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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
Autoren: Herbert Dutzler
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Der Friedrich machte sich auf den Weg zum Funkgerät ihres Einsatzfahrzeugs.
    Gasperlmaier näherte sich der Trage, konzentriert die Hüttenwand anstarrend, so, als ob sich dort etwas enorm Interessantes verbarg. Nur nicht auf den Schädel schauen, sagte er sich, kniete sich vor der Trage hin, ohne einen Blick darauf zu werfen, und suchte blind nach dem Zipfel der Plane, um die Ecke wieder über den grinsenden Totenschädel schlagen zu können. Als er die Plane zu fassen bekam und daran zog, merkte er, dass er wohl darauf zu stehen gekommen war, denn er geriet aus dem Gleichgewicht und war drauf und dran, sich zu dem Knochenhäuflein dazuzulegen. Panisch begann er mit den Armen zu rudern, konnte sich dadurch gerade noch erfangen, stürzte jedoch statt auf die Leichenreste rücklings in den aufgeweichten Almboden. Fluchend rappelte er sich wieder hoch, packte die Plane und schlug sie über den Schädel, der ihn, wie er nun fast meinte, frech und hämisch angrinste. Auf dem Weg zur Terrasse spürte er, wie ihm die Feuchtigkeit des Bodens, auf den er aufgeschlagen war, durch die nasse Jacke auf die Haut drang. Gasperlmaier fröstelte, als er die Hüttentür hinter sich zuschlug.
    Als er zum Tisch trat, an den sich der Kahlß Friedrich nun wieder gesetzt hatte, brachte der Kilian gerade eine Riesenpfanne Schwarzbeernocken. „Wo sind denn die von der Bergrettung? Ich hab mir gedacht, die könnten vielleicht auch eine Stärkung gebrauchen.“ „Die sind noch einmal hinauf“, brummte der Friedrich, nahm einen Löffel aus dem Bierkrug auf dem Tisch, reichte dem verdatterten Gasperlmaier einen zweiten und machte sich über die Schwarzbeernocken her. Gasperlmaier zögerte. Hatte er überhaupt Hunger? Gusto? Oder war ihm schlecht? „Iss, Gasperlmaier!“, forderte ihn der Friedrich auf. „Aber behalt’s diesmal drinnen!“ Gasperlmaier tat, wie ihm geheißen, und als die ersten Nocken sich als süß-saurer Flaum auf seiner Zunge niederließen, da kam der Appetit wieder zu ihm zurück. Löffel für Löffel stopfte er in sich hinein. Und weil der Kilian ihnen beiden auch je einen großen Schnaps hingestellt hatte, stürzte er ihn, einer plötzlichen Eingebung folgend, hinunter und fühlte, wie sich wohlige Wärme in seinem gesamten Inneren ausbreitete.
    Gleichzeitig aber fragte er sich, wer heute wohl ihren Wagen die elf Kehren wieder nach unten steuern sollte, zwei Bier und zwei Schnäpse waren seiner Meinung nach eindeutig zu viel für das Lenken eines Einsatzfahrzeugs. Außerdem wusste er nicht, was sie eigentlich hier noch zu schaffen hatten – die Ermittlungen bezüglich des seltsamen Anrufs waren ja seitens der Polizei eigentlich abgeschlossen. Gasperlmaier nahm sich vor, es bei Kaffee und Tee zu belassen, und hoffte, sie würden bald wieder heimfahren können.
    Es war noch nicht lang her, dass er und der Friedrich ganz ordentlich in Schwierigkeiten geraten waren, weil sie nach einem Mordalarm in Altaussee gefilmt und fotografiert worden waren, als sie in der Mittagspause beim Bierzelt gejausnet hatten. So etwas, dachte Gasperlmaier bei sich, wollte er nicht unbedingt noch einmal erleben, obwohl bei diesem Wetter wohl nicht gleich Fernsehteams anreisen würden, wenn man die Überbleibsel einer womöglich vor Jahren abgestürzten Toten geborgen hatte.
    „Was glaubst du denn“, fragte plötzlich der Friedrich mit vollem Mund und daher schwer verständlich, „wie lang die Leiche schon da oben gelegen ist?“ Gasperlmaier hatte keine Ahnung, wie lang es dauerte, bis eine Leiche so zerfallen war, dass nur mehr einzelne Knochen davon übrig waren. „Der Ötzi“, fiel ihm ein, „ist mehr als fünftausend Jahre oben am Gletscher gelegen und war noch ganz beisammen.“ Am Ende, dachte Gasperlmaier bei sich, hatten sie heute auch einen so sensationellen Fund gemacht wie damals die beiden Deutschen, die den Ötzi aus dem Gletschereis herausgekratzt hatten. Soweit sich Gasperlmaier erinnerte, hatten die beiden sogar einen saftigen Finderlohn bekommen.
    „Gasperlmaier“, meinte der Friedrich, nachdem er sich den letzten Löffel Schwarzbeernocken einverleibt hatte, „du bist ein Trottel.“ So unfreundlich war der Friedrich selten zu ihm. „Hast du nicht gesehen, dass da auch Fetzen von einer Regenjacke, oder von mir aus Wanderjacke, an den Knochen gehängt sind? Und die Schuhe? Glaubst du, in der Steinzeit haben sie schon Bergschuhe mit einem Markennamen drauf angehabt?“ Gasperlmaier erinnerte sich. „Und die Fetzen
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