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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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kam er nicht umhin, ihren Hintern zu betrachten. Was er sah, gefiel ihm.
    Königs Geliebte war nicht schön, eigentlich passte nichts in ihrem Gesicht zueinander. Nase und Mund waren zu groß, die Augen standen zu weit auseinander, dennoch war sie eine auffallende Erscheinung. Ihr kurzes braunes Haar ließ sie sehr jung aussehen. Sie trug eine ausgewaschene Jeans und eine zerknitterte Bluse, die weit mehr als nur den Ansatz ihrer Brüste freigab. Bei jeder anderen hätte es billig ausgesehen, bei ihr wirkte es schick. Fand zumindest Henne.
    »Ich habe schon auf Sie gewartet.« Ihre Stimme schwankte.
    »Schlechte Nachrichten haben Flügel«, sagte Henne.
    Miriam gab ein leises, tiefes Lachen von sich. »In meinem Fall war es Dankwarts Gattin.«
    Schau an. »Sie kennen sich?«
    »Das wäre zu viel gesagt. Dankwart hat uns einander nicht vorgestellt. Ich habe sie einmal gesehen, zufällig.«
    »Woher hat sie Ihre Telefonnummer?«
    Miriam hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Vielleicht hat sie in seinen Sachen herumgeschnüffelt. Das miese kleine Biest ist zu allem fähig. Ich hasse sie, das dürfte Sie kaum überraschen.« Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief.
    »Ich bin nur selten überrascht.«
    »Eifersucht ist bestimmt eine Sache, die Sie täglich erleben.«
    »Nur hin und wieder. Es gibt genügend andere Mordmotive.«
    Wieder lachte Miriam leise. »Verdächtigen Sie mich, Dankwart umgebracht zu haben?«
    Sie schaute ihn an, ihre Blicke trafen sich. Kurz nur, und doch genügte dieser winzige Moment. Bei Henne machte es wumm. Etwas lag in diesem Blick, vielleicht … Wenn Erika nicht wäre … »Hätten Sie einen Grund gehabt, ihn umzubringen?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe ihn geliebt.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Also gut. Ich hätte ihn tatsächlich umbringen können, aber ich habe es nicht getan.« Mit einer heftigen Handbewegung drückte Miriam die Zigarette im Ascher aus. »Er hat mich verlassen.«
    »Hm.«
    »Er wollte aussteigen. Angeblich irgendwohin in die Sonne. Eine Ausrede, ich war mir sicher, er wollte zu seiner Frau zurück, dieser dummen, kleinen Gans. Fragen Sie nicht, weshalb. Er hat es nicht begründet, und ich habe nicht gefragt. Ich war nicht scharf auf seine Lügen. Es ist vorbei, fertig und Ende.« Sie seufzte. »Nur mein Herz, das tut noch weh.«
    Miriam wippte auf den Zehenspitzen. Sie wirkte nicht wie jemand, den der geringste Windhauch umpusten könnte. Ein zähes Mädchen.
    Du kommst darüber hinweg, und ich könnte dir dabei helfen, dachte er. Beinah hätte er es sogar gesagt, im letzten Moment bremste er sich. Miriam Jakob war eine Tatverdächtige, und mit denen stieg man nicht in die Kiste. Oder zumindest erst, wenn man mindestens einmal mit ihnen ausgegangen war. So weit waren sie noch lange nicht. Nachdenklich massierte er seine Narbe.
    Die schöne Alexa hatte gesagt, sie wüsste nichts von Miriam. Miriam gab an, sie hätte sie angerufen. Eine der Frauen log, aber welche?
    »In seinem Blut wurden Drogen gefunden«, sagte er.
    »Wir sind alle keine Heiligen. Er fühlte sich stark, wenn er was genommen hatte. Das kennen Sie doch sicher.«
    »Da muss ich passen.«
    »Beim Sex zum Beispiel. Die Drogen haben ihn scharf gemacht. Wenn Sie es genau wissen wollen, mich auch.« Sie fixierte Henne. »Es gibt Spiele, die pusten Ihnen jeden Gedanken aus dem Hirn. Einfach nur treiben lassen, genial.«
    Hennes Ständer schrumpelte wie eine Pflaume in der Sonne. Miriam kam ihm nur noch fad und abgeschmackt vor. Dennoch, da war dieser kurze Augenblick gewesen.
    Teufel.
    Mitten in der Nacht erwachte Henne. Eine Weile lag er einfach nur da und starrte an die Decke. Der Tag lief wie ein Film vor ihm ab. Der Tote, Namen, Gesichter. Keine der drei Frauen hatte ehrliche Trauer gezeigt. Keine Tränen, weder bei Alexa oder Miriam noch bei der vertrockneten Fleur. Normal war das nicht.
    Er rappelte sich auf und tappte ins Badezimmer. Das Spiegelbild zeigte sein abgespanntes, müdes Gesicht. Die Narbe stach rot aus der Haut hervor. Henne kramte im Schrank und holte eine Tube heraus. Kienmanns Wundermittel.
    Er strich eine dicke Wurst auf die Narbe und wartete, dass ein Wunder geschehen möge. Vergebens. Sein Bart juckte, er müsste sich rasieren, morgen.
    Henne trank ein Glas Wasser und schlurfte zurück ins Schlafzimmer. Neben dem Bett blieb er stehen.
    Erikas Wuschelkopf ragte zwischen den Kissen hervor. Wie immer hatte sie sich wie in einer Höhle
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