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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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gehörte zu der Sorte Mann, die im Chile des Jahres 1973 sehr gut aufgehoben gewesen wäre.« Er sah Carlyle an. »Ins heutige London passte er nicht so gut.«
    »Dann hat er diese Frauen tatsächlich umgebracht?«
    Orb stand auf. »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte er. »Ich vermute es, aber ich weiß es nicht.«
    Der Inspector stellte sein leeres Glas auf einen Tisch in der Nähe und stand auf. »Was ist mit seinem Tod?«, fragte er.
    Orb hob einen kleinen Lederkoffer auf, der neben seinem Sessel stand, und wog ihn in der Hand. »Das war eine Überraschung, dass Matias einfach so vom Dach gesprungen ist.« Er sah auf den Monitor über seinem Kopf, der ihn anwies, zum Gate 72 zu gehen. »Vielleicht hat ihn Reue überwältigt.«
    Carlyle lachte. »Vielleicht.«
    Orb hielt ihm die Hand hin. »Reue kann wohltuend sein.«
    Carlyle schüttelte seine Hand. »Das kann sie allerdings. Ich hoffe, Sie kommen wohlbehalten nach Hause, Sir, und alles Gute für Ihren Ruhestand.«
    »Vielen Dank, Inspector. Meine Frau hat viele Pläne, mich auf Trab zu halten, sodass ich nicht weiß, ob ich überhaupt merke, dass ich im Ruhestand bin.«
    »Ich kenne das Gefühl«, sagte Carlyle. »Meine Frau mag es auch nicht, wenn ich nichts zu tun habe.«
    »Dann alles Gute für uns beide.« Orb lächelte, als er sich umdrehte und sich auf den Weg zu seinem Gate machte.
    Carlyle blickte ihm hinterher und sah dann nach der Zeit auf dem Bildschirm, der die nächsten Abflugtermine auflistete. Der Tag verebbte allmählich; zu der Zeit, wenn er es zurück in die Stadt geschafft hätte, wäre der Arbeitstag vorüber. Er ließ sich wieder in seinen Sessel sinken und dachte, dass er seine luxuriöse Umgebung vielleicht noch ein bisschen länger genießen könnte.
    Er hatte gerade seinen zweiten Whisky – einen sechzehn Jahre alten Lagavulin – ausgetrunken und dachte an einen dritten, als sein privates Handy klingelte. Das wird Helen sein, dachte er. Ich hätte nicht diesen Scherz machen sollen, dass sie mich auf Trab halten möchte. Als er das Gespräch annahm, versuchte er, mit seiner nüchternsten Stimme zu sprechen. »Ja?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung war nicht die seiner Frau, aber sie war trotzdem sofort erkennbar. Ohne irgendwelche Höflichkeitsfloskeln kam Dominic Silver direkt zur Sache.
    »Ich habe den Jungen gefunden.«

Vierzig
    Carlyle schaute die leere Straße entlang und fragte sich, wie er hier gelandet war. Hinter ihm befand sich ein zweistöckiges Lagerhaus im Stahlskelettbau am Rand eines Industriegebiets auf dem Weg nach Heathrow. Er stand unter einer orangefarbenen Straßenlaterne und schaute zu den anscheinend verlassenen Büros im ersten Stock hoch. Von einer extremen Müdigkeit gepackt, sprang er von einem Fuß auf den anderen, um wach zu bleiben, während er hier wartete.
    Endlich tauchte Dominic Silver aus einer Seitentür auf und schlenderte über den Parkplatz. Während er sich Carlyle näherte, zeigte er auf einen Wagen, der auf der anderen Straßenseite geparkt war. Es war ein Toyota mit Fließheck. Ohne ein Wort zu sagen, ging Dominic an ihm vorbei auf das Fahrzeug zu. Er öffnete den Kofferraum und winkte den Polizisten zu sich, damit er sich etwas anschaute.
    Carlyle sah drinnen ein Bündel liegen, und als er sich hinunterbeugte, konnte er auch sehen, dass sich die Decke, die über dem Kind lag, mit seinem Atem hob und senkte. Jake Hagger schlief. Der Inspector merkte, dass er den Atem angehalten hatte, und stieß jetzt einen langen Seufzer aus. Er griff in den Kofferraum und achtete darauf, sowohl den Jungen als auch die Decke im Griff zu haben, bevor er beides vorsichtig in die kalte Nachtluft hob. Jake stöhnte, aber er wachte nicht auf. Er fühlte sich in Carlyles Armen leicht an, wog offenbar weniger, als der Inspector bei einem Jungen seines Alters erwartet hätte. Man würde ihn im Krankenhaus gründlich untersuchen müssen. Dominic machte die Tür auf, und Carlyle legte Jake sanft auf die Rückbank, bevor er die Tür so leise zumachte, wie er konnte.
    Die beiden Männer standen einige Augenblicke lang schweigend da, nicht bereit, einander anzusehen. Der Inspector hütete sich zu fragen, wie der Junge gefunden worden war. Aus dem Augenwinkel sah er irgendetwas rund zwanzig Meter entfernt aus dem Gebüsch kommen. Der Fuchs zockelte direkt in die Mitte der Straße, warf ihnen beiden einen kurzen Blick zu und trabte dann in der entgegengesetzten Richtung davon.
    Dominic stieß einen leisen Pfiff aus.
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