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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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schloss den Leichensack und ging voran.
    »Alle Achtung, Sie waren fleißig.«
    Falls sich der Doktor über das Lob freute, sah man es ihm nicht an. Er zeigte kein Lächeln. »Meine Frau ist zur Kur. Zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf. Da bleibe ich lieber auch in den Nächten hier.«
    Henne nickte. Auch ihn beherrschte die Arbeit. Deshalb hatte sich Erika von ihm scheiden lassen. Sie hatte es sattgehabt, nur an zweiter Stelle zu stehen. Mittlerweile war sie zwar zu ihm zurückgekommen, doch im Grunde hatte sich nichts geändert.
    Das Büro der forensischen Toxikologie, in das Schemkeler Henne und Leonhardt führte, war erstaunlich übersichtlich. Ein Tisch mit Computer nebst Bildschirm und vergrauter Tastatur. An der Wand ein Telefon, daneben zwei Schränke und ein Gerät, das wer weiß wozu dienen mochte.
    Schemkeler drückte einige Tasten. Der Drucker spuckte mehrere Blätter aus.
    »Blutprobe«, entzifferte Henne. »Hypothermie, vermutlich Arrhythmie, analgesiert und sediert.«
    »Starke Unterkühlung, unregelmäßiges Herzverhalten, gedämpfte Funktionen und dazu Entleerungsverzögerung«, übersetzte Schemkeler. »In Blut und Urin ist Amphetamin nachweisbar.«
    »Sieh an, König hat geschnupft.«
    »Im Interstitium, dem Zwischengewebe, und den Alveolen der Lunge habe ich Blut gefunden, ein klassisches Lungenödem. Dann habe ich die Pupillen untersucht. Ich zeige es Ihnen.«
    Schemkeler startete die Videoaufzeichnung, die er bei der Obduktion gemacht hatte. Er spulte vor und stoppte, als Königs Augen groß im Bild waren. »Eine Mydriasis.«
    Selbst Henne fiel auf, dass die Pupillen riesig waren. »Das bedeutet?«
    »Tot durch Herzversagen, hervorgerufen durch ein Gift.«
    »Fremdverschulden oder Selbstmord? Ein Unfall?«
    »Das kann man nicht mit Gewissheit sagen. Zumindest hatte er jede Menge genetisches Material unter den Fingernägeln, das ich nicht zuordnen kann. Genaueres ergibt sich vielleicht nach der Untersuchung seiner Kleidung. Derzeit ist ungeklärt, ob er die Substanz freiwillig genommen hat oder ermordet wurde. Finden Sie es heraus, Herr Oberkommissar.«
    »Moment noch, von welcher Substanz reden wir hier?«, fragte Leonhardt.
    »Alles deutet auf Morphin. Sie finden es in jedem Analgetikum.«
    »Eine Vergiftung mit Schmerztabletten?«
    »Oder Tropfen, Kapseln, Zäpfchen, Pflaster. Eine Injektion schließe ich aus«, sagte Schemkeler.
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Ich habe keine Einstiche entdeckt.«
    Hennes Narbe meldete sich zurück. Er wollte weiß Gott nicht mit Schemkeler tauschen, doch er beneidete den Doktor darum, dass der eine eindeutige Aussage machen konnte. Für ihn selbst war der Fall alles andere als klar.

ZWEI
    Wider Erwarten hatte das Wetter aufgeklart, als Henne und Leonhardt die Stufen des Rechtsmedizinischen Institutes hinab zum Straßenrand liefen.
    »Wann gönnst du der Kiste endlich eine Innenreinigung?«, sagte Leonhardt, als sie in Hennes Wagen stiegen.
    »Lohnt nicht, Dschingis ist eine Dreckschleuder.«
    Erika war zwar nach ihrem spanischen Aussteigerurlaub wieder bei Henne eingezogen, doch Dschingis Khan, den Doggenrüden, den sie in Spanien aufgelesen hatte, musste Henne gewissermaßen als Familienzuwachs in Kauf nehmen. Seitdem machte sich der Hund nicht nur vor dem Kühlschrank und im Bett breit, sondern betrachtete auch den Rücksitz des Autos als ein eigens für ihn reserviertes Revier.
    »Menschenskind! Die vielen Haare, und wie das stinkt.« Leonhardt rümpfte die Nase.
    »Du kannst ja laufen, wenn du willst.«
    Leonhardt blieb sitzen. »Die Obduktion rechtfertigt eine Sonderkommission«, sagte er.
    Henne, der keine Anstalten machte loszufahren, nickte. »Ich werde Schuster informieren.«
    »Gitta hat dem Alten längst gesteckt, was passiert ist. Hast du ihre lila Perücke heute gesehen? Verrückt, sage ich dir, die Frau ist verrückt.«
    »Was, bitte, ist deiner Meinung nach passiert?«, fragte Henne.
    »Mord an einem Förderer Leipzigs. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir.«
    »Oder ein Typ hat zugekifft in einer gottverdammten Baugrube einen Herzkasper gekriegt.« Henne wünschte sich sehr, dass es wirklich ein Unfall gewesen war. Doch die Obduktionsergebnisse wiesen auf ein Gewaltverbrechen hin. Kein normaler Mensch stolperte mitten in der Nacht ausgerechnet über eine Baustelle.
    »Nenn es, wie du willst. Ich kann es kaum erwarten, bis wir Königs Umfeld aufmischen.«
    Henne seufzte leise.
    Er hatte sich damit abgefunden, dass Leonhardt jedem
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