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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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größte Optimist der Welt vorkam. Er holte tief Luft und setzte alles daran, weiterhin einen fröhlichen Eindruck zu machen. »Wenigstens stellen sie Ihnen nichts für diese besondere Ehre in Rechnung«, sagte er und fragte sich, ob das stimmte.
    »Und man muss beweisen, wie alt man ist.«
    »Dann geben Sie Helen eine Kopie von Ihrer verdammten Geburtsurkunde«, blaffte Carlyle, der mit seiner Geduld am Ende war. »Die wird sie an die da oben schicken, wenn es so weit ist.«
    »Dann wird sie tot sein.«
    »Wer?«, fragte Carlyle, der nicht wusste, ob er sich Sorgen machen sollte. »Helen?«
    »Nein«, sagte Harry, »die Queen. Sie ist älter als ich, wissen Sie.«
    Carlyle war verärgert und erleichtert zugleich. »Egal. Jedenfalls ist alles okay mit Ihnen.«
    »Hören Sie mal, Inspector«, sagte Harry, und er klang leicht gereizt, »versuchen Sie nicht, mir was vorzumachen. Ich hatte ein anständiges Leben, und ich muss es nicht unnötig in die Länge ziehen. ›Hör zum richtigen Zeitpunkt auf‹, sagte mein alter Dad immer, und er hatte recht. Ich will nicht zu spät aussteigen und in einem schrecklichen Pflegeheim dahinvegetieren. Oder auf einer Rolltrage in einem Krankenhausflur verhungern. Ich hab keine Angehörigen mehr, und es sollte meine Entscheidung sein. Man nennt es Sterbehilfe. Das ist derzeit der letzte Schrei. Neulich haben sie abends in der Glotze einen Typ beim Sterben gezeigt.«
    Carlyle grunzte. Er wusste von der Sendung, auf die Harry sich bezog. Der Gedanke daran ließ seine Übelkeit aufflammen wie ein Magengeschwür, und gleichzeitig deprimierte er ihn zutiefst. Als Helen darauf bestanden hatte, die Sendung zu sehen, war er mit einem Buch ins Bett gegangen. Selbst jetzt schüttelte es ihn, so makaber fand er die ganze Angelegenheit. »Der Kerl in der Glotze hatte eine unheilbare Krankheit. Und er hat drei Riesen dafür ausgegeben, um in die Schweiz zu fahren, wo es in einer Klinik in den Alpen erledigt wurde.« Er schaute Harry direkt an. »Und wieder nach Hause zu kommen und begraben zu werden, kostet mindestens noch mal sieben Riesen. Haben Sie zehn Riesen?«
    »Nein.«
    »Na, dann können Sie einfach nicht sterben, oder?« Carlyle grinste.
    »Es gibt andere Methoden«, sagte Harry gelassen. »Man muss nicht in die Schweiz fahren. Ist nicht ein Copper in Wales mit einer Flasche Scotch einen Berg hochgegangen und erfroren?«
    Daran erinnerte Carlyle sich gut, man hatte tagelang in der Station von nichts anderem geredet. »Ja, dafür ist Wales, glaube ich, gut geeignet. Da gibt’s jede Menge Berge.«
    Aus dem blendenden Licht kam die barmherzige Rettung in Form eines Engels. Eine hübsche Blondine in einem sehr kurzen Rock bog von der Drury Lane in die Macklin Street und schlenderte auf der anderen Straßenseite entlang, wobei sie in ihr Handy sprach. Ihre durchtrainierten Beine waren lang und gebräunt, und sie hatte eine Aktenmappe unter einen Arm geklemmt. Carlyle vermutete, dass sie auf dem Weg zu der Modelagentur war, die einen Block weiter auf der Parker Street lag. Wie Keats mal gesagt hatte: Wo Schönheit ist, ist Freude auch für immer. Es war das beste Heilmittel gegen Depressionen, das er kannte.
    Harry ertappte ihn, wie er sie anstarrte, und schmunzelte. »Zu jung für mich.«
    Carlyle sagte nichts, während die junge Frau eine Kehrtwendung machte und wieder in der Drury Lane verschwand.
    »Für Sie ist sie auch zu jung.«
    »Harry …«
    »Ich habe in der Zeitung davon gelesen«, sagte Harry und kam damit zurück auf sein Thema – kein Gedanke mehr an das gefährliche Spiel, das er mit dem Straßenverkehr gespielt hatte.
    »Wovon?«
    »Von dem Polizisten, der einen Berg hochgestiegen ist, um sich umzubringen.«
    »Ach ja.« Wenn Keats heute noch leben würde, wäre Schönheit eine Freude für etwa zehn Sekunden, dachte Carlyle säuerlich.
    »Er hatte ein kompliziertes Liebesleben oder etwas in der Richtung.«
    »Das muss verdammt kompliziert gewesen sein.« Carlyle griff in die Innentasche seines Jacketts, um seine Brieftasche herauszuholen. »Wenn er sich deswegen umbringen wollte.« Er stöhnte, als ihm klar wurde, wie wenig Bargeld er dabei-
hatte, kaum genug, um die Rechnung zu bezahlen. »Ich muss jedenfalls wirklich los.«
    »Sie haben ihn nicht gekannt, oder?«
    »Nein, komischerweise ist er einer von den hundertvierzigtausend Polizisten in diesem Land, die ich nicht persönlich kenne.« Wie durch Zauberei erschien Marcello, um ihre Tassen abzuräumen. Carlyle reichte
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