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Leonardos Drachen

Leonardos Drachen

Titel: Leonardos Drachen
Autoren: Alfred Bekker
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und Schafe zu ersetzen. Seitdem beklagt er sich auch nicht mehr.“
    „Sieh an“, murmelte Leonardo. „Dann steckt also die Familie de’ Sarti dahinter.“
    „Wovon sprichst du, Leonardo?“
    „Ach nichts“, sagte Leonardo. „Lass deinen Vater nicht warten, sonst wird er sauer!“
    „Leonardo!“
    „Ja?“
    Carlo wirkte sehr ernst. „Erzähl das nicht weiter.“
    „Wieso nicht?“
    „Immanuele de’ Sarti ist nicht nur ein Mann, der sich im Calcio austobt und dabei die Leute für sich schreien lässt. Wenn jemand so viele Männer unter Waffen hat, dann macht er das nicht nur, um seine Transportwagenzu beschützen! Er ist gefährlich – und jeder weiß das inzwischen bei uns und hat Angst vor ihm. Deswegen sagt auch niemand etwas gegen seine Leute. Schließlich weiß man ja nicht, ob diese Büchsenknaller auch in Zukunft nur auf die Kürbisse schießen, die sie bei meinem Vater gekauft haben.“
     
    L eonardo schwirrte der Kopf, als Carlo seinem Vater nachrannte, der sich inzwischen schon ein ganzes Stück entfernt hatte. So viele Gedanken rasten ihm auf einmal durch den Kopf. Was sollte er jetzt tun? Zum Stadtherrn gehen und sagen, was er wusste? „Nein, was ich zu wissen glaube!“, dachte er. Ein Beweis war das alles nämlich noch nicht.
    „Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte Clarissa.
    „Zunächst einmal, dass Immanuele de’ Sarti im Leben offenbar ein ebenso gemeiner Kerl ist wie ich ihn vor Kurzem erst beim Calcio erlebt habe!“, meinte Leonardo.
    „Wir sollten das Garn einsammeln. Und unsere Sachen liegen noch oben auf der Anhöhe.“
    Leonardo wandte sich an Clarissa. „Wir müssen nach Vinci!“
    „Was hast du vor?“
    „Du hast doch gehört, was mein Freund Carlo eben gesagt hat! Diese Bande lagert in der Krötenschlucht. Ich weiß genau, wo die ist. Da gibt es eine Wasserstelle, an er ich früher oft genug gewesen bin. Der Ort ist ein hervorragendes Versteck! Wenn wir jetzt zur Stadt zurückgehen, um irgendwem Bescheid zu sagen, dannsind diese Kerle doch längst über alle Berge und niemand wird mehr nachweisen können, wer sie angeheuert hat, um den Stadtherrn umzubringen.“
    „Wie kommst du darauf, dass sie sich davonmachen wollen?“, fragte Clarissa. „Wenn du mich fragst, dann warten sie eher auf neue Befehle von ihrem Auftraggeber – und die scheint ihnen der Kerl im blauen Umhang ja gerade zu überbringen.“
    Aber Leonardo schüttelte den Kopf. „Dass der Kerl mich verfolgt hat, spricht doch dafür, dass sie sich nicht sicher sind, ob man sie nicht doch erkannt hat. Und Immanuele de’ Sarti wird sicher so klug gewesen sein, niemanden hier aus der Gegend für den Anschlag auf den Stadtherren anzuheuern. Also werden diese Männer dorthin verschwinden, von wo sie gekommen sind. Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen. Wenn wir Glück haben, wurden sie noch nicht vollständig bezahlt und wir können sie noch einholen!“
    „Zu Fuß? Leonardo, weißt du, wie weit es bis Vinci ist?“
    „Am späten Nachmittag sind wir dort, wenn wir nicht trödeln und zu lange brauchen, um das Garn aufzuwickeln! Also los!“
    „Und warum sollte ich überhaupt mit dir mitgehen?“
    „Weil ich dich brauche, Clarissa!“
    „Wie bitte?“
    „Ich kann die Drachen nicht alleine steigen lassen – und sie schon gar nicht alle beide halten. Genau das habe ich aber vor – und du musst mir helfen!“
    „Du bist nicht ganz bei Trost!“
    „Wir machen es wie die Leute in Cipanku“, erklärte Leonardo. „Wenn sie die Drachen über sich sehen, werden sie einen solchen Schrecken bekommen, dass sie die Flucht ergreifen und ganz bestimmt nie wieder zu ihrem Lager zurückkehren. Und wenn wir Glück haben, dann hinterlassen sie irgendetwas   …“
    Clarissa sagte einige Augenblicke lang gar nichts. Sie runzelte die Stirn. „Das ist ziemlich gefährlich.“
    „Nicht gefährlicher, als gar nichts zu tun und darauf zu warten, dass diese Kerle eines Tages vor unserer Haustür stehen, weil sie befürchten, dass wir sie erkannt haben.“
    „Ich weiß nicht   …“
    „Wenn wir ihnen einen ausreichenden Schrecken einjagen, dann tauchen sie nie wieder in dieser Gegend auf. Natürlich kann es sein, dass Immanuele de’ Sarti andere Männer anheuert, aber die sind dann nur für den Stadtherrn gefährlich – aber nicht für uns beide, weil wir ihnen ja nie begegnet sind.“
    Clarissa schluckte. „Also gut“, sagte sie.
    „Eigentlich kann uns doch nicht viel passieren – mit zwei Drachen auf
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