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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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ausgerechnet an Sie geschickt wurde?«
    Die Kripo hatte den Konferenzraum hinter der Sportredaktion mit Beschlag belegt.
    Kommissar Mats Duvall saß auf der anderen Seite des Tisches und betrachtete Dessie durch seine Designerbrille.
    Vor ihr stand ein Tonbandgerät der antiken Sorte, mit einer Kassette, die sich langsam drehte.
    »Nicht die leiseste«, sagte Dessie.
    Die Nachrichtenredaktion war abgesperrt. Ein Team von Kriminaltechnikern hatte sich der Postkarte angenommen, sie fotografiert und zur Analyse gegeben, anschließend hatten sie die Poststelle belagert. Dessie begriff nicht, was sie dort zu finden hofften, aber sie hatten ein ganzes Arsenal von Utensilien dabei.
    »Haben Sie Artikel über diesen Fall geschrieben?«, fragte Mats Duvall. »Haben Sie über die anderen Morde in Europa berichtet?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Der Kommissar sah sie ausdruckslos an.
    »Bitte antworten Sie laut und deutlich, damit das Band Ihre Stimme aufzeichnen kann.«
    Sie richtete sich auf und räusperte sich.
    »Nein«, sagte sie ein wenig zu laut. »Nein, ich habe nicht über diese Morde geschrieben.«

    »Irgendetwas müssen Sie getan haben«, sagte der Kommissar. »Warum sollte die Wahl sonst auf Sie gefallen sein?«
    »Weil ich so überaus charmant und flexibel bin?«, schlug sie vor.
    Duvall tippte auf einem kleinen Ding herum, Dessie vermutete, dass es eine Art elektronischer Notizblock war. Seine Finger waren lang und schmal, die Nägel manikürt. Er trug Schlips und Sakko, darunter ein rosa Hemd.
    »Zurück zu Ihnen: Wie lange arbeiten Sie schon bei der Aftonposten?«
    Dessie faltete die Hände auf dem Schoß.
    »Fast drei Jahre«, sagte sie. »Teilzeit. Und ich schreibe an einer wissenschaftlichen Arbeit.«
    »Wissenschaftlich? Worüber denn?«
    »Ich habe Kriminologie studiert, Schwerpunkt Eigentumsdelikte. Anschließend habe ich an der Uni Stockholm ein Aufbaustudium in Journalistik absolviert, ich habe also auch ein Diplom in Journalistik …«
    Sie vollendete den Satz nicht. Ihre Doktorarbeit über die gesellschaftlichen Folgen kleinerer Wohnungseinbrüche kochte, milde ausgedrückt, auf Sparflamme. Seit über einem Jahr hatte sie keine Zeile mehr geschrieben.
    »Würden Sie sich selbst als profilierte oder bekannte Nachrichtenreporterin bezeichnen?«
    Dessie stieß ein unpassendes Lachen aus.
    »Wohl kaum«, sagte sie. »Ich schreibe nicht über Aktuelles, ich muss mir meine Themen selbst suchen. Gestern zum Beispiel war ein Interview mit Brecheisen-Bengt von mir in der Zeitung. Er ist der notorischste Einbrecher Schwedens. Dreihundertachtzehn Mal ist er wegen Haus- und Wohnungseinbruch verurteilt worden, nicht eingerechnet die …«
    Kommissar Duvall unterbrach sie und beugte sich über den Tisch.

    »In den bisherigen Fällen war es so, dass die Absender der Ansichtskarten ihre Korrespondenz fortgesetzt haben. Möglicherweise werden Sie weitere Post erhalten.«
    »Wenn Sie sie nicht vorher fangen«, sagte Dessie.
    Ihr Blick begegnete dem des Polizisten, hell und undefinierbar hinter den blitzenden Brillengläsern.
    »Wir kennen die Beweggründe der Mörder nicht«, sagte der Kommissar. »Ich habe mit dem Nachrichtendienst gesprochen, und wir gehen davon aus, dass Sie vorerst keinen Personenschutz benötigen. Sehen Sie das anders?«
    Ein kalter Schauer lief über Dessies Rücken.
    »Nein«, sagte sie. »Ich brauche keinen Personenschutz.«

5
    Eng umschlungen und ganz hingerissen spazierten Sylvia und Mac durch Stockholms mittelalterliches Zentrum. Die schmalen kopfsteingepflasterten Gassen schlängelten sich zwischen schiefen Häusern entlang, die sich gegeneinanderlehnten. Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel, so dass Mac sich das Hemd ausziehen musste. Sylvia strich ihm über den Bauch und küsste ihn heiß.
    »Hunger?«, fragte sie und leckte an seinem Hals.
    »Ja«, sagte er. »Auf etwas Kaltes.«
    Sie sah sich um.
    »Da, eine Eisdiele!«
    Vor ihnen öffnete sich ein kleiner dreieckiger Platz, in dessen Mitte ein uralter Baum stand. Ein paar Mädchen sprangen Seil, zwei ältere Männer saßen auf einer Parkbank und spielten Schach.
    Die riesige Baumkrone überschattete den ganzen Platz und ließ das Sonnenlicht über Pflaster und Fassaden flirren. Sie kauften sich jeder ein Eis und ließen sich auf einer verschnörkelten Bank nieder, die schon seit Jahrhunderten dort hätte stehen können.
    Die Luft war frisch und klar, und im Laub über ihnen sangen die Vögel wie besessen. Außer dem Lachen der
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