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Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)

Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)

Titel: Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 3 von 3 (Da Vincis Fälle)
Autoren: Alfred Bekker
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schon deshalb, weil er dadurch viel lernen konnte. Der Pater zeigte ihm, wie er die Farben mischte und wie man die Pinsel reinigte.
    Dabei unterhielten sie sich. Allerdings vermied es Leonardo dabei, den Pater noch einmal darauf anzusprechen, ob er es sich mit dem Beichtgeheimnis nicht doch noch überlegen wollte. Pater Rigoberto hatte ganz klipp und klar gesagt, dass es für ihn nicht in Frage kam, der Stadtwache, einem Richter oder sonst jemandem gegenüber davon zu berichten, was Bartolo gebeichtet hatte.
    Und Leonardo hatte das Gefühl, dass der Widerstand des Paters allein gegen den Gedanken daran, nur noch stärker wurde, wenn er ihn bedrängte. Auf der anderen Seite hatte Leonardo durchaus das Gefühl, dass dem Pater nicht wohl in seiner Haut war. Eines der Gesichter, an denen Pater Rigoberto gerade arbeitete, kam Leonardo irgendwie bekannt vor. Der Geistliche verfeinerte es noch mit ein paar Pinselstrichen, sodass die Gesichtszüge noch deutlicher hervortraten.
    Leonardo glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Wie gebannt starrte er auf das Gesicht des römischen Hauptmanns, der die Truppe anführte, die gerade im Begriff war, Jesus zu verhaften.
    „Nun, ist es einigermaßen geworden, Leonardo?“
    „Es ist… beängstigend!“, stieß Leonardo hervor.
    „Warum ist es beängstigend? Das ist ein römischer Hauptmann und wie du weißt sind die römischen Legionäre seit langem Vergangenheit.“
    „Ich meinte das Gesicht!“
    „So?“
    „Ich bin mir sicher, dass ich diesen Mann schon einmal gesehen habe!“
    „Das ist durchaus möglich. Wie gesagt, manch reiche Bürger lassen hier für eine Spende ihr Gesicht verewigen.“
    „Michele D’Andrea!“, stieß Leonardo hervor. „Er ist es, den Ihr gemalt habt, nicht wahr? Kein Wunder, ihm gehört eine Bank und er dürfte einer der reichsten Männer von Florenz sein.“
    Pater Rigoberto lächelte verhalten. „Wenn du ihn erkennst, kann das Bild nicht allzu schlecht geraten sein.“
    „Kostet es eigentlich unterschiedlich viel, je nachdem, wem man das Gesicht auf dem Bild leihen will?“
    „Aber sicher!“, nickte der Pater.
    „Ich nehme an, am meisten kostet es, Jesus zu sein – und am preiswertesten ist der Judas!“, vermutete Leonardo. „Der hat Jesus schließlich für dreißig Silberlinge verraten und wahrscheinlich gibt es nicht viele, die Judas sein möchten!“
    Pater Rigoberto lachte.
    „Sowohl bei Jesus als auch bei Judas muss ich mir besondere Mühe geben, dass die Köpfe niemandem in unserer Kirchengemeinde ähnlich sehen, mein Junge. Sonst gibt es Ärger und zwar nicht zu knapp!“
    „Bei Judas kann ich das verstehen. Da fühlt sich der Betreffende dann wohl beleidigt. Aber bei Jesus?“
    „Hast du eine Ahnung! Einen wirklich unter uns lebenden Menschen als Jesus zu malen, wäre respektlos gegenüber dem Herrn.“
    Als Leonardo am nächsten Tag das Haus der di Gioias verließ, ging er nicht auf direktem Weg zu Pater Rigobertos Kirche. Stattdessen fragte er sich zum Haus der Familie Scirea vor. Bei ihr war Bartolo schließlich angestellt, wenn es stimmte, was er gehört hatte.
    Das Haus war nicht ganz so prächtig wie das der di Gioias. Vielleicht konnte er ja noch etwas mehr über Bartolo herausfinden. Also postierte er sich auf der anderen Straßenseite und wartete. Er setzte sich auf eine Treppe, von der aus der Eingang des Hauses der Familie Scirea sehr gut zu beobachten war.
    Mehrere Stunden saß er da. Aber es tat sich nichts. Von Bartolo war nichts zu sehen. Einmal trat ein Mann aus dem Haus. Er trug eine reich verzierte Weste. Sein Haar war schwarz und nach hinten gekämmt. Um das Kinn trug er einen Spitzbart.
    Der Mann blickte Leonardo einige Augenblicke lang direkt an, dann ging er wieder ins Haus.
    Schließlich kam Leonardo zu dem Schluss, dass es sinnlos war, länger darauf zu warten, dass hier irgendetwas Interessantes geschah. Vielleicht arbeitete Bartolo inzwischen auch nicht mehr für Enrico Scirea und hatte längst die Stadt verlassen, nachdem ihm Leonardos Anblick so einen Schrecken versetzt hatte.
    Leonardo ging schließlich und besuchte den Pater in seiner Kirche. Dieser hatte die Arbeiten an seinem Gemälde inzwischen fortgesetzt und einen weiteren Kopf fast fertiggestellt.
    Es war der römische Soldat neben dem Hauptmann.
    Und wieder war Leonardo wie vom Donner gerührt. Ungläubig starrte er auf das Gesicht und glaubte für ein paar Herzschläge seinen Augen nicht trauen zu können.
    „Diesen Mann kenne ich
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