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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: James Craig
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»Sieht ganz so aus«, räumte er ein.
    Das Gesetz des Durchschnitts, dachte Carlyle. Fang mit der wahrscheinlichsten Erklärung an und arbeite dich nach außen vor. Verkorkste Familien waren schließlich sein Metier. Er warf noch einen Blick durch die Küche. Sie war gut ausgerüstet mit anständigen Geräten: Apparate von Miele und AEG anstatt der üblichen Scheißdinger, die von den meisten Leuten heute gekauft und morgen zur Reparatur gebracht wurden. Er zählte einen Kühlschrank, eine Waschmaschine, einen Herd, eine Mikrowelle und eine teuer aussehende Kaffeemaschine, die fast so groß wie Marcellos Gaggia-Maschine im Il Buffone war, bevor sein Blick auf den Geschirrspüler fiel. Ein kleines orangefarbenes Licht zeigte an, dass er noch eingeschaltet war. Er machte einen weiten Bogen um die Leiche, als er die Küche durchquerte. Die Maschine war auf einen intensiven Spülgang von fünfundsechzig Grad statt auf den nur fünfundvierzig Grad heißen Öko-Spargang eingestellt worden und offensichtlich gerade einmal durchgelaufen. Vorsichtig hielt er den Handrücken nahe an die Maschine, gerade ohne sie zu berühren. Sie war eher lauwarm als heiß, was darauf schließen ließ, dass sie vor einigen Stunden in Betrieb genommen worden war.
    Er wandte sich an Bassett, der an seiner Zigarette zog, als wäre es die erste seit mehreren Monaten, und zeigte auf den Geschirrspüler. »Hat irgendjemand da reingeschaut?«
    Bassett dachte einen Moment darüber nach. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    Carlyle wandte sich an Joe, der aus einem anderen Teil der Wohnung erschienen war und in der Türöffnung stand. »Klär bitte, ob die Maschine auf Fingerabdrücke untersucht worden ist, und mach sie dann auf.«
    »Okay.« Joe machte sich auf die Suche nach einem Kriminaltechniker.
    »Und überprüf mal, wie es mit der Befragung der Nachbarn aussieht«, rief Carlyle ihm hinterher.
    »Mach ich.«
    »Wollen Sie die Leiche jetzt mitnehmen?«, wollte Carlyle von Bassett wissen.
    »Ja. Ich glaube, wir sind hier mehr oder weniger fertig.«
    »Der Bericht?«
    »Sollte nicht zu lange dauern. Falls es irgendwelche Überraschungen gibt, melde ich mich sofort bei Ihnen.«
    »Vielen Dank.«
    Im Wohnzimmer saß die Polizistin auf dem Sofa und starrte ins Leere. Henry Mills stand neben dem großen Erkerfenster und betrachtete die Besucherscharen, die das Britische Museum betraten. Eine Plakatwand im Hof pries eine Ausstellung an, die Babylon. Mythos und Wahrheit zum Thema hatte. Helen hatte ihn zu überreden versucht, mit ihr dort hinzugehen, aber Carlyle wusste, dass das auch etwas war, wozu sie nie kommen würden. Nicht dass er sich deswegen hätte graue Haare wachsen lassen; er konnte ohne den Turm von Babel und den Wahnsinn König Nebukadnezars leben und war daher nicht unglücklich, die Dinge einfach ihren normalen Gang nehmen zu lassen.
    Nach ein paar Sekunden drehte sich Mills halb in seine Richtung. Er trug eine Jeans und ein weißes Hemd mit einem feinen grünen Karo. Sein Gesicht war gerötet. In einer Hand hielt er ein Glas mit Whisky, in der anderen die Flasche. Der Inspector nahm das Etikett – Famous Grouse – und die Tatsache zur Kenntnis, dass sie fast leer war.
    Er gab der Polizistin durch ein Zeichen zu verstehen, dass sie das Zimmer verlassen solle. Als sie sich mühsam aus den Untiefen des Sofas befreite, durchfuhr ihn ein Schauer des Widerwillens. »Starkknochig« traf es nicht mal zur Hälfte. Wann hatten sie damit angefangen, fette Weiber zum Polizeidienst zuzulassen?, fragte er sich trübsinnig. Wahrscheinlich seitdem der größte Teil der Bevölkerung angefangen hatte, fett zu werden, sagte er sich.
    Carlyle ließ sich von dem Witwer von oben bis unten mustern, während dieser einen weiteren Schluck Scotch hinunterkippte. Sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass ihm der Whisky weder Trost noch Vergnügen bereitete.
    »Ich würde an Ihrer Stelle mit dem Trinken aufhören, Sir«, sagte Carlyle steif.
    »Oh, das würden Sie?« Henry Mills verzog das Gesicht. »Nun ja, es ist mein Scheißhaus«, er trank sein Glas schwungvoll leer, »und es ist meine Scheißfrau.«
    Aber du wirst bald in meiner Scheißstation sein, dachte Carlyle. Er war weiter als einen Meter von Mills entfernt und konnte den Alkohol deutlich in seinem Atem riechen. Hoffentlich machte er ihn redselig oder, was genauso gut wäre, sorgte dafür, dass er vergaß, nach einem Rechtsanwalt zu fragen. »Das ist eine etwas unglückliche Wortwahl,
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