Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
antwortete Toliman ebenso, flüsternd.
    »Anzunehmen.«
    »Ich bin nämlich der Meinung«, flüsterte Toliman weiter, »daß die Männer den Frauen folgen sollten und nicht umgekehrt.«
    »Das ist aber eine anfechtbare These.«
    »Nicht in unserem Fall. Die Frauen wissen nämlich genauer, was für ihre Kinder gut sein wird!«
    »He, was flüstert ihr da!« sagte Rigel.
    »Nur ganz was Kindisches!« antwortete Toliman laut.
    Im Morgengrauen begann eine fürchterliche Hektik, weil sie so viele Dinge gleichzeitig zu tun hatten. Das Ausbringen der Gegenstände half ihnen eine Zeitlang, aber da sie nicht wußten, ob Miras Idee sich als fruchtbar erweisen würde, mußten sie auch damit sparsam umgehen; außerdem hatten sie jetzt Vorder- und Hinterwand zu überwachen, und dabei war Rigel voll in Anspruch genommen vom Umbau des Geräts. Endlich, zwei Stunden nach Sonnenaufgang, war er fertig. Er hatte den Geber über einen Verstärker an das Schiff selbst angeschlossen, so daß er als Vibrator wirken mußte, und mühte sich nun, die Schwungmasse in Gang zu bringen. Toliman half ihm dabei, es war eine große Schwungmasse und deshalb eine schwere Arbeit.
    »So, das reicht«, sagte Rigel schließlich. »Achtung, ich schalte ein!«
    Zuerst war gar nichts zu bemerken. Dann entstand ein hoher Pfeifton, und es dauerte einen Augenblick, bis sie begriffen, daß dieses Pfeifen von draußen kam - die Mäuse waren plötzlich viel lauter geworden. Und dann sahen sie, daß sich der Raum um das Schiff herum zu leeren begann.
    »Es klappt, es klappt!« jubelte Gemma.
    »Ja, bloß nun werden wir wieder Kopfschmerzen kriegen«, sagte Mira trocken.
    Es dauerte aber fast zwei Stunden, bis sich bei den Menschen die ersten Wirkungen einstellten. Gemma verteilte Sedativa, die ja für einige Zeit halfen.
    Und exakt zur vorgegebenen Zeit meldete sich KUNDSCHAFTER ZWEI und gab seine Position auf der Umlaufbahn an. In drei Minuten mußte er ihren Zenit durchqueren. Toliman ging zum Funkgerät.
    »Warte«, sagte Gemma, »laß sie noch einen Umlauf machen, bevor du sendest.«
    Toliman hielt inne und sah sie fragend an.
    »Und laß mich noch mal einen Blick in die Schlucht werfen.«
    Toliman betrachtete die Energieanzeige.
    »Dazu reicht es noch«, sagte er.
    Gemma schaltete das Bild ein, betrachtete es und schaltete wieder ab. »Wie ich dachte«, sagte sie. »Der Zug wird langsamer. In ein paar Stunden ist er zu Ende. Wollen wir die Mäuse nicht in Frieden abziehen lassen - statt daß Ku zwei sie unter seinem Schutzfeld zerquetscht?«
    Alle schwiegen.
    »Und mein Kopf?« fragte Rigel.
    »Den pfleg ich dir hinterher gesund«, versprach Gemma.
    »Landung nach - fünf Umläufen?« fragte Toliman. »Wird das reichen?«
    »Ja, es wird reichen«, sagte Gemma.
    Zuerst verließen zwei Leute in Schutzanzügen den anderen KUNDSCHAFTER. Die vier liefen ihnen entgegen. Als die beiden das sahen, öffneten sie ihre Visiere. Es waren der Kapitän von Ku zwei und der Chefarzt der ALDEBARAN.
    »Riecht das hier immer so scharf?« fragte der Kapitän.
    »Ach woher«, sagte Gemma, »wir hatten nur gerade ein paar Haustiere hier.«
    Alle lachten, und in diesem Lachen entluden sich alle angestauten Gefühle schneller als in noch so ehrbarer Feierlichkeit.
    Die kam dann freilich auch noch, als Toliman einen sehr kurzen, sehr gerafften Bericht gegeben hatte. Der Kapitän von Ku zwei ehrte sie mit einem auch bei den Kosmonauten nur selten verwandten, tief im Geschichtlichen begründeten Titel. Er sagte: »Kommunisten bewältigen alles.«
    Der Chefarzt hatte sich ohne ein Wort an den Medicom gesetzt. Rigel bat den Kapitän flüsternd, er möge ihm die Energiepatrone aus seinem Strahler geben, es sei nur noch eine Spur von Energie da, und setzte dann auch gleich die Patrone ein.
    Halblaut unterhielt sich der Kapitän mit den vier Raumfahrern, ließ sich dies und das erzählen, nicht über die großen Abenteuer, sondern mehr über die kleinen Alltäglichkeiten, kaute mit komisch verzogenem Gesicht auch eine Bohne, sagte: »Davon habt ihr ein halbes Jahr gelebt? Alle Achtung!«, bestellte Grüße von Freunden aus dem Mutterschiff - jeder begriff, daß jetzt nicht die Zeit für Würdigung und Rechenschaft war; Toliman jedoch schien es, als forsche der erfahrene Kapitän sie auf eine versteckte Weise aus, als wolle er etwas von ihnen wissen, was mit ihren Ergebnissen und Leistungen nur bedingt etwas zu tun hatte.
    Endlich schaltete der Chefarzt den Medicom aus.
    »Hat sich Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher