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Lesereise - Inseln des Nordens

Lesereise - Inseln des Nordens

Titel: Lesereise - Inseln des Nordens
Autoren: Barbara Schaefer , Rasso Knoller
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meinen Whisky kühlen. Whisky on the rocks – wobei die »rocks« viele Tausend Jahre altes Eis sind. Das Knistern im Glas sind Luftblasen, die aus dem schmelzenden Eis entweichen. Luft aus einer anderen Zeit. Jeder Schluck ist ein Schluck Vergangenheit. Und der Skipper wird mir erzählen, dass viele Sternelokale Gletschereis aus Grönland importieren, um ihre Drinks damit zu servieren. Das Eis ist dann oft teurer als der Whisky.
    Auch wenn ich später noch viele und viel größere Eisberge gesehen habe, die beiden schwimmenden Kathedralen von Qaqortoq werde ich nie vergessen. Das erste Mal ist eben immer etwas Besonderes.
    R. K.

Ein ganzes Jahr in einer Stunde
Eine Geschichte von Schönheit, Leidenschaft und außerirdischem Zauber
    Mit der Liebe geht es manchmal schnell. Besonders dann, wenn sich einer der Partner von Anfang an richtig ins Zeug legt. Mit allem aufwartet, was er zu bieten hat, und allen Emotionen freien Lauf lässt. So viel Leidenschaft lässt sich nur schwer widerstehen.
    Bei mir hat es nur eine Stunde gedauert, dann war ich ihr verfallen – oder ihnen. Denn eigentlich waren es gleich mehrere. Genauer gesagt achtzehn! So viele Inseln gehören zu den Färöern, dem einsamen Land im Nordatlantik. J. R. R. Tolkien, der angeblich auch färöisch gesprochen haben soll, hätte an der wilden Landschaft seine Freude gehabt, und wenn Peter Jackson, der Regisseur von »Der Herr der Ringe«, die Färöer gekannt hätte, hätte er seinen Film sicher hier und nicht in Neuseeland gedreht.
    Als ich an einem Märztag auf dem Flughafen der Insel Vágar lande, begrüßen mich die Färöer mit Sonnenschein, nur um mir von da an im schnellen Wechsel Regen, Schnee und Hagel zu bieten – alles, was das Wetter in seinem Spektrum vorsieht; ein Jahr im Schnelldurchlauf.

Der Ministerpräsident hält den Elfmeter
Auf den Färöern gibt es keine Stars, aber viele Menschen voller Talente
    Die Färinger sind ein besonders talentiertes Volk. Das merke ich schnell, als ich auf einer Recherchereise auf den Inseln im Nordatlantik unterwegs bin. Fast alle meine Gesprächspartner entpuppen sich als Mulitalente – oder sind zumindest mit jemandem verwandt, der etwas Besonderes weiß oder kann.
    Eine Reportage über Fußball will ich schreiben. Selbstverständlich besuche ich daher Jens Martin Knudsen, den berühmten Bommelmützen-Torwart. Er stand 1990 beim legendären Sieg der Färöer über Österreich im Tor. Knudsen ist aber nicht nur der richtige Ansprechpartner in Sachen Fußball. Nein, auch in der Handballnationalmannschaft stand der heute Zweiundvierzigjährige zwischen den Pfosten und im Turnen war er mehrfacher Landesmeister. Mein nächster Interviewpartner ist Ministerpräsident Kaj Leo Johannesen. Eigentlich will ich mit ihm über Walfang und die Unabhängigkeitsbestrebungen der Färöer sprechen. Doch erst einmal plauschen auch wir ausführlich über Fußball. Johannesen saß nämlich als Ersatztorwart auf der Bank, als die Färöer mit Knudsen im Tor gegen Österreich gewannen. Und mit zweihundertsechsundneunzig Erstliga-Spielen ist er einer der erfolgreichsten Spieler des Landes überhaupt. Politisch ausgewogen, spreche ich hinterher mit Oppositionsführer Høgni Hoydal. Der hat zwar keine Fußballkarriere vorzuweisen, dafür aber gleich eine ganze Reihe berühmter Künstler in der Familie. Seine Tante ist eine bekannte Schauspielerin und Sängerin und Onkel und Großvater sind Schriftsteller. Ebenfalls zum Thema Walfang treffe ich mich später mit Kate Sanderson. Sie ist im Außenministerium für diese sensible Thematik verantwortlich. Ursprünglich aus Neuseeland stammend, lebt sie schon seit fast zwanzig Jahren auf den Färöern. Da ist es nur logisch, dass auch sie in dem Multitalente-Spiel mithalten kann. Ihr Mann ist Carl Johan Jensen – ein berühmter und wegen seiner häufig sehr offen vorgetragenen Worte auch umstrittener Dichter und Schriftsteller.
    Eigentlich wollte ich noch ein weiteres Interview zum Thema Fußball führen – mit Torkil Nielsen, dem Mann, der beim Österreich-Spiel das Siegestor für die Färöer geschossen hat. Er lässt ausrichten, dass er mit diesem Teil seines Lebens abgeschlossen habe und darüber nicht mehr sprechen wolle. John Eysturoy, der mir bei der Organisation meiner Termine hilft, weiß auch warum: Nielsen, so sagt er, sei inzwischen einer der besten Schachspieler der Insel und lebe in seiner ganz eigenen Welt. Auch Eysturoy ist natürlich nicht einfach nur Angestellter
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