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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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als Marcello an seinem Tisch erschien und einen doppelten Macchiato zusammenmit einer äußerst eindrucksvoll aussehenden Rosinenschnecke vor ihm abstellte, die eindeutig gegessen werden wollte. Carlyle sah auf das Hefeteilchen hinunter und spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Dann schaute er Marcello mit einem Gesichtsausdruck an, der demütige Dankbarkeit vermitteln sollte.
    »Ich dachte mir, dass dir das gefällt.« Marcello grinste und befand sich schon wieder auf dem Rückweg. »Siehst du? Heute kann nichts mehr schiefgehen.«
    Carlyle nahm einen Schluck Macchiato in den Mund, ließ sich von ihm die Kehle verbrühen und leerte die Tasse, bevor er zu einem Messer griff und die Schnecke sorgfältig in vier Teile zerlegte. Er nahm das größte Stück, schloss die Augen und dachte an den unmittelbar bevorstehenden Zuckerrausch.
    »Hey!«
    Das erste Stück Rosinenschnecke schwebte vor seinem Mund, als er den schrillen Ton einer Hupe hörte, gefolgt von kreischenden Bremsen. Eine Frau fing an zu schreien. Als er aufschaute, sah er einen alten Mann in einem cremefarbenen Regenmantel vor einem weißen Obst-und-Gemüse-
Lieferwagen auf dem Boden liegen. Der Mann lag weniger als zwanzig Meter entfernt auf dem Zebrastreifen vor dem Pub The Sun. Carlyle warf einen traurigen Blick auf das Stück Rosinenschnecke und legte es wieder auf den Teller. Er ignorierte sein Magenknurren, stand auf und schlenderte zu dem Unfallort, wobei er Marcello – der sich überhaupt nicht für das sich vor seiner Tür abspielende Minidrama zu interessieren schien – durch Handzeichen signalisierte, dass er noch einen Kaffee brauchen würde.
    Drury Lane war eine relativ wenig verstopfte einspurige Einbahnstraße, die von Süden nach Norden verlief. Man konnte die ganze Strecke von der Aldwych bis zur High Holborn auf ihr zurücklegen, während man die verkehrsreicheren Straßen in der Nähe vermied. Um ein bisschen schneller zu der Ampel am nördlichen Ende zu kommen, traten alle möglichen Fahrer gerne das Gaspedal bis zum Anschlag durch und rasten so schnell wie möglich die Straße entlang. Das ganze Manöver war völlig sinnlos, weil die durchschnittliche Geschwindigkeit in der Londoner Innenstadt die Zehn-Meilen-Schwelle selten überschritt, im Wesentlichen die gleiche Geschwindigkeit, wie sie die Pferdekutschen mehr als ein Jahrhundert zuvor erreicht hatten. Carlyle, der keinen Wagen besaß, konnte nicht verstehen, warum die meisten Fahrer zweihundert Meter lang Gas gaben, nur um länger an der nächsten Ampel zu stehen. Vielleicht war es eine genetische Sache; wahrscheinlicher handelte es sich bei diesen Fahrern einfach um Idioten. So oder so war es ein Wunder, dass es nicht mehr Unfälle gab.
    In diesem Fall waren die Vorderreifen des Lieferwagens auf dem Zebrastreifen stehen geblieben, aber es war nicht klar, ob er den alten Mann tatsächlich erwischt hatte. Der Fahrer des Wagens lehnte sich aus dem Fenster und machte der Passantin Vorhaltungen, die inzwischen aufgehört hatte zu schreien.
    »Das ist ein Zebrastreifen!«, rief die Frau, die Carlyles Ankunft offenbar nicht bemerkt hatte.
    »Der dämliche alte Arsch ist einfach auf die Straße marschiert«, gab der Fahrer, der so aussah, als wollte er aus dem Fenster greifen und sie an der Gurgel packen, mit drohendem Unterton zurück. Er ließ den Motor aufheulen, konnte aber nicht weiterfahren, weil der Mann noch ausgestreckt vor ihm lag. Mittlerweile hatte ein Taxi hinter dem Lieferwagen angehalten, und dessen Fahrer drückte ausgiebig auf die Hupe, falls irgendjemand übersehen hatte, dass er da war.
    »Wenn Sie nicht so schnell gefahren wären«, erwiderte die Frau, »wäre das hier nicht passiert.«
    »Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, du blöde Ziege«, fauchte der Mann, dessen Aufmerksamkeit jetzt von Carlyle in Anspruch genommen wurde, der sein Kennzeichen notierte.
    »Hey! Du Arschgesicht!« Der Fahrer streckte den Kopf noch weiter aus dem Fenster des Lieferwagens. »Was glaubst du, was du da machst?« Schweißtropfen sammelten sich auf seinem rasierten Schädel. Er trug das Auswärtstrikot der Tottenham Hotspurs für die nächste Saison, mit einer attraktiven mokkabraunen Zahl im Retrolook. Carlyle dachte einen Moment daran, ihn allein deshalb zu verhaften. Stattdessen zeigte er dem Fahrer seinen Ausweis und sagte ihm, er solle seinen Motor ausstellen. Das veranlasste den Taxifahrer hinter ihm dazu, noch einmal lange auf seine Hupe zu drücken. Carlyle
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