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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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dem Burschen auf den Zahn zu fühlen.«
    »Das gibt bloß Ärger.«
    »Na und?«
    »Lass ihn, gegen ihn liegt nichts vor.«
    »Immerhin hat er sein Büro direkt unter der Wohnung eines Toten.«
    Leonhardt setzte zu einem Einwand an, doch Henne sagte schnell: »Der Wohnung eines Mordopfers, wenn Schuster recht hat.«
    »Weiß der Alte mehr als wir?«
    »Vermutungen, du kennst ihn doch.«
    »Um dir das zu sagen, hat er dich heute zu sich zitiert?«
    »Nee, er hat wie üblich Dampf gemacht. Am liebsten sollen wir den Fall sofort lösen.«
    »Wunder machen um uns einen Bogen.«
    Henne beschloss, sich den Anwalt für später aufzuheben.
    »Polizistenalltag, mein Lieber. Statt zu meckern, versuch herauszufinden, wer Schmerzmittel nimmt. Frag den Hausarzt der Königs und auch den von Miriam Jakob.«

DREI
    Kaum zurück in der Polizeidirektion, steuerte Henne die Kantine an. Der Mittagsansturm hatte noch nicht eingesetzt.
    »Was steht auf der Speisekarte?«, fragte er die Küchenfee, die gelangweilt in einer Soßenschale rührte.
    »Eisbein.«
    Henne ließ sich den Teller bis zum Rand vollpacken.
    »Dein Cholesterinwert wird sich freuen.« Wie aus dem Nichts stand Kienmann neben ihm.
    Henne zeigte auf die Salatschüssel, die Kienmann in der Hand hielt. »Ich bin eben kein Kaninchen wie du.«
    Kienmann lachte und wartete, bis Henne der Küchenfrau seinen Teller abgenommen hatte.
    Sie setzten sich an den erstbesten Tisch. Henne stieß sein Messer in das Eisbein.
    »In Florida haben Wissenschaftler herausgefunden, dass zu viel Fett süchtig macht. Zu viel Süßigkeiten übrigens auch«, sagte Kienmann und pflückte ein vertrocknetes Salatblatt von seiner Gabel.
    »Erspar mir deine Schauermärchen.«
    »Im Ernst. Übermäßiger Kalorienkonsum hat die gleiche Auswirkung wie Kokain, zumindest auf den D2-Rezeptor.«
    »Kenne ich nicht, habe ich nicht.« Henne schob ein Stück Schwarte in den Mund und kaute.
    »Selbst du dürftest Zellen im Großhirn haben. Der Nucleus accumbens  …«
    »Was für ein Teil?« So gut sollte Kienmann ihn mittlerweile kennen, dass er begriffen hatte, wie sehr Fachchinesisch Henne zuwider war. Er säbelte ein weiteres Stück Fett von seinem Eisbein.
    Kienmann stocherte zwischen hauchdünnen Gurkenscheibchen, Tomaten und Mais herum. »Besagter Dopamin-Rezeptor vermittelt übrigens auch Schizophrenie-Symptome. Außerdem löst er Erbrechen aus.«
    Henne beschloss, einfach nicht zuzuhören.
    »Ein hoher Spiegel an Triglyceriden im Blut kann das Gehirn schädigen. Im Klartext: Zu viel Cholesterin macht dumm.«
    Henne fühlte Kienmanns Blick auf sich ruhen, doch er ignorierte ihn und blieb stumm. Er konnte aber nicht verhindern, dass das Fleisch wie Gummi in seinem Mund lag. Angestrengt kaute er und war froh, als er es endlich hinuntergeschluckt hatte.
    Frank Diener, das neue Mitglied der SoKo, hatte sich wie Kienmann einen Salat geholt und schaute sich nach einem Sitzplatz um. Henne winkte ihm, sich zu ihnen zu setzen.
    »Mahlzeit. Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt.« Frank stellte den Salat auf den Tisch und musterte ausgiebig die Tomatenstücke und Gurkenscheibchen.
    Henne, der immer noch mit dem Eisbein beschäftigt war, blickte auf. »Was?«
    »›Forrest Gump‹«, sagte Frank nur und begann zu essen.
    Henne schaute Kienmann an.
    »Franky-Boy hat neuerdings eine Vorliebe für Filmzitate«, erklärte der. »Vielleicht will er Schauspieler werden.«
    »Im Moment nicht, aber für Veränderungen ist es nie zu spät. Außerdem habe ich noch eine Menge Jahre vor mir, ich ernähre mich schließlich gesund.« Frank tunkte sein Brot in das Salatdressing.
    »Du solltest dir an uns ein Beispiel nehmen«, sagte Kienmann zu Henne.
    Der schob den Teller von sich. »Okay, ich habe verstanden. Aber bildet euch nicht ein, dass ich wegen euch auf richtiges Essen verzichte. Ich lasse das Eisbein nur stehen, weil es gegen Willys Essen eine Katastrophe ist.«
    Willy, der Wirt der Roten Emma, war in der ganzen Stadt für seine hervorragende Küche bekannt. Zumindest bei Henne und den Laubenpiepern, denn die Rote Emma war ein Gartenlokal.
    »Klasse.« Kienmann strahlte und tauschte den Salat gegen Hennes Reste. Mit Eifer machte er sich darüber her.
    »Schöner Freund«, sagte Henne.
    »Du kriegst dafür nachher einen Schnaps.«
    »Wie wäre es mit Rum?«, warf Frank ein. »Ein abscheuliches Getränk, das selbst den respektabelsten Mann in einen Halunken verwandelt.«
    »Für dich
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