom …
    Für einen Moment vergrub er sein Gesicht
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