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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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Metallwand gelehnt, und starrte ins Leere. Er hielt den Ausschnitt in der Hand, den er der Zeitung vom Tag zuvor entnommen hatte. In ihm ging es um den Tod weiterer vier britischer Soldaten in Afghanistan, die während einer Patrouille von einer Straßenbombe zerfetzt worden waren. Gideon hatte zwei der Toten gut gekannt, sie hatten drei Monate im aktiven Dienst zusammen verbracht, bevor Gideon auf und davon gegangen war, um schließlich für Dominic Silver zu arbeiten. Lee McCormack und Giles Smith waren bloß Jungs gewesen wie er – sie wollten nicht an vorderster Front bleiben, aber sie wollten auch nicht wieder nach Hause gehen. Sie waren Soldaten, die kämpfen wollten, aber für etwas, das sie verstehen konnten.
    Wie sich herausstellte, waren die Soldaten nur die letzten Opfer in einem Feldzug, der darauf abzielte, die Provinz Helmland so weit abzusichern, dass dort Kommunalwahlen stattfinden konnten. Letzten Endes hatten sich nur hundertzehn Menschen sicher genug gefühlt, um zur Wahl zu gehen. – Hundertzehn verdammte Menschen, dachte Gideon. Seine Kumpel waren für hundertzehn Stimmen gestorben. Das war eine komische Art von Demokratie.
    Wie viele solche Kameraden kannte er mittlerweile? Fünfzehn? Sechzehn? Irgendwas in der Größenordnung. Warum hatte es ihn nicht erwischt?, fragte er sich oft. Manchmal traten ihm dann die Tränen in die Augen, und seine Kehle zog sich zusammen, bis er nicht mehr atmen konnte. Heute Nacht fühlte er das Herz kräftig in seiner Brust schlagen, und in seinen Schläfen pochte es schmerzhaft. Sein Finger streichelte den Abzug seiner SIG Sauer P226. Er musste nur noch den Sicherungshebel umlegen, dann wäre er schussbereit. Eine in den Kopf, und alles wäre vorüber. Drei Sekunden – eins, zwei, drei …
    »Gideon! Komm bitte mal her zu mir.«
    Er kam langsam auf die Beine und ging auf Dominic Silver zu.
    »Hat er dir gegeben, was du haben wolltest, Boss?«, fragte Gideon.
    »Ja.« Silver nickte.
    »Und?« Gideon spielte verträumt an der Sicherung der SIG herum.
    »Und jetzt«, sagte Dominic im Konversationston, »ist es Zeit, ihn loszuwerden.«
    »Okay.« Gideon machte einen Schritt an Silver vorbei und stellte sich vor den Mann, der am Boden festgekettet war. Er hatte nichts Großspuriges mehr an sich, als er jetzt seinen Scharfrichter mit einem halb resignierten, halb flehenden Blick ansah. Gideon legte endlich den Sicherungshebel um und trat näher.
    Haggers Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Das darfst du nicht!«
    Gideon hörte, wie Silvers Schritte sich entfernten, und runzelte die Stirn. »Warum nicht?«
    »Das ist … Mord«, krächzte Hagger.
    »Ja«, sagte Gideon und nickte. »Ja, das ist es.« Er trat noch etwas näher, atmete Haggers Gestank ein, holte tief Luft und kam sich ein kleines bisschen lebendiger vor. »Aber jede Menge guter Leute, Spitzentypen, werden die ganze Zeit ermordet. Warum also nicht auch ein kleiner Drecksack wie du?«
    »Aber …«
    Bevor Hagger noch ein Wort sagen konnte, hob Gideon die SIG und verpasste ihm zwei .357er Geschosse in die Brust, womit das Gespräch sofort beendet war.

Siebenunddreißig
    Es war ein feuchter, grauer Morgen, und es war kalt für die Jahreszeit. Carlyle, der dringend eine Tasse heißen, starken Kaffee brauchte, starrte missmutig in die Dunkelheit. Während er den Blick über die Wipfel der Bäume in der Mitte des Platzes schweifen ließ, stellte er sich vor, wie er selbst das Gleichgewicht verlor und in den Abgrund stürzte. In Wirklichkeit vergewisserte er sich, dass er einen guten halben Meter vom Rand des Gebäudes entfernt war, bevor er sich vorsichtig nach vorn beugte und hinunter auf den Körper blickte, der von einer Gitterspitze durchbohrt wurde. Aus einer Höhe von fast dreißig Metern sah Matias Gori wie ein aufgespießter Fisch aus, der seinen letzten Schnaufer getan hatte. Außerdem sah es ganz so aus, als würde er noch eine Weile stecken bleiben. Die Techniker mussten sich noch darüber klar werden, wie sie ihn am besten abnahmen, ohne seine Eingeweide auf dem Bürgersteig zu verteilen.
    Als er an der Botschaft angekommen war, hatte Carlyle sich nicht länger unten aufgehalten, um Gori aus der Nähe zu studieren. Stattdessen war er nach einem kurzen Plausch mit dem gestresst wirkenden zuständigen DCI direkt nach oben aufs Dach gegangen. Hier oben gefiel es ihm auch nicht sonderlich, aber er hatte das Gefühl, als sei seine Höhenangst, gemessen an seiner seit Langem bestehenden
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