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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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mehr über sie als ich.«
    Die Frau drückte sich an der Wand entlang an ihm vorbei. Sie hob ihren Schlüsselbund auf und umklammerte ihn krampfhaft.
    »Sie riechen und sehen aus wie ein Müllhaufen«, sagte sie. »Die schwedische Polizei hat Sie nicht autorisiert, Sie verfolgen die Mörder auf Schritt und Tritt … also, entschuldigen Sie, aber das wirkt auf mich ein wenig … besessen?«
    Er fuhr sich durchs Haar und schloss die Augen.
    Besessen? War er besessen? Er sah das Polaroidfoto vor sich, die Hände der Frau und des Mannes, die schönen Finger, die einander fast berührten. Das Blut, das am Arm heruntergelaufen war und sich im Nagelbett gesammelt hatte.
    Hab dich lieb, Papa! Wir sehen uns an Silvester!
    Er schlug die Augen auf und begegnete ihrem Blick.
    »Sie haben in Rom meine Tochter ermordet«, sagte er. »Sie haben Kimmy und Steven in einem Hotelzimmer in Trastevere die Kehle durchgeschnitten, und ich werde sie jagen, bis die Hölle gefriert.«

8
    Dessie hörte, wie die Schritte des Mannes im Treppenhaus verhallten, und schloss die Wohnungstür zweimal ab.
    Es war Freitagabend, und sie war wieder allein.
    Sie streifte die Turnschuhe ab, hängte ihre Jacke auf und legte den Fahrradhelm auf die Hutablage. Auf dem Weg ins Bad zog sie die restlichen Kleider aus und stieg dann in die Dusche.
    Jacob Kanon, dachte sie. Dem könnte eine Dusche auch nicht schaden.
    Er wollte ihr nichts Böses, das war eindeutig. Was, wenn sie seine Fragen beantwortet hätte? Wäre das so schlimm gewesen?
    Sie schüttelte den Gedanken ab und drehte den Hahn auf eiskalt. Stand unter der Brause, bis ihre Zehen gefühllos wurden und die Haut brannte.
    Eingepackt in einen großen Morgenmantel tapste sie über die Fliesen ins Wohnzimmer. Sie sank auf das Ikeasofa und griff nach der Fernbedienung, doch sie ließ den Fernseher aus.
    Warum hatten die Mörder sie ausgewählt? Was hatte sie getan?
    Ob sie sich in diesem Moment in der Stadt befanden? Suchten sie nach ihrem nächsten Opfer, oder hatten sie schon wieder gemordet? Lag der Brief mit dem Foto der Leichen bereits in ihrem Postfach?
    Sie erhob sich und ging in die Küche. Im Kühlschrank fand
sie ein paar müde Möhren und eine verschimmelte Tomate. Sie musste wirklich dringend einkaufen gehen.
    Normalerweise wurde sie zu Hause immer ruhig und ausgeglichen. Ihre Wohnung lag in der Urvädersgränd auf Södermalm, im Herzen des alten Arbeiterstadtteils, der inzwischen zu einer horrend teuren Wohngegend für die hippe Mittelschicht geworden war. Schon seit Mitte des 17. Jahrhunderts kletterte die Straße unter demselben Namen nach Mosebacke hinauf. Der Nationaldichter Carl Michael Bellmann hatte um 1770 im Nachbarhaus gelebt. Sie versuchte, den Atem der Geschichte zu spüren.
    An diesem Tag klappte das irgendwie nicht.
    Sie ging zur Stereoanlage und legte eine CD mit deutschem Hardrock ein. Du, du hast, du hast mich …
    Dann starrte sie das Telefon an. Sie hatte wirklich einen guten Grund anzurufen.
    … du hast mich gefragt, und ich hab nichts gesagt …
    Sie war weder einsam noch verzweifelt, sie hatte soeben einen Mann an der Haustür abgewiesen, zwar einen stinkenden und unrasierten Mann, aber sie war alles andere als verzweifelt.
    Willst du, bis der Tod euch scheidet, treu ihr sein für alle Tage … nein! Nein!
    Sie nahm den Hörer ab und wählte Gabriellas Handynummer.
    »Hallo«, sagte Dessie. »Ich bin’s.«
    Sie hörte Gabriellas Atem.
    »Es ist nicht, wie du denkst«, sagte Dessie, »ich will dich nicht belästigen, ich habe mich auch nicht anders entschieden …«
    »Ich habe deinen Anruf schon erwartet«, sagte Gabriella und klang streng beruflich. »Mats Duvall hat mich heute Nachmittag in seine Ermittlungsgruppe berufen. Ich bin sicher, du und ich können das wie erwachsene Menschen regeln …«
    Dessie atmete auf. Fast ein Jahr hatte sie mit Kriminalkommissarin Gabriella Oscarsson zusammengelebt. Vor drei Monaten
hatte Dessie die Beziehung beendet, und Gabriella war aus der Wohnung ausgezogen. Es war kein freudiger Aufbruch gewesen.
    »Habt ihr etwas gehört?«, fragte Dessie, was im Klartext hieß: Habt ihr irgendwelche Leichen mit durchgeschnittener Kehle gefunden?
    »Nichts. Bislang.«
    Bislang. Sie sagte bislang. Also warteten sie.
    »Mich hat vorhin ein amerikanischer Polizist aufgesucht«, sagte Dessie. »Ein gewisser Jacob Kanon. Weißt du etwas über ihn?«
    »Er hat mit den Deutschen zusammengearbeitet«, antwortete Gabriella. »Uns wurde bestätigt, dass
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