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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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verfrachtete die Flasche in ihr Versteck.
    »Was ist eigentlich aus deinen Umzugsplänen geworden?«, fragte Henne. Schuster hatte Kienmann ein neues Büro in der ersten Etage angeboten. Kurze Wege, so die Begründung.
    »Das sind nie meine Pläne gewesen, außerdem sind sie vom Tisch. Gott sei Dank«, sagte Kienmann. Er lehnte sich entspannt zurück, roch an seinem Schnaps und kippte ihn in einem Zug hinter.
    »Schade, dass du dich hier versteckst.«
    »Denkst du, ich würde freiwillig mein Nest aufgeben?«
    Hennes Blick streifte die Sitzgruppe und die bis unter die Decke reichenden Regale, in denen sich Bücher und Zeitschriften stapelten. »Immerhin ist es gemütlich«, sagte er. »Schuster hat trotzdem recht. Du haust hier wie auf einer Insel, abgelegen vom Rest der Welt.«
    »Genau diesen Umstand will ich erhalten.« Kienmann schob die Blätter, die auf dem Tisch lagen und deren Ränder mit unleserlichen Kritzeleien verziert waren, zusammen und legte sie zu dem Bücherstapel auf dem Schreibtisch.
    »Eigenbrötler.«
    »Unsinn. Bist du sicher, dass du nicht doch noch einen Schnaps willst?«
    Henne erhob sich. Er hatte es auf einmal sehr eilig, in sein Büro zu kommen. Im Hinausgehen sah er, dass sich Kienmann mit einem Schulterzucken vom Regal zum Schreibtisch zurückwandte. Zirbelkiefer mit Holunder war eben doch kein Schnaps, den man alleine trinken mochte.
    Die Räume der SoKo lagen neben Hennes Büro. Sie waren untereinander mit Durchgangstüren verbunden, durch die Henne das Geschehen nebenan verfolgen konnte. Die Kollegen von der Spurensicherung hatten die Unterlagen aus Königs Wohnung schon hergeschafft. Als Henne sein Büro betrat, registrierte er, dass die Kollegen die ersten Säcke bereits auspackten, während Frank mit dem Protokoll in der Hand danebenstand.
    Auch Leonhardt war schon von seiner Runde durch die Stadt zurück. Er hatte die Ärzte abgeklappert und saß auf seinem Bürostuhl, die Beine von sich gestreckt, die Arme locker auf dem Tisch. »Die schöne Witwe ist sauber, dafür dürfte Miriam Jakob einen beachtlichen Bestand an Schmerzmitteln besitzen. Ihr Hausarzt ist übrigens Dr. Nurner.«
    »Ausgerechnet der.« Henne spürte ein Rumoren in seinem Innern, das nicht auf Kienmanns Schnaps zurückzuführen war. Schon die Erwähnung von Nurners Namen brachte ihn noch immer auf die Palme. Vor Jahren hatte sich der Doktor bei einem Mordfall beharrlich hinter seiner ärztlichen Schweigepflicht versteckt. Der Typ, nach dem sie damals gefahndet hatten, konnte erst geschnappt werden, nachdem er einen weiteren Mord begangen hatte. Das hatte Henne Nurner bis heute nicht verziehen.
    »Er verschreibt ihr regelmäßig Imigran«, erklärte Leonhardt. »Sie hat Migräne.«
    »Das hat er dir ohne Weiteres gesagt? Von wegen ärztliche Schweigepflicht?«
    »Ich habe nachgeholfen.«
    »Sag bloß!« Henne musterte seinen Assistenten, als würde er ihn zum ersten Mal in seinem Leben sehen. Leonhardts akkurat sitzendes Hemd und die helle Baumwollhose ließen nicht erwarten, dass er sich die Hände schmutzig gemacht hatte.
    Leonhardt strich sein Jackett glatt. »Erst hat er wieder auf Berufsgeheimnis gemacht. Als ich ihm mit einer Anklage wegen Behinderung der Polizei gedroht habe, war er kooperativ.«
    Henne konnte kaum glauben, dass der ansonsten so penibel auf die Einhaltung der Vorschriften achtende Leonhardt sich dazu überwunden hatte.
    »Was willst du?«, fragte Leonhardt. »Ich war wenigstens nicht brutal. Du an meiner Stelle hättest ihm vermutlich dein Knie ins Kreuz gerammt.«
    »Wir sind Polizeibeamte, für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet«, rief Frank aus dem Nachbarraum und kam herüber.
    Henne drehte sich zu ihm um. »Ach ja?«
    »›Demolition Man‹.«
    »Kenne ich. Sandra Bullock hat eine Polizistin gespielt. Klasse Frau.« Leonhardt fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Henne blickte ihn erstaunt an. Leonhardt hatte eigentlich ausschließlich Augen für seine Frau Manuela. Kopfschüttelnd sagte er: »Sonst noch etwas?«
    »Wir haben in der Zwischenzeit Königs Bude geräumt.« Frank zeigte nach nebenan. »Das sind einige Säcke voll. Wir haben alle Papiere, die wir in Königs Wohnung gefunden haben.«
    »Das reicht für einige Monate«, brummte Henne. Er würde ewig auf Ergebnisse warten müssen.
    »Keine Bange, die SoKo arbeitet schon daran. Es ist mühsamer Kleinkram, aber wir kommen voran.«
    Henne pfiff durch die Zähne. »Das klingt besser, als ich erwartet habe. Macht
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