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Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)

Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)

Titel: Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)
Autoren: Alfred Bekker
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auch!“, stieß er hervor.
    „Du scheinst viele Bekannte in Florenz zu haben – was um so erstaunlicher ist, da du doch gar nicht hier wohnst“, gab Pater Rigoberto zurück. Währenddessen führte er gerade die letzten Striche am Gesicht aus, sodass es die endgültige Form bekam.
    „Ihr seid als Priester doch zum Schweigen verurteilt, wenn ich Euch etwas anvertraue, oder?“, fragte Leonardo.
    „Das habe ich dir ja schon erklärt. Warum fragst du?“
    „Ich möchte ausschließen, dass Ihr das, was ich Euch erzähle an Bartolo weitergebt. Denn er kommt doch jeden Mittwoch zur Beichte, oder?“
    Leonardo hatte dem Gespräch zwischen Bartolo und Pater Rigoberto entnommen, dass er normalerweise Mittwochs zur Beichte ging. Aber er wollte sich vergewissern.
    „Wann Bartolo hier her zur Beichte kommt, spielt keine Rolle“, sagte Pater Rigoberto. „Es hat keinen Sinn zu versuchen, mich auszufragen.“
    „Ich versuche nicht, Euch auszufragen.“
    „Für mich klang das aber so.“
    „Nein, ich möchte einfach nur sicher sein, dass Ihr Bartolo nicht erzählt, dass ich vor dem Haus der Familie Scirea auf ihn gewartet habe, um ihn zu beobachten. Aber ich habe ihn nicht gesehen. Stattdessen nur diesen Mann!“ Leonardo deutete auf das letzte Gesicht, das Pater Rigoberto gemalt hatte. „Ist das Enrico Scirea?“
    „Ja.“
    „Es wundert mich, dass er es sich leisten kann, auf das Bild zu kommen.“
    „Warum?“
    „Ich habe gehört, dass seine Geschäfte schlecht gehen.“
    Pater Rigoberto lächelte. „Was du alles hörst! Hilf mir jetzt die Pinsel waschen!“
    „Ja.“
    Auch während sie die Pinsel wuschen musste Leonardo immer wieder zu dem Bild hinsehen. Er merkte, dass Pater Rigoberto ihn dabei beobachtete - so als würde er darauf warten, dass der Junge etwas ganz Bestimmtes bemerkte.
    „Darf ich Euch etwas fragen, Pater Rigoberto?“
    „Du fragst doch sowieso“, erwiderte der Geistliche. „Auch wenn ich jetzt nein sagen würde.“
    Leonardo musste schmunzeln. „Nein, das stimmt nicht, ich würde etwas abwarten, bis ich es noch einmal versuche.“
    „Siehst du! Und nun stell deine Frage.“
    „Belastet es Euer Gewissen eigentlich sehr, dass ihr mir nicht helfen dürft?“
    Der Pater sah den Jungen eine Weile an und nickte schließlich.
    „Ja“, sagte er. „Das belastet mich sehr. Aber schon das ist etwas, was ich dir eigentlich nicht hätte sagen dürfen!“
    Dann fiel Leonardo ein weiterer Legionär auf, der das Gesicht mit den Händen bedeckte. Zuerst war ihm das gar nicht aufgefallen.
    „Was ist mit diesem Mann?“, fragte Leonardo.
    „Ich weiß nicht, was du meinst!“
    „Auf den ersten Blick könnte er traurig sein. Aber das ergibt keinen Sinn. Diese Männer sind losgezogen, um Jesus zu verhaften, wieso sollte einer darüber traurig sein!“
    „Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe, mein Junge“, lächelte der Pater. „Aber vielleicht gibt es auch andere Gründe, um sich ins Gesicht zu fassen.“
    „Wenn man was in die Augen bekommen hat!“, meinte Leonardo.
    „Zum Beispiel.“
    „Aber ich verstehe nicht, was das in diesem Bild soll?“
    „Manchmal erzählen einem Bilder ihre Geschichte erst, wenn man sie lange genug ansieht – und vergiss nicht, dass dieses noch nicht fertig ist.“
    „Welchen Kopf werdet Ihr morgen malen?“
    „Diesen!“ Der Pater deutete auf den Römer, der Jesus am Arm fasste und ihn festnahm. Noch war sein Gesicht nur eine leere Fläche.
    „Da ist aber schade!“, meinte Leonardo und deutete auf eine Delle im Wandputz. Offenbar war hier einmal jemand mit einem scharfen Gegenstand an der Wand entlanggefahren, so dass ein Riss entstanden war – ungefähr so lang wie der Finger eines Kindes. „Ihr hättet die Wand vorher ausbessern sollen! So wird man das später auf dem Bild sehen, aber wenn Ihr jetzt noch anfangt, die Wand auszubessern, verderbt Ihr damit, was Ihr bisher gemalt habt!“
    „Oh, nein, da bist du im Irrtum!“, widersprach Pater Rigoberto. „Kleinere Unebenheiten und Kratzer auszubessern ist nur die zweitbeste Möglichkeit.“
    „Und was ist die Beste?“
    Der Pater lächelte verschmitzt. In seinen Augen blitzte es. „Man baut sie in das Bild ein! Du wirst morgen sehen, was ich meine – vorausgesetzt, du kommst wieder her!“
    Leonardo kehrte zurück und erzählte seinen Freunden, was er erlebt hatte. Aber die interessierten sich nicht so besonders für die Probleme, die sich bei der Erstellung eines Wandbildes so ergaben –
    und schon
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