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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis
Autoren: Andreas Franz
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eine Folge von Herz- und Kreislaufversagen. Woran er primär gestorben ist, das muß eine Autopsie ergeben. Dein Mann hatte ungewöhnlich massive Blutungen, und jetzt müssen Gerichtsmediziner klären, wodurch diese Blutungen hervorgerufen worden sind. Und außerdem sollten das Insulin und die Spritze untersucht werden …«
    »Heißt das, er wird aufgeschnitten?«
    Laura Fink blickte achselzuckend zu Boden, schließlich nickte sie und antwortete: »Es wird sich leider nicht vermeiden lassen.«
    Marianne Rosenzweig wandte sich ab, den Blick zur Tür gerichtet. Mit einem Mal begann sie leise zu schluchzen. Die Ärztin kam zu ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter. »Hör zu, vielleicht wäre es doch besser, wenn ich dir etwas Valium geben würde. Es beruhigt, und vor allem wirst du damit heute nacht einigermaßen schlafen können.«
    »Schlafen!« stieß sie mit bitterem Lachen hervor. »Wie soll ich jetzt schlafen? Wir hätten in genau einer Woche unseren zwanzigsten Hochzeitstag gefeiert. Aber er, was macht er? Er macht sich aus dem Staub …! Nein, entschuldige, das wollte ich so nicht sagen. Er kann ja nichts dafür. Irgendeinen Grund für seinen Tod wird es schon geben. Finde diesen Grund heraus. Auch wenn mir der Gedanke, daß mein Mann aufgeschnitten wird, alles andere als angenehm ist.«
    »Ich kann dich verstehen, Marianne. Aber egal, was ist, er wird nicht wieder lebendig. Und ich sage dir ganz ehrlich, ich möchte auch gerne wissen, woran er gestorben ist. Eine Frage – wie hater sich das Insulin in der Regel injiziert, in den Arm, ins Bein, in den Bauch?«
    »Ich weiß nicht, ich war nie dabei. Er hat nur einmal kurz erwähnt, daß er es meistens in den Bauch … Aber sieh doch selbst nach.«
    »Tut mir leid, aber ich darf deinen Mann nicht bewegen, bevor die Polizei nicht alle Spuren gesichert hat.« Sie begab sich wieder zu dem Toten, bückte sich, sagte, ohne ihn zu berühren: »Du hast wohl recht. Die Knöpfe seines Hemdes sind noch offen.«
    »Und?« fragte Marianne Rosenzweig, die sich wieder umgedreht hatte.
    »Wie schon gesagt, eine Untersuchung in der Rechtsmedizin ist unumgänglich.«
    »Was denkst du, woran er gestorben ist? Du vermutest doch etwas, oder?«
    »Ich kann es nicht sagen, aber es könnte ein toxischer Schock gewesen sein.«
    »Toxischer Schock? Was bedeutet das?«
    »Es könnte, wohlgemerkt, es könnte Gift im Spiel gewesen sein. Was unter Umständen auch die Blutungen erklären würde. Aber erst eine Obduktion wird Klarheit bringen, was die Todesursache angeht.«
    »Gift?!« Marianne Rosenzweig lachte schrill auf. »Wie soll Hans an Gift kommen?« fragte sie mit ungläubigem Blick. »Das ist absolut lächerlich, geradezu absurd!«
    »Vielleicht irre ich mich auch …«
    »Das tust du ganz bestimmt. In diesem Haus gibt es kein Gift, hier gibt es nicht einmal Tabak oder Alkohol, wie du weißt.«
    »Natürlich weiß ich das, es ist auch nur eine Vermutung«, sagte Laura Fink und räusperte sich verlegen. »Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was die Todesursache ist. Aber ich werde jetzt die Polizei rufen und warten, bis die Beamten da sind. Alles weitere liegt dann nicht mehr in meinen Händen. Es tut mirleid, aber ich habe bestimmte Vorschriften … und wenn ich die nicht einhalte … Und du möchtest bestimmt nichts zur Beruhigung?«
    »Nein«, erwiderte Marianne Rosenzweig, und mit einem Mal traten Tränen in ihre Augen und rollten langsam über die Wangen. Sie hatte den Blick zu Boden gerichtet, die Hände ineinander verkrampft. »Gott hat mir zwanzig wunderbare Jahre mit meinem Mann geschenkt, und Gott hat ihn jetzt zu sich gerufen … Auch wenn Hans gerade in der Mitte seines Lebens stand … Aber die Wege des Herrn sind für uns Menschen eben unergründlich. Ich werde darüber hinwegkommen, denn ich weiß, er wird auf mich warten, bis auch meine Zeit gekommen ist. Und eines Tages werden wir wieder vereint sein. Eine große, glückliche Familie. Er war ein guter Mann und ein liebevoller Vater.« Sie hielt kurz inne, sah Laura Fink an, lächelte auf einmal und fragte: »Ist es nicht schön zu wissen, daß es ein Leben nach dem Tod gibt?«
    Die Angesprochene zuckte die Schultern. »Natürlich. Und egal wie lange es dauert, bis deine Zeit gekommen ist, er wird auf dich warten. Die ersten Tage oder Wochen werden nicht einfach für dich sein, aber du weißt ja, es gibt viele, die dir über diese schwere Zeit hinweghelfen werden.«
    »Ja, das weiß ich. Und ich glaube fest
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