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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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graue Gewimmel erforderte, strengten nun doch schon sehr an. Vor allem merkten sie jetzt, daß der andauernde Pfeifton sie entnervte.
    »He, Männer!« rief Gemma schließlich. Die beiden kamen heran.
    »Sollen wir den Stau sprengen?« fragte Toliman.
    »Nein, den heben wir uns für morgen auf«, sagte Gemma.
    »Macht doch mal folgendes: Nehmt zwei Dutzend Steine von der Reserve und werft sie so hinaus, daß sie vereinzelt in einem Halbkreis einen Meter um den Rand des Steinhaufens liegen. Und wenn ihr das getan habt, gebt uns neue Besen.«
    Das war in ein paar Minuten getan. Die erste Wirkung war verblüffend - nur noch ab und zu kam eine Maus bis hoch an den oberen Rand des Steinwalls. Und eine Viertelstunde später wußten sie auch: Die Mäuse, die noch bis da hinaufkamen, hatten kein Gift mehr, die Besen blieben unversehrt.
    »Wie bist du bloß darauf gekommen!« staunte Toliman, und Rigel sagte: »Na, dann wäre ja das Problem gelöst!«
    »So sicher bin ich da nicht«, sagte Gemma zweifelnd, »ein so stabiler Zug hat sicherlich noch mehr Regelmechanismen. Aber erst mal wird es uns ein Stück weiterhelfen. Für heute reicht es jedenfalls. In einer Stunde wird es dunkel.«
    Die letzten Tage über war der Himmel wechselnd bewölkt gewesen, und es hatte kaum geregnet. In der Nacht jedoch fing es an zu gießen, und das brachte eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich.
    Die gesammelte Energie reichte für einen Funkspruch an den KUNDSCHAFTER ZWEI, morgen, wenn er sich auf der Umlaufbahn befinden würde. Nun allerdings würde der Zuwachs minimal werden, für einen zweiten Spruch würde es nicht reichen. Doch das störte sie am wenigsten.
    Unangenehmer war schon, daß auch die Mäuse auf den Regen reagierten. Während sie sonst nachts nur langsam vorgerückt waren, kam der Zug jetzt schon beim Morgendämmern in Gang, zwar noch nicht so schnell wie am Tage, aber doch geschlossen. Gemmas Vorhaben war schwierig geworden. Aber das half nun nichts. Sie mußten eben Angriffe der Mäuse in Kauf nehmen, im Schiff würden sie ja den schweren Anzug nicht unbedingt brauchen.
    Toliman, Rigel und Gemma kletterten hinaus, Mira blieb drin, einer mußte auf jeden Fall den Zugang bewachen.
    Hier und da waren doch noch ein paar leere Stellen im Zug, und es gelang den Raumfahrern, sich zum Hang vorzuarbeiten, ohne daß sie allzu oft angegriffen wurden. Hier aber erwartete sie nun die dritte Schwierigkeit: Sie kamen in ihren schweren Anzügen nicht hinauf, der Regen hatte den Fels so glatt gemacht, daß sie immer wieder zurückrutschten. Ein bequemerer Aufgang befand sich zwar einen Kilometer abwärts, aber den konnten sie jetzt nicht mehr aufsuchen, der Zug wurde dichter.
    Zum Glück fiel Toliman mit seinem fotografischen Gedächtnis eine nicht allzuweit entfernte Stelle ein, an der Geröll lag - die Stelle hatte bisher für sie keine Bedeutung gehabt, und niemand sonst hatte sie sich gemerkt. Von dorther holten sie dreimal Steine und verteilten sie vor und hinter dem Schiff. Danach kletterten sie ins Schiff zurück.
    Sie schleppten natürlich keine Mäuse ein, wohl aber den ätzenden, üblen Geruch ihres Sekrets, denn jeder war ein paar dutzendmal angesprungen worden. Sie tauschten die schweren Schutzanzüge mit leichten und stülpten die ausgezogenen um, damit der Geruch wenigstens nicht so sehr herausdrang.
    Gemmas Einfall erwies sich als außerordentlich wirkungsvoll. Keine Maus griff mehr das Raumschiff oder den Steinstapel vor dem halboffenen Ausgang an. Es brauchte nur immer einer Wache zu halten, für den Fall, daß sich doch einmal eine Springmaus hinauf verirren sollte. Aber das geschah nicht.
    Wenigstens bis Mittag geschah das nicht. Dann aber, innerhalb einer Viertelstunde, wurde Gemmas Steingarten wirkungslos. Sie konnten es zunächst gar nicht begreifen, und sie hatten auch gar keine Zeit, lange Überlegungen anzustellen, erst gegen Abend kam Gemma darauf, was die Ursache war: Unter normalen Bedingungen würde ja auch ein Hindernis, ein Feind oder ein erjagtes Tier nicht endlos wieder und wieder angegriffen werden - offenbar signalisierte der Geruch des Sekrets den nächsten, nachrückenden Tieren, daß hier schon genügend angegriffen worden war, und vielleicht hatte sogar der Regen die Geruchswirkung verstärkt.
    Jetzt aber wurde die Lage kritisch. Die Aggressivität der Mäuse war stärker als je zuvor, ununterbrochen hatten die Menschen zu kämpfen, zwei am Ausgang, einer hinter ihnen, falls mal eine Maus
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