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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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hatte in Apartment Nummer acht im ersten Stock gelebt, und dort war sie auch gestorben. Nachdem ihnen die Haustür aufgedrückt worden war, nickte Carlyle zwei uniformierten Polizisten zu, die die Nachbarn befragten, bevor er einen klapprig aussehenden Fahrstuhl verschmähte und die Treppe hochstieg. Er traf in dem Moment vor der Tür der Eigentumswohnung ein, als zwei Kriminaltechniker, beladen mit Tüten und ihrem Handwerkszeug, den Tatort verließen. Carlyle erkannte einen von ihnen, konnte sich aber nicht an den Namen erinnern.
    »Die Leiche liegt in der Küche«, erklärte der eine Techniker. »Bassett ist auch dort.«
    Sylvester Bassett war ein Gerichtsmediziner in der Charing Cross Station, weshalb Carlyle ihn relativ gut kannte. Sie hatten im letzten Jahr drei- oder viermal zusammengearbeitet.
    »Danke.« Als Carlyle an dem Techniker vorbei in die Wohnung trat, sog er prüfend die Luft durch die Nase ein. Er roch die übliche Mischung aus Küchengerüchen und Körperausdünstungen. Es gab keinen offenkundigen Leichengeruch, aber das war nicht ungewöhnlich. Seiner Erfahrung nach wahrte der Tod eine gewisse Distanz.
    Die Eingangstür führte in eine Diele, die durch die gesamte Länge der Wohnung verlief und auf beiden Seiten Zimmertüren aufwies. Auf seinem Weg durch die Diele bemerkte Carlyle ein Badezimmer, ein Wohnzimmer – wo eine grobknochige Polizistin, die er nicht kannte, Babysitter bei einem älteren Burschen spielte, vermutlich der Ehemann – und zwei Schlafzimmer. Am hinteren Ende der Diele kam er auf der rechten Seite zur Küche. Beim ersten Blick hinein dachte er, dass sie erstaunlich groß sei, locker doppelt so groß wie seine eigene zu Hause. In der Mitte stand ein runder Esstisch, der von drei Stühlen umgeben war. Wie der Rest der Wohnung hatte sie einen Holzboden, und die weißen Fliesen an der Wand sorgten dafür, dass der Raum einen sauberen und hellen Eindruck machte.
    Der Mann in der Küche hatte ihm den Rücken zugewandt, aber Carlyle erkannte Sylvester Bassett sofort an seinem lockigen goldenen Haarschopf – aus dieser Entfernung konnte man das Grau nicht sehen – sowie daran, dass er bei der Auswahl seiner Kleidungsstücke keine glückliche Hand hatte, was heute auf einen schicken braunen Cordanzug, pinkfarbene Socken und etwas hinauslief, das wie ein Paar pflaumenfarbene Wildlederschuhe aussah. Carlyle konnte einfach nicht verstehen, warum ein Mann mittleren Alters so viel Zeit und Mühe darauf verwandte, so tuntig auszusehen. Bassett hatte den Kopf aus dem Küchenfenster gesteckt, von dem man auf eine Feuertreppe an der Rückseite des Gebäudes klettern konnte. Er summte vor sich hin und rauchte eine Zigarette.
    »Was liegt hier vor?«, fragte Carlyle.
    Überrascht machte Bassett einen Schritt zurück und stieß sich den Kopf am Fensterrahmen. Er fluchte und rieb sich die Stelle mit einer Hand, während er mit der anderen die Zigarette ausdrückte. Er warf die Kippe aus dem Fenster, drehte sich zu Carlyle um und wies auf die Leiche. Sie lag mit dem Gesicht nach unten halb unter dem Tisch, und eine Blutlache umgab Kopf und Schultern. Agatha Mills war vielleicht knapp einen Meter fünfundfünfzig groß gewesen und hatte graue Haare. Sie hatte eine Bluse an, die einmal weiß gewesen war, einen blauen Rock, der ihr fast bis zu den Knöcheln ging, und eine graue Strickjacke. »Mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen«, erklärte Bassett, »vielleicht mit einem Topf oder einem Nudelholz.« Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »In einer Küche hat man eine große Auswahl an geeigneten Sachen.«
    »Haben wir die Mordwaffe gefunden?«, fragte Carlyle.
    Bassett zog ein Paket Benson & Hedges aus seiner Jackentasche und begann, daran herumzufummeln. »Noch nicht.«
    »Wer ist der Typ im Wohnzimmer?«
    »Das ist der Ehemann.« Bassett schnippte den Deckel der Zigarettenpackung mit dem Daumen auf und schloss ihn wieder. »Mr Henry Mills. Er ist ziemlich aufgelöst.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Hat was getrunken.«
    »Das ist verständlich«, sagte Carlyle einsichtsvoll. »Aber ist er unser Mann?«
    Bassett lächelte. »Sie sind der Detektiv, Inspector.« Endlich zog er eine Zigarette aus der Packung und schob sie zwischen die Lippen.
    Carlyle schaute sich noch einmal in der Küche um. Abgesehen von der Leiche und dem gerinnenden Blut sah alles tipptopp aus. »Ich war nur an Ihrer Meinung interessiert.«
    Bassett fummelte jetzt an seinem Feuerzeug herum.
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