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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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lang. Er erkannte eine »große Sache«, wenn er sie sah. Er kratzte sich am Kopf, tat so, als müsse er gähnen, spielte auf Zeit. Hier war ein leichter Ton gefragt. Den leidenschaftslosen Ausdruck legte er ab, setzte stattdessen das entspannteste Grinsen auf, das ihm möglich war, und machte weiter. »Was meinst du? Ob ich vergessen haben könnte, dass ich eine Nutte gebumst habe? Oder ob ich dir die Wahrheit sage?«
    »Egal.« Helen zog einen hellbraunen Pullover über den Kopf und hob eine schwarze Jeans vom Boden auf. »Beides.«
    Carlyle beschloss, dass Angriff die beste Form der Verteidigung war, warf das Federbett beiseite und glitt aus dem Bett. Er hatte nichts aufzubieten als seine halbe Erektion. Er kratzte sich an den Hoden, ging auf seine Frau zu und küsste sie sanft auf die Stirn. »Ich glaube nicht … Ich meine, ich hätte mich daran erinnert.«
    Helen machte einen Schritt zurück und knöpfte rasch ihre Jeans zu. Unwillkürlich ergriff Carlyle seinen Schwanz und drückte ihn leicht zusammen, bevor er sich noch einmal ausgiebig am Hodensack kratzte. Jetzt musste er wirklich dringend pinkeln, aber er durfte nicht zu schnell aus dem Schlafzimmer verschwinden, weil das aussähe, als machte er sich aus dem Staub.
    »Dann bist du dir also sicher?«
    Die Boxershorts von gestern lag neben seiner Jeans auf dem Boden. Er hob sie auf und roch kurz daran – nicht zu schlimm … Sie würde es noch einen Tag lang tun. »Sieh mal«, sagte er und bediente sich ihrer Wortwahl, während er umständlich in die Unterhose stieg, »es gibt Huren, und es gibt Huren . Die durchschnittliche Cracksüchtige hat nicht viel mit Julia Roberts in Pretty Woman gemein.«
    Helen musterte ihn von oben bis unten und erinnerte ihn daran – nicht dass es einer Erinnerung bedurft hätte –, dass das Eheleben einer ständigen Beurteilung gleichkam. »Wenn sie also hübscher oder sauberer gewesen wären …«
    Es gab jetzt keinen Weg zurück. Er versuchte es mit einem anderen Grinsen. »Julia Roberts ist eigentlich ohnehin nicht mein Typ.«
    »Aber was wäre, wenn eine ausgesehen hätte wie … ich weiß nicht – das Mädchen in dem Bond-Film – Eva Green?«
    Eva Green? »So sieht keine aus.«
    Helen fing an, sich die Haare zu bürsten. »Aber wenn eine so aussähe? Und wenn du ihr nur das Geld geben müsstest?«
    Diesmal grinste er wirklich. »Polizisten müssen nicht bezahlen. Wir bekommen es für lau , erinnerst du dich? Was auch nicht schlecht ist, wenn man bedenkt, dass ich praktisch nie Geld in der Tasche habe.«
    Jetzt setzte Helen ihr Schachmatt-Lächeln auf. »Also würdest du’s tun? Oder hast es schon getan?«
    Das hatte man davon, wenn man es mit Humor versuchte. Carlyles Grinsen verflüchtigte sich, während ihm das Herz schwer wurde. »Ich muss pinkeln«, sagte er ruhig.

Vier
    Der Inspector saß vor dem Il Buffone und genoss den milden Sonnenschein am Morgen. Das kleine italienische Café im Stil der Fünfzigerjahre lag direkt gegenüber seiner Wohnung an der Macklin Street auf der Ecke Drury Lane im nordöstlichen Teil von Covent Garden. Drinnen gab es gerade genug Platz für die Theke und zwei ramponierte Nischen, die jeweils vier Personen Platz boten oder sechs, wenn sie eng aneinanderrückten. Wenn man sich für einen Platz im Lokal entschied, riskierte man, dass sich jemand zu einem setzte, während man draußen eher allein gelassen wurde. Außerdem waren die Auspuffdämpfe umsonst.
    Obwohl er nichts für Gesellschaft beim Frühstück übrighatte, zog Carlyle es vor, drinnen zu essen, wo er unter dem Plakat der Juventus-Mannschaft sitzen konnte, die 1984 die Meisterschaft gewonnen hatte. Das Plakat war eingerissen und verblasst, rollte sich an den Rändern nach innen und wurde mit Klebeband zusammengehalten. Marcello hatte es mehrmals zu ersetzen versucht, zuletzt mit der italienischen Weltmeisterschafts-Mannschaft von 2006. Allerdings hatten die Proteste von Carlyle und einigen anderen Stammgästen jedes Mal dazu geführt, dass er das Team von Trapattoni und Platini wieder an seinem rechtmäßigen Platz installieren musste.
    Heute jedoch war Carlyle zur morgendlichen Hauptgeschäftszeit eingetroffen, und beide Nischen im Innern waren voll. Als er den Kopf zur Tür hereinstreckte, konnte er niemanden entdecken, der den Eindruck machte, er werde gleich aufbrechen. Er warf Marcello, dem Inhaber, einen flehenden Blick zu, der nur nickte und sagte: »Ich bringe ihn raus.«
    Der Inspector hatte sich kaum hingesetzt,
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