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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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gibt es höchstens Wasser, Grünschnabel«, knurrte Henne.
    >»Iss langsam«, sagte Kienmann zu Frank. »Schnelles Essen legt sich auf den Magen.«
    Frank, der an dem letzten Bissen kaute, wischte sich den Mund ab.
    »Ich habe keine Zeit zum langsam Essen. Die SoKo hat die Räume neben Hennes Büro bezogen. In zehn Minuten fahren wir in die Ritterstraße und machen Königs Wohnung leer.« Er stand auf und brachte seinen leeren Teller zur Geschirrablage.
    Henne schaute ihm nach. »Gut, dass er in der SoKo ist.«
    »Was nun, kommst du auf ein Glas mit zu mir?«, fragte Kienmann. Der Genuss seines selbst gebrannten Kräuterschnapses bildete seit Jahren ein Ritual zwischen den Freunden. Henne nickte mit einem Grinsen und folgte dem Freund zur Geschirrablage.
    In seinem Büro, abseits der anderen im dritten Stock gelegen, griff Kienmann in sein Geheimversteck – ein Buch, zwischen dessen Deckeln statt für Seiten Platz für eine Flasche war. Seine Augen glänzten, als er bedächtig zwei Gläser füllte.
    »Zirbelkiefer mit Holunder.«
    Henne trank und schüttelte sich. Der Schnaps schmeckte wie ein Erkältungsbad. »Das reinste Gift.«
    »Irrtum, mein Lieber, das ist gesund. Jeden Tag ein Schnäpschen, und du hast keine Zipperlein.«
    Als ob Alkohol ein Allheilmittel wäre. »Apropos Gift, ich habe einen neuen Fall«, sagte Henne.
    »Das hat sich bereits herumgesprochen. Dankwart, der Große.«
    »König war eher klein.« Henne griente.
    »Der Baulöwe war stadtbekannt. Woran ist er gestorben?«
    »Schemkeler hat Speed und Morphin in seinem Blut festgestellt.«
    »Eine böse Mischung, da kann selbst der stärkste Bulle hopsgehen.«
    »Hast du einen Tipp für mich?«
    Kienmann wollte nachschenken, doch Henne wehrte ab.
    »Morphin wird aus Opium gewonnen. Es ist ein starkes Betäubungsmittel, natürlich rezeptpflichtig, obwohl es selten verschrieben wird. Die Patienten haben Angst vor Nebenwirkungen, die Ärzte scheuen den bürokratischen Aufwand. Ein Arzt würde nur dann Morphin verschreiben, wenn die Schmerzen unerträglich wären. Bei Krebs zum Beispiel«, sagte Kienmann.
    »Schlimmer als bei uns kann die Bürokratie kaum sein.«
    »Ein Arzt, der Morphin verordnet, muss einen dreiteiligen Durchschreibesatz ausfüllen. Detailliert, versteht sich, mit lesbarer Unterschrift samt Telefonnummer. Den Vordruck darf nur die Bundesdruckerei drucken. Die Herausgabe muss bei der Bundesopium- stelle beantragt werden.«
    »Da dürfte es leicht herauszufinden sein, wer ein solches Rezept bekommen hat.«
    »Wenn es sich um reines Morphin handelt, aber das bezweifle ich. Warum sollte sich ein Mörder dem Risiko der Entdeckung aussetzen? Morphin oder morphinähnliche Wirkstoffe sind in vielen Schmerzmitteln. Nimm ein Röhrchen Tabletten, eines von der Sorte, das tagtäglich in Massen unter die Leute gebracht wird, und die Spur ist viel schwerer zu verfolgen.«
    »Stimmt auch wieder«, gab Henne zu.
    »Hast du schon einen Verdacht?«
    »König ist zweigleisig gefahren. Das klassische Doppel, Ehefrau und Geliebte. Beide hatten ein Motiv – Eifersucht –, aber keine der beiden Frauen scheint ihm besonders nachzutrauern.«
    »Probiere es bei ihren Hausärzten. Vielleicht bringt das etwas.«
    Henne nickte. »Leonhardt ist bereits unterwegs.«
    »Hast du Namen?«
    »Nicht im Kopf. Leonhardt weiß, wohin er muss.«
    »Er sollte befördert werden.« Kienmann drehte sein Glas in der Hand. Er überlegte wohl, ob er sich einen zweiten Schnaps gönnen sollte.
    »Ich habe ihn schon mehrmals zur Beförderung vorgeschlagen, das weißt du ja. Aber Schuster schiebt den Stellenplan vor. Jedes Jahr werden Stellen gestrichen, und noch immer ist kein Ende in Sicht. Glaubt man den Gerüchten, soll es bald einen gewaltigen Abbau bei der sächsischen Polizei geben.«
    »Das Innenministerium doktert schon lange an einer Reform herum«, sagte Kienmann. »Die Polizeidirektionen sollen vereinigt werden. Statt sieben, gibt es bald nur noch fünf. Die Reviere werden ebenfalls reduziert. Einundvierzig Standorte für den gesamten sächsischen Raum.«
    »Woher weißt du das?«
    »Petersen, der Gewerkschaftsmann, hat es mir erzählt.«
    »Was ist mit Leipzig?«
    »Unsere Direktion bleibt. Wäre ja noch schöner, wenn ausgerechnet wir den Streichungen zum Opfer fallen würden.«
    Kienmann schenkte sich nun doch einen weiteren Schnaps ein. Eilig hielt Henne die Hand über sein eigenes Glas. »Für mich wirklich nicht.«
    »Dir entgeht ein Genuss.« Kienmann
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