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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
Autoren: Herbert Dutzler
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unten im Tal erkennen zu können. Wäre heute wirklich schönes Wetter, dachte Gasperlmaier, wäre die Terrasse voll, und jedermann würde den prachtvollen Ausblick hinüber zum Dachsteingletscher genießen, den man hier direkt vor Augen hatte.

2
    Seit mehr als einer Viertelstunde standen Gasperlmaier und der Kahlß Friedrich jetzt schon auf der mittlerweile von immer zahlreicheren Sonnenstrahlen erwärmten Terrasse und hörten dem dumpfen Dröhnen des Hubschraubers zu, das einmal leiser, dann wieder lauter wurde und, wenn der Hubschrauber in Sichtweite geriet, nahezu ohrenbetäubend war.
    „Da haben wir ein Glück gehabt, dass es doch noch so schön geworden ist, dass der Hubschrauber hat aufsteigen können!“, freute sich der Friedrich. Gasperlmaier war sich nicht so sicher, ob man es als Glück bezeichnen konnte, wenn womöglich in allernächster Zeit gleich die zweite Leiche des heutigen Tages angeliefert werden konnte, während die erste noch immer, gut verpackt, auf der Trage an der Hüttenwand ruhte. Die drei Bergretter, die sie gefunden hatten, waren mittlerweile erfolglos von ihrer Suche nach der abgestürzten Frau zurückgekehrt, hatten sich auf der Terrasse eine Bank und einen Tisch trockengewischt und warteten bei einem Bier ebenso gespannt wie die Polizisten auf die weitere Entwicklung der Dinge.
    Das Knattern des Hubschraubers war inzwischen fast ganz abgeklungen. „Wenn sie aufgeben, dann fahren wir hinunter?“ Der im Schwebezustand zwischen Feststellung und Frage vorgebrachte Satz Gasperlmaiers wurde durch das wieder lauter werdende Grollen des Fluggeräts übertönt, und nur wenige Sekunden später tauchte das gelbe Rieseninsekt über dem Loser auf und sank so rasch auf Gasperlmaier zu, dass sie sich bald alle die Ohren zuhalten mussten. An einem langen Drahtseil, so konnte man jetzt deutlich erkennen, hingen eine Bergetrage, wiederum mit einer Plane abgedeckt, und ein Flugretter. Gasperlmaier befürchtete das Schlimmste. Unwillkürlich wich er zurück, als der Hubschrauber immer näher kam, obwohl er ja ohnehin im Schutz der Hütte so weit von einem möglichen Landeplatz entfernt stand, dass ihm die Rotoren keinesfalls etwas anhaben konnten. Im Gleichklang griffen er und der Kahlß Friedrich nach ihren Mützen, als die Druckwelle der Rotoren spürbar wurde. Langsam senkte sich die Last gegen den Almboden zu, während der in einem orangeroten Overall steckende Flugretter Zeichen nach oben gab, wohl um zu signalisieren, in welcher Höhe er sich gerade befand. Sehr schnell ging es, und der Flugretter hatte festen Boden unter den Füßen und klinkte sich aus dem Drahtseil aus. Gasperlmaiers Uniform knatterte im Wind der Rotoren, und er versuchte, an der Hüttenwand Schutz zu suchen.
    Ebenso schnell, wie er gekommen war, schoss nun der Helikopter, abenteuerlich steil nach vorne geneigt, über die Hütte hinweg. Seine Last hatte er auf dem einigermaßen ebenen Platz vor der Hütte zurückgelassen.
    Die Bergretter erhoben sich von ihrem Tisch, ihnen folgte der Friedrich, zögerlich nur Gasperlmaier selbst. „Kein schöner Anblick!“, warnte sie der Mann im orangeroten Overall. Seine Stimme klang dumpf durch das Helmvisier. Gasperlmaier schrak zurück, sich der Schwarzbeernocken in seinem Magen schmerzlich bewusst werdend. „Ruf du den Doktor Walter wieder her!“, rief ihm der Friedrich zu, und, dankbar dafür, eine Entschuldigung zu haben, die neuerliche Leiche nicht begutachten zu müssen, holte Gasperlmaier sein Handy hervor. Im Gegensatz zum Friedrich, stellte er beruhigt fest, zeigte seine Anzeige zwei Striche. Er hatte ihm immer schon gesagt, dass sein Netz das bessere war, was der Friedrich aber immer wieder vehement abgestritten hatte. Gott sei Dank hob der Doktor gleich ab. Als ihn Gasperlmaier in Grundzügen informiert hatte, brummte er wenig Freundliches in die Muschel, sagte aber zu, sich auf den Weg zu machen.
    Mittlerweile, so stellte Gasperlmaier fest, umstanden alle fünf Anwesenden – die drei Bergretter, der Flugretter und der Kahlß Friedrich – die Trage mit der geborgenen Leiche, während sich von der Hütte her die Jetti, der Kilian und der Bohuslav näherten, neugierig, was denn nun schon wieder vorgefallen war. Während Gasperlmaier zögerte, kamen ihm die drei aus der Hütte zuvor, drängten sich zwischen die anderen, worauf die Jetti einen Schreckensschrei ausstieß, sich die Hand vor den Mund presste und so schnell in die Hütte zurück wollte, dass sie dabei einen
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