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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis
Autoren: Andreas Franz
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vor zwei Stunden das Licht ausgemacht. Also, mach auf!«
    Sie wußte, wenn sie seinem Befehl nicht nachkam, würde es beim nächsten Mal noch schlimmer kommen. Sie erhob sich von ihrem Bett, ging wie in Trance zur Tür, drehte den Schlüssel, zog ihn schnell ab und steckte ihn in die Hosentasche.
    Er stand vor ihr, ein großer, mächtiger Mann, dessen Augen sie scharf und unerbittlich ansahen. Er schubste sie in die Mitte des Zimmers, schloß die Tür hinter sich. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, als er mit seinem typischen Gang auf sie zukam und direkt vor ihr stehenblieb.
    »Habe ich dir nicht schon tausendmal gesagt, du sollst diese Tür nicht abschließen?! Sollte das noch einmal vorkommen, werde ich dich leider bestrafen müssen. Hast du mich verstanden?«
    Sie nickte nur.
    »Warum bist du noch nicht ausgezogen? Ich denke, du wolltest schlafen.«
    »Ich wollte mich gerade ausziehen«, erwiderte sie leise und mit gesenktem Blick.
    »Dann tu es, meine Kleine«, sagte er plötzlich sanft und streichelte mit einer Hand über ihr Gesicht. »Ich werde so lange hierbleiben und aufpassen, daß du auch wirklich ins Bett gehst. Komm, zieh dich aus.« Er setzte sich auf die Bettkante.
    Sie gehorchte, knöpfte die Jeans auf, streifte sie von den Beinen und legte sie auf den Stuhl. Danach zog sie das Sweatshirt über den Kopf mit dem dichten, braunen Haar. Sie trug jetzt nur noch ein Trägerhemd und einen Slip und weiße Tennissocken.
    »Du willst doch nicht etwa mit Strümpfen ins Bett gehen, oder?« fragte er. »Das ist sehr ungesund.«
    »Nein«, erwiderte sie mechanisch und zog auch die Socken aus. Sie ging zum Bett, schlug die Decke zurück und legte sich hinein. Er wandte seinen Kopf in ihre Richtung, wartete, bis sie die Bettdecke bis zu ihren Schultern gezogen hatte. Er legte sich neben sie, streichelte über ihr Gesicht, sie fühlte Ekel in sich aufsteigen. Sie schloß die Augen, um ihn nicht sehen zu müssen.
    »Weißt du, du bist meine süße Kleine. Ein Mädchen wie dich habe ich mir immer gewünscht. So zart und rein und makellos.« Seine Hand glitt tiefer, berührte ihre noch kleinen Brüste, massierte sie. Sie hielt die Augen geschlossen, nur so war es einigermaßen zu ertragen. Sie spürte, wie er zwischen ihre Schenkel faßte und ihren Slip und wenig später den Reißverschluß seiner Hose herunterzog. Dann war er mit einem Mal über ihr, sein Glied drang ruckartig und schmerzhaft in sie ein. Erst bewegte er sich langsam, schließlich immer schneller und schneller, bis er ejakulierte und sich kurz darauf zur Seite drehte. Er atmete wie immer schwer, sah sie von der Seite an, sagte: »Mach dich sauber und zieh dich wieder an. Du mußt morgen früh aufstehen. Du schreibst doch morgen die Englischarbeit, oder?«
    »Ja«, sagte sie leise.
    »Ich hoffe, du hast gut gelernt. Ich will keine Versager in meiner Familie haben. Und Gott hat uns, vor allem aber dich, mit so vielenTalenten ausgestattet, daß es deine Pflicht ist, gute Arbeiten zu schreiben. Klar?«
    »Ja.«
    »Gut, dann mach mir keine Schande. Es wäre schlecht, wenn ausgerechnet du …« Er winkte ab, lächelte auf einmal. »Nein, meine Kleine wird mir keine Schande machen. Das weiß ich. Wenn du gelernt hast, wird Gott schon dafür sorgen, daß alles gutgeht. Gute Nacht.«
    Er verschwand, wie er gekommen war – leise, nur die Stufen knarrten ein wenig. Sie ging ins Bad, befreite sich von dem Schmutz, zog frische Unterwäsche an und legte sich ins Bett. Es war weit nach Mitternacht, als sie endlich einschlief.

14. Juni, 20.30 Uhr
    Sie hatten zu Abend gegessen, und anschließend, wie immer Montags, eine Bibelstunde in dem weiträumigen Wohnbereich abgehalten. Trotz der seit Tagen anhaltenden Hitze, die sich wie eine riesige Glocke über die Stadt gelegt hatte, war es angenehm kühl in dem vollklimatisierten Haus. Joseph, der jüngste Sohn, las gerade ein paar Verse aus dem Matthäus-Evangelium vor, in denen Jesus seinen Jüngern sagt, wessen Glaube auch nur so groß wie ein Senfkorn ist, dem wird es möglich sein, zu einem Berg zu sagen: ›Rück von hier nach dort!‹, und er wird wegrücken‹, als das Telefon läutete. Alle blickten auf, bis der Vater sich nach dem dritten Klingeln erhob und den Hörer abnahm.
    »Rosenzweig«, meldete er sich. Er hörte einen kurzen Moment zu, schließlich drückte er einen Knopf und legte den Hörer auf. Er wandte sich seiner Familie zu, sagte: »Ich muß nur kurz hoch ins Arbeitszimmer, ein wichtiges
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