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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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von Reue genommen hat.
    Auf dieser Grundlage glauben wir, dass keine weiteren Ermittlungen erforderlich sind und der Fall abgeschlossen werden kann.
    Carole Simpson las den letzten Satz sorgfältig. Sosehr sie sich auch bemühte, konnte sie keine Zweideutigkeit und keinen versteckten Nebensinn entdecken. Sie schaute Carlyle an, der mit in seinem Schoß gefalteten Händen vor ihrem Schreibtisch saß und auf dessen Gesicht ein Ausdruck zen-ähnlicher Gelassenheit lag. Falls es im Lauf der letzten zehn Jahre eine schlechtere Nachahmung eines Sängerknaben in diesem Büro gegeben hat, dann nicht in meiner Gegenwart, dachte sie säuerlich.
    Sie zog die Augenbrauen hoch und ließ den Bericht auf den Tisch sinken. »Und das war’s?«
    Der Inspector richtete sich in seinem Sessel gerade auf und schaute seiner Chefin direkt in die Augen. »Ja, Commander«, sagte er steif.
    »Keine chilenischen Auftragsmörder?«
    Carlyle lächelte. »Das war immer nur eine Theorie.«
    »Was ist mit Sandra Groves und dieser …«, sie wedelte ungeduldig mit einer Hand herum, »… dieser Hartson?«
    Scheiße! Woher wusste sie von denen? Carlyle spürte, wie sein Lächeln unsicher wurde. Das musste man Simpson lassen, sie war kein Trottel. »Ich habe mich im Fall Groves nicht ganz auf dem Laufenden gehalten«, sagte er leichthin. »Und was Hartson betrifft, das wird als Selbstmord geführt. Ihr Hausarzt hat bestätigt, dass sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung litt.«
    Ich kenne das Gefühl, dachte Simpson grimmig.
    »Es hat den Anschein, als sei es ihr schon eine ganze Zeit schlecht …«
    Commander Simpson unterbrach ihn mitten im Satz. »Und deshalb hat sie sich von einem U-Bahn-Zug überfahren lassen?«
    Carlyle zuckte mit den Achseln. Als er es endlich geschafft hatte, auf Hartsons Handy jemanden zu erreichen, war eine barsche Polizistin am Apparat gewesen. Nachdem er gesagt hatte, wer er war, erklärte sie unverblümt, die Inhaberin des Telefons habe sich »umgebracht, indem sie sich vor eine
U-Bahn geworfen hat«. Es schien keinen Grund zu geben, dem zu widersprechen.
    »Nur ein paar Minuten nachdem sie sich mit Ihnen getroffen hat?«
    »Es sieht so aus, als sei schließlich alles zu viel für die arme Frau gewesen.«
    »Auf manche Leute können Sie diese Wirkung haben«, murmelte Simpson vor sich hin.
    »Wie bitte?«
    »Nichts.« Obwohl sie es besser wusste, bohrte Simpson weiter. »Würden Sie nicht sagen, dass es ein etwas merkwürdiges Zusammentreffen ist?«
    »Der Fahrer meinte, sie sei gesprungen«, sagte Carlyle gleichmütig. »Niemand, der zu der Zeit auf dem Bahnsteig war, hat ihm widersprochen.«
    »Hmmm.«
    »Und die Überwachungskameras haben auch nichts erbracht.«
    Commander Simpson, die sich vollkommen im Klaren darüber war, dass ihr Untergebener äußerst ökonomisch mit den Ereignissen umgehen konnte, musterte Carlyle misstrauisch. »Aber Inspector, dachten Sie denn nicht, dass Monica Hartson angesichts Ihrer Theorien in einer gewissen Gefahr schwebte?«
    »Ich habe nur Vermutungen angestellt«, sagte er, um ein wenig falsche Bescheidenheit angesichts des offensichtlichen Bluffs seiner Chefin an den Tag zu legen. »Aber die arme Frau hatte wahrhaft schreckliche Dinge gesehen. Einige ihrer Erfahrungen im Irak waren grauenhaft.«
    »Ja, schon gut.« Simpson wollte die blutigen Details nicht hören.
    »Sie war eindeutig an einem traurigen Ort.«
    »Okay.« Commander Simpson stieß einen langen Seufzer aus. Der Inspector konnte notfalls einen ganzen Tag mauern, und sie musste an Besprechungen teilnehmen.
    »Wären wir dann so weit?« Carlyle legte die Hände auf die Stuhllehnen und machte Anstalten, sich zu erheben.
    Simpsons Gesichtsausdruck war gequält. »Ich denke schon.« Sie pochte mit dem rechten Zeigefinger auf den Bericht, und er konnte sehen, dass der Fingernagel fast bis zum Fleisch abgekaut war. »Aber warum haben Sie es für nötig gehalten, persönlich hierherzukommen, nur um das abzuliefern?«
    »Nun ja …« Carlyle räusperte sich und versuchte, genau den richtigen Tonfall zu treffen. »Ich wollte mich für die Verspätung entschuldigen, mit der Sie unterrichtet wurden – und mich vergewissern, dass Sie mit dem Endergebnis zufrieden sind.«
    Etwas, das einem Lächeln nahekam, zog langsam über Simpsons Gesicht. »Vielen Dank, John«, erwiderte sie, »aber eine E-Mail wäre völlig akzeptabel gewesen. Ich weiß, wie viel Sie zu tun haben, deshalb mussten Sie sich nicht die Zeit
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