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Lesereise - Inseln des Nordens

Lesereise - Inseln des Nordens

Titel: Lesereise - Inseln des Nordens
Autoren: Barbara Schaefer , Rasso Knoller
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im Kreis. Doch es sind die Liedtexte, die Eivør ansprechen, denn sie erzählen von alten Geschichten und Sagen. Und daran sei sie schon immer interessiert gewesen, so Eivør. Schon als Kind habe sie alte Lieder geliebt. »Wenn wir draußen spielten und uns hinter hohen Steinen versteckten, sagte meine Mutter oft, ich solle nach Elfen suchen.« Und Eivør hat an die Elfen geglaubt und wirklich versucht sie zu finden. Vielleicht muss man wie sie in der Kindheit an Träume glauben, um sie dann als Erwachsener verwirklichen zu können.
    R. K.

Blut im Fjord
Das Gift im Fleisch der Tiere könnte bald zum Ende des Grindwalfangs auf den Färöern führen
    Geht es um den Walfang, verstehen die Leute auf den Färöern keinen Spaß. Da sind sich alle einig. Sogar Herr Johannesen und Herr Hoydal ziehen dann an einem Strang – was selten genug vorkommt. Denn der eine ist Ministerpräsident und der andere Führer der größten Oppositionspartei und im Normalfall Johannesens schärfster Kritiker.
    Junge Männer stehen knietief im blutroten Wasser. Sie stechen mit langen Messern auf gestrandete Grindwale ein und ziehen die sterbenden Tiere an Land. Dort sehen Hunderte von Schaulustigen dem blutigen Spektakel zu. Wenn das Gemetzel zu Ende ist, liegen fünfzig, hundert oder mehr tote Wale am Strand.
    Solch grausige Bilder sieht man auch bei uns in den Medien – spätestens dann, wenn den Färingern wieder einmal ein Fangerfolg beschieden war und sie mit ihren Booten eine Schule von Grindwalen in eine Bucht treiben und dort töten konnten. Solche Fänge gelingen im Durchschnitt zehn Mal im Jahr. In manchen Jahren, wie zuletzt 2008, bleibt das Fangglück aber ganz aus und kein einziger Grindwal wird getötet.
    Und mit Glück hat der Walfang auf den Färöern in der Tat zu tun. Anders als beispielsweise in Norwegen oder Japan wird er hier nicht kommerziell betrieben. Es gibt keine professionellen Walfänger und auch niemanden, der von Berufs wegen nach Walen Ausschau hält. Die Grindwale werden zufällig entdeckt, von Freizeitfischern beispielsweise oder der Besatzung von Fährbooten. Deswegen werden rein statistisch auch die meisten Wale bei gutem Wetter und am Freitag oder Samstag gefangen – dann, wenn die Freizeitkapitäne mit ihren Booten auf dem Meer sind.
    Wer eine Walschule sichtet, verständigt andere Fischer und den Walfangobmann des jeweiligen Dorfes, den grindaformaður . Früher zog man dazu als Signal ein Kleidungsstück am Mast hoch, heute erledigt man diese Aufgabe mit dem Handy oder über den Sprechfunk an Bord. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es sogar Pflicht, eine Walsichtung zu melden. Wer dies nicht tat, machte sich strafbar. Diese Vorschrift wurde abgeschafft, nachdem sich die Fehlalarme gehäuft hatten. Um sich keinesfalls strafbar zu machen, meldeten viele Fischer auch dann Wale, wenn sie sich nicht sicher waren, welche gesehen zu haben. Oft stellte sich dann heraus, dass die vermeintlichen Wale spielende Seehunde, Bojen oder Spiegelungen auf dem Wasser gewesen waren.
    Werden Wale entdeckt, gibt der g rindaforma ð ur die Nachricht überall im Dorf bekannt – am Walfang kann jeder teilnehmen. In den kleinen Dörfern vergeht nicht viel Zeit, bis alle Bescheid wissen. Und es dauert auch nicht lange, bis man in den Nachbardörfern und überall auf der Insel von der grindaboð erfährt, der Nachricht, dass man Grindwale gesichtet hat. Früher musste jedes Dorf einen trockenen Strohballen bereithalten. Wurde er angezündet, wusste jeder, der das Rauchzeichen sah, dass Grindwale vor der Küste aufgetaucht sind. Später im 20. Jahrhundert gab man im Radio den Standort der Wale durch, worauf jeder sofort seine Arbeit unterbrach und stehen und liegen ließ, was er gerade tat. Sogar Gott musste warten. Waren Wale in Ufernähe, beendete der Pfarrer die heilige Messe vorzeitig. Ein jeder lief, ritt oder fuhr so schell es ging zu dem der Sichtungsstelle am nächsten gelegenen Strand.
    Ganz so extrem ist das heute nicht mehr. Doch wer ein Boot besitzt, beteiligt sich noch immer an der Jagd und hilft, die Tiere an den Strand zu treiben, und dort warten dann die Männer mit den Messern …
    Weil der Walfang eine gemeinschaftliche Sache ist, sollen auch alle davon profitieren. Das Fleisch wird nicht nur unter jenen verteilt, die sich am Fang beteiligten, sondern alle aus dem Dorf der Walfänger erhalten ihren Anteil. Bleibt dann noch immer Fleisch übrig, werden die Bewohner der ganzen Insel bedacht. Damit wird bis
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