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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis
Autoren: Andreas Franz
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Grad, ein leichter Ostwind ließ die Blätter in den Bäumen rascheln.
    Sabine Reich blieb auf der Terrasse stehen, sah hinaus auf den Garten. Sie ging ein paar Schritte weiter, zog ihre Schuhe aus, betrat den Rasen. Sie legte den Kopf in den Nacken, sog die frischeLuft tief in sich ein, fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, drehte sich ein paarmal im Kreis. Nach fünf Minuten sagte sie: »Ich wollte nur dieses Gefühl mitnehmen, mehr nicht. Ich bin bereit.«

Dienstag, 17.00 Uhr
    Julia Durant hatte zwei Stangen Zigaretten für Sabine Reich gekauft; das Verhör wurde mit einer Videokamera und einem Tonband aufgezeichnet.
    »Fink war mein Vater. Ich habe einen Stapel Briefe gefunden, in denen alles stand, was ich wissen mußte. Ich hatte mir immer eine Mutter und einen Vater gewünscht, zumindest so lange, wie ich in diesem gottverdammten Waisenhaus war. Ein katholisches Haus, von Nonnen geführt!« spie sie höhnisch aus. »Ein Haus Gottes, ein Haus der Prügel und der Demütigungen, ein Haus, in dem Gott verhöhnt und verspottet wurde. Ein Haus, in dem Kinder auf schändlichste Weise mißbraucht wurden … Ich war neun, als der Hausmeister, ein ekelhafter, ständig besoffener Kerl, mich zum ersten Mal vergewaltigt hat. Drei Jahre ging das so, aber ich war beileibe nicht die einzige. Fast jedes Mädchen mußte irgendwann dran glauben, weil irgendwelche Jungs sich ein paar Mark verdienen wollten. Dieses alte Dreckschwein hat nur gesagt, er würde uns zu Frauen machen. Er würde uns zeigen, wie das Leben außerhalb dieser Mauern wäre … Wie gern hätte ich diesen Schweinehund verrecken sehen! Na ja, man kann nicht alles haben.«
    »Und welche Rolle spielten die andern – Hauser, Rosenzweig, Schönau?« fragte Durant. »Hatten Sie mit Hauser ein Verhältnis?«
    »Ja. Wir sind uns rein zufällig begegnet, und er hat mir von seiner Arbeit mit Schlangengiften erzählt. Ich war fasziniert, und da ich schon lange nach einer etwas ausgefallenen Methode gesuchthabe, diese Männer zu beseitigen, kam mir die Idee, es mit Gift zu probieren. Eines Tages habe ich ihn in seinem Labor besucht. Er hat mir alles erklärt, und ich wußte schon nach kurzer Zeit ziemlich viel über Gifte und deren Wirkungsweise. Das Problem war nur, wenn ich diese Methode angewendet und Hauser am Leben gelassen hätte, wäre schon nach dem ersten Mord alles aufgeflogen. Aber ich wollte diese Idee umsetzen, unter allen Umständen. Er war sozusagen meine erste Versuchsperson. Und es hat wunderbar geklappt. Ich habe bei ihm ein Gift benutzt, das eine fast ausschließlich nervenlähmende Wirkung hat, also kaum nekrotisierend wirkt. Um ihn hat es mir irgendwie leid getan, er war ein guter Mann, aber eben nur ein Mann. Ich brauchte nur mit den Augen zu zwinkern und schon hatte ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. So einfach war das. Ich glaube, seine Frau ist nie dahinter gestiegen. Ist auch besser so. Sie soll ruhig weiter glauben, ihr Mann wäre ein treuer Ehemann gewesen.« Sie lachte auf, zündete sich eine Zigarette an.
    »Und warum Rosenzweig und Schönau?«
    Sabine Reich sah Durant an, ein verklärtes Lächeln umspielte ihren Mund. Sie zog an der Zigarette, blies den Rauch aus, sagte: »Ich wollte wissen, ob nur mein Vater ein Schwein war, oder ob die beiden ähnlich gelagert waren. Ich habe einen Privatdetektiv engagiert, der mir alle Informationen geliefert hat, die ich brauchte. Rosenzweig hat seine Frau seit Jahren nach Strich und Faden betrogen, entgegen allen Richtlinien der Kirche. Und nicht nur das, er hat auch ein paar Geschäfte getätigt, die der Firma eine Menge Geld brachten und das Finanzamt um einige Millionen schädigten. Aber keiner hat etwas davon gemerkt. Rosenzweig und Schönau haben zusammengearbeitet. Richtig schön brüderlich zusammengearbeitet. Der eine wollte Geld beiseite schaffen, der andere hat ihm dabei geholfen. Beide waren nicht nur Betrüger dem Gesetz nach, sie waren gleichzeitig auch Betrüger ihren Familien und der Kirche gegenüber. Beide warenraffgierig und bigott und haben sich alles genommen, was sie nur kriegen konnten. Schönau ging sogar so weit, eine seiner Mitarbeiterinnen zu schwängern, die auch verheiratet war; leider kam ihr Mann dahinter, daß das Kind nicht von ihm war. Sie kennen die Geschichte; Rita Jung, eine liebenswerte Person, die wohl niemals auch nur im Traum daran gedacht hätte, daß ihr je so etwas passieren könnte.
    Aber das Leben geht manchmal seltsame Wege. Jetzt ist sie ihren Mann
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