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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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Mädchen und dem rhythmischen Klatschen des Springseils auf den Steinen waren keine Stadtgeräusche zu hören. Ihr Platz war eine Oase, umgeben
von fünfhundert Jahre alten Häusern in satten Farben, mit funkelnden Fenstern aus mundgeblasenem Glas.
    »Wollen wir zuerst ins Nationalmuseum oder ins Moderne Museum?«, fragte Sylvia, streckte sich, den Kopf auf Macs Schoß gelegt, der Länge nach auf der Bank aus und blätterte in einem Reiseführer.
    Er strich ihr übers Haar und aß seine Eiswaffel auf.
    »Moderne Kunst«, erwiderte er. »Ich wollte mir Rauschenbergs Ziege schon immer mal ansehen.«
    Sie verließen den Platz Richtung Norden und kamen an einer protzigen Statue von Sankt Göran und dem Drachen vorbei. Eine Minute später standen sie wieder am Kai, genau gegenüber des Schoners af Chapman, der vor Skeppsholmen ankerte. Ein weißer Dampfer tuckerte auf den Anleger zu, ein anderer fuhr gerade hinaus.
    »In dieser Stadt ist wirklich überall Wasser«, sagte Mac verwundert.
    »Stockholm ist auf vierzehn Inseln gebaut«, las Sylvia aus dem Reiseführer vor. »Im Schärengarten gibt es noch weitere dreißigtausend. Das da muss das königliche Schloss sein.«
    Links von ihnen erhob sich ein gewaltiger Palast im Stil des italienischen Barock.
    »Jeezez«, sagte Mac. »Glaubst du, die haben genug Platz?«
    »Es ist das größte bewohnte Schloss der Welt«, sagte Sylvia und legte den Arm um seine Taille. »Über 600 Zimmer. Der grüne Hügel da muss Djurgården sein.« Sie deutete auf die Insel hinter dem Grand Hotel.
    »Sollen wir zu Fuß gehen oder den Dampfer nehmen?«
    Mac zog sie an sich und küsste sie.
    »Egal wie, Hauptsache, ich bin bei dir.«
    Sie ließ die Hände unter den Bund seiner Jeans gleiten und streichelte seine Schenkel.

    »Du siehst aus wie ein griechischer Gott«, flüsterte sie.
    Im Modernen Museum studierten sie als Erstes Rauschenbergs weltberühmtes Kunstwerk »Monogram«, eine ausgestopfte Angoraziege mit einem weiß angestrichenen Autoreifen auf dem Rücken.
    Mac war ganz hingerissen.
    »Ich glaube, das ist ein Selbstporträt«, sagte er und legte sich vor dem Glasschaukasten flach auf den Boden. »Rauschenberg sah sich selbst als ein zotteliges Tier in der Großstadt. Sieh mal hier unten, all die Sachen und Zeitungsausschnitte, die sie gefunden haben.«
    Sylvia lächelte über seine Begeisterung.
    »Ich glaube, all seine ›Combines‹ sind irgendwie Großstadtmärchen. Vielleicht will er zeigen, wie die Menschen ständig danach streben, neue Umgebungen zu meistern.«
    Als Mac sich genug begeistert hatte, wendeten sie sich mit aufmerksamem Blick der einheimischen Kunst zu. Ganz hinten, nach einem langen und einigen kürzeren Korridoren, fanden sie ihr Motiv.
    »Perfekt«, sagte Mac.
    »Jetzt müssen wir nur noch loslegen«, entgegnete Sylvia.

6
    Dessie Larsson schleppte ihr Rennrad durch das Treppenhaus und schloss es an ein Regenrohr im Hinterhof an.
    Die anstrengende Radtour durch die Stockholmer Innenstadt hatte ihr Unbehagen nicht vertreiben können.
    Die Vernehmung hatte fast den ganzen Tag gedauert. Die Polizei war alles durchgegangen, was sie in den acht Monaten geschrieben hatte, seit der erste Mord in Florenz verübt worden war. Was auch immer die Mörder dazu bewogen hatte, ausgerechnet sie als Empfängerin der Ansichtskarte auszuwählen – in ihren Texten ließ sich keine Erklärung dafür finden. Kommissar Duvall hatte frustriert ausgesehen, als er sie gehen ließ.
    Sie ging zurück ins Treppenhaus, ließ den Aufzug Aufzug sein und ging zu Fuß in den zweiten Stock. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider. Durch die bleiverglasten Fenster zum Hinterhof fiel dämmriges Zwielicht in den Aufgang.
    Sie hatte gerade ihre Wohnung erreicht und die Schlüssel aus dem Rucksack genommen, da erstarrte sie.
    Im Halbdunkel vor der Tür des Nachbarn stand ein Mann. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Laut.
    »Dessie Larsson?«
    Sie ließ die Wohnungsschlüssel fallen, klirrend landeten sie auf dem Marmorboden. Ihr Hals wurde trocken, und ihr Körper spannte sich, bereit zur Flucht.

    Er hatte einen Bart und lange Haare und roch unangenehm. Als er die Hand in die Tasche steckte, drohten Dessies Knie nachzugeben.
    Jetzt sterbe ich.
    Jetzt holt er sein riesiges Schlachtermesser heraus und schneidet mir die Kehle durch.
    Ich habe nie herausgefunden, wer mein Vater ist.
     
    Der Mann hielt ihr eine kleine Erkennungsmarke entgegen, ein blaugelbes Abzeichen, auf dem
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