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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Art: Diejenigen, die unmittelbar darauf zuliefen, konnten nicht mehr seitlich ausweichen, ohne mit anderen ins Gedränge zu geraten, und da sprangen sie das Schiff an. Bis zu einem Meter hoch sprangen sie, und es dauerte nur eine halbe Stunde, bis die durchsichtige Wandung sich an den am stärksten angegriffenen Stellen zu trüben begann.
    »Ob das noch drei Tage hält?« fragte Rigel skeptisch, und er fand auch gleich eine Antwort: »Vielleicht, wenn wir die Wand von innen her verstärken, mit Kleber und Folie.«
    »Zündet den ersten Haufen an!« sagte Gemma entschlossen.
    »Noch vier Stunden bis zum Dunkelwerden!« wandte Toli- man ein.
    Gemma überlegte laut. »Heute werden sie nicht mehr in voller Stärke über die Barriere kommen, in der Nacht auch nicht. Aber der Druck wird jetzt noch etwa eine Stunde anhalten, und bis dahin fressen sie uns vielleicht den Haufen auf!«
    »Gut«, stimmte Toliman zu.
    Rigel zündete über Funk den Brandsatz im ersten Holzstapel. Bald darauf loderte das Feuer auf.
    Sie konnten freilich nicht genau beobachten, was dort bei dem brennenden Stapel geschah, denn gerade die entscheidende Stelle, wo die Mäuse frontal auf das Feuer stießen, lag auf der anderen Seite, aber der Druck des Zuges auf das Schiff ließ jedenfalls nach, jetzt sprangen keine Mäuse mehr die Außenwand an. Und Gemma hatte richtig geschätzt - nach einer knappen Stunde hatte sich der einheitliche Strom der Mäuse aufgelöst, sie wanderten wieder in Gruppen vorbei, zwischen denen genügend Platz zum Ausweichen war. Die schwelenden Reste des ersten Stapels, der zweite, noch unversehrte, und auch das Schiff blieben unbeachtet. Und über die Felsbarriere in der Schlucht, wo der Steinstaub sich jetzt vollständig gesenkt hatte, kamen lange Zeit überhaupt keine Mäuse; erst kurz vor Sonnenuntergang tauchten vereinzelte Tiere auf.
    Die Nacht über hatten sie abwechselnd schlafen können, die Mäuse waren zwar weiter vorgerückt, aber langsam und ohne Aggressivität. Und selbstverständlich hatten sie die regelmäßigen Sendungen der ALDEBARAN empfangen, hatten erfahren, daß das Mutterschiff dank ihrer Warnung der Gefahr entronnen war und heute den zweiten KUNDSCHAFTER starten würde, um sie schneller zu erreichen. Auch die genaue Zeit seines Eintreffens kannten sie nun - nach ihrer Zeitrechnung in zwei Tagen, kurz vor dem Mittag, würde er in die Umlaufbahn einschwenken, sie sollten, wenn sie dazu in der Lage wären, Peilzeichen geben, da ihr genauer Standort auf dem Planeten tatsächlich nicht empfangen worden war. Am vierten Tag des Mäusezugs also, falls der so lange anhalten würde.
    Gegen Vormittag hatten die Mäuse die massive Sperre in der Schlucht endgültig überwunden, wie, das konnte man nur vermuten; jedenfalls quollen sie wieder in ständig dichter werdendem Strom aus der Schlucht hervor.
    Mittags wiederholten sie die Erfahrungen des Vortags. Die Mäuse sprangen das Schiff an, und wieder brachte der Brand des zweiten Stapels ein paar Stunden Entlastung.
    Dann aber, am Nachmittag, machten die Mäuse zum ersten Mal den Versuch, den hinteren, nur halb mit Steinen zugesetzten Ausgang des Schiffs zu attackieren. Bisher hatte sich ihr Zug erst ein paar Meter hinter dem Schiff wieder vereinigt, ein kurzes Dreieck war frei geblieben, doch nun wurden erst einzelne Mäuse in diese Fläche förmlich hineingedrückt, dann aber kreiselten sie vor dem Eingang fast wie Wirbel, die sich in einer strömenden Flüssigkeit hinter einem Hindernis bilden. Fast alle griffen die Steine an, und ungefähr jede zehnte Maus sprang hoch; zwar erreichten sie den freien Raum zwischen Steinhaufen und Schleusendecke nicht, aber der nächste Sprung hätte sie ins Innere des Schiffs gebracht, wenn die beiden Männer sie nicht mit Strauchbesen zurückgestoßen hätten. Das ging so eine Stunde lang. Schweigend und verbissen und auch schon schwitzend arbeiteten die Männer, sie hatten nun schon die zweite Garnitur Besen, Rigel und Gemma hatten vorher ein Dutzend davon hergestellt, aber wie es jetzt aussah, würde das nicht einmal reichen - da war ihnen eine durchgeschlüpft, war im Schiff gelandet, sprang hierhin und dahin und blieb schließlich auf einem niedrigen Pult sitzen.
    »Kümmert euch nicht darum, ich mach das«, sagte Gemma. Die beiden Männer hatten sowieso keine Zeit, und Mira war das sehr recht, sie ekelte sich vor dem Tier.
    Sie trugen alle seit Beginn des Zuges Schutzanzüge. Gemma zog jetzt die Helmscheibe herab und ging
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