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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis
Autoren: Andreas Franz
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fragte Sabine Reich. »Es ist wirklich sehr persönlich. Ich möchte nur mit meiner Schwester sprechen.«
    »Sie sind völlig ungestört.«
     
    Nachdem die Kommissarin und Hellmer den Raum verlassen und die Tür hinter sich schlossen, setzte sich Sabine Reich auf den Tisch, sah Laura mit unergründlichem Lächeln an.
    »Wie konnte das passieren?« fragte Laura flüsternd. »Es ist doch alles so perfekt gelaufen!«
    »Ich hab die verdammte Spritze ausgerechnet gestern nichtgleich entsorgt. Aber egal, es ist zu spät, um zu lamentieren, sag mir lieber, wie’s jetzt weitergehen soll?«
    »Sollte irgendwas schiefgehen, haben wir doch alles schon bis ins letzte Detail durchgekaut. Du bekommst den besten Anwalt, den du dir nur wünschen kannst, du weißt ja, den, der meinen, oder besser gesagt, unseren Vater am liebsten selbst umgebracht hätte. Außerdem hab ich noch ein paar Trümpfe im Ärmel, auf die selbst im Traum keiner kommen würde. Ich hab doch gesagt, eine Hand wäscht die andere. Glaub bloß nicht, ich würde meine Schwester im Stich lassen.«
    »Das wußte ich sowieso. Aber es war eine verdammt gute Show, die wir abgeliefert haben, oder?« sagte Sabine Reich grinsend. »Mann, kannst du dir Tränen rausquetschen! Du hättest Schauspielerin werden sollen.«
    »Man tut, was man kann«, erwiderte Laura Fink und grinste ebenfalls.
    »Was glaubst du, wie lange muß ich in den Bau?«
    »Vergiß das Gefängnis, wir schaffen das anders. Kindheitstrauma und so weiter. Du weißt schon, was ich meine. Zwei Jahre in einer psychiatrischen Anstalt, dann aber schon nach einem halben Jahr ein Gutachten von meinen speziellen Freunden, die mir noch einen großen Gefallen schulden. Sie werden dir akute Suizidgefährdung bescheinigen, na ja … Ich denke, du bist spätestens in einem Jahr wieder draußen. Und dann fangen wir an zu leben. Wir kaufen uns ein Haus irgendwo im Süden, und lassen es uns einfach gutgehen. So, jetzt hau ich aber wirklich ab, ich hab noch eine Menge zu erledigen. Und danke noch mal, daß du mich nicht verraten hast.«
    Sie umarmten sich noch einmal, sahen sich in die Augen, lächelten. »Das ist unser Geheimnis, und keiner wird es jemals herausfinden. Mach’s gut, und laß dich von denen nicht unterkriegen. Wir packen das schon«, sagte Laura Fink augenzwinkernd.
    Sie ging an die Tür, klopfte. Julia Durant öffnete von draußen, reichte ihr die Tasche, sah der jungen, gebrochenen Frau nach, wie sie langsam über den langen Flur lief, ihre schweren Schritte hallten von den Wänden wider.
    Hellmer stellte sich neben die Kommissarin, sagte mit nachdenklichem Blick: »Ich weiß nicht, aber ich hab so ein komisches Gefühl …«
    »Was meinst du?« fragte Durant mit gekräuselter Stirn.
    »Irgendwas mit den beiden stimmt nicht … Aber ich kann mich auch täuschen … Blödsinn, was red ich da!«
    »Was soll denn da nicht stimmen? Komm, gehen wir wieder rein, der Tag ist noch nicht zu Ende.«

Dienstag, 22.00 Uhr
    Julia Durant war nach Hause gefahren, sie war nicht nur müde, sie war völlig leer und ausgebrannt und fühlte sich einfach elend. Sie aß eine Scheibe Brot, trank eine Dose Bier, setzte sich auf die Couch, die Beine hochgelegt. Sie schloß die Augen, dachte über den vergangenen Tag nach. Sie telefonierte noch einmal kurz mit Hellmer, sie tauschten ein paar Belanglosigkeiten aus, auch er empfand eine tiefe Leere, wie er sagte.
    Sie nahm ein Bad, trank noch ein Bier, rauchte, legte die neue CD von Bryan Adams ein, drehte die Lautstärke hoch. Ihr war es egal, was die Nachbarn sagten, sie brauchte das jetzt. Um halb zwölf legte sie sich ins Bett, zog die Decke bis unter das Kinn und drehte sich auf die rechte Seite. Sie konnte nicht einschlafen. Sie trank noch ein Bier, nahm ein paar Tropfen Valium dazu.
    Das war also das Geheimnis der Familie Fink gewesen, dieses furchtbare Geheimnis, das eine ganze Familie über so viele Jahre für sich behalten hatte und auf das sie, wenn sie recht überlegte, schon früher hätte kommen können.
    Sie fühlte, wie ihre Augen immer schwerer wurden und sie schließlich weit nach Mitternacht in eine andere Welt glitt. Sie schlief tief und traumlos bis um acht Uhr.
    Das nächste Verhör von Sabine Reich war für zehn Uhr angesetzt, sie hatte also noch genügend Zeit, um sich auf den Tag vorzubereiten. Am Abend würde sie ihren Vater anrufen und vielleicht auch noch Susanne Tomlin. Die nächste Telefonrechnung würde astronomisch hoch sein, doch das störte sie
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