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Leidenschaft des Augenblicks

Titel: Leidenschaft des Augenblicks
Autoren: Jayne Ann Krentz
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verlassen am Südrand der Stadt lag. In den riesigen Gebäuden brannten nur vereinzelt Lichter, und an den Laderampen parkten riesige Trucks. Die Straßen waren menschenleer.
    »Hatch, wir sind fast da.«
    »Ich weiß.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Ich steige an der nächsten Ecke aus und gehe von dort zu Fuß zur Rückseite des Lagerhauses.«
    »Wie willst du reinkommen?«
    »Ich kenne den Sicherheitscode. Dein Vater und ich haben ihn gemeinsam festgelegt.«
    »Und wie könnte Tante Glenna Bescheid wissen?«
    »Teufel, sie gehört zur Familie, nicht wahr? Und sie ist verdammt clever.«
    »Das stimmt. Soll ich direkt zum Haupteingang fahren?«
    »Genau. Aber bleib im Auto. Laß sie wissen, daß du da bist, aber mach es ihr nicht zu leicht. Dann muß sie über ihren nächsten Schachzug nachdenken, was uns einen gewissen zeitlichen Vorsprung geben sollte. Glenna ist kein Profi-Kidnapper, und sie ist nicht besonders flexibel. Ich nehme an, daß es sie verunsichern wird, wenn etwas nicht genau nach Plan läuft. Trotzdem dürfen wir sie nicht zu sehr provozieren. Sie ist offensichtlich sehr labil.«
    »Wir gehen immer davon aus, daß es Tante Glenna ist.«
    »Es tut mir leid, aber das ist nun mal das naheliegendste. Immerhin verschafft uns das einige Vorteile. Es wird ihr nicht leichtfallen, Elizabeth etwas anzutun. Und dadurch gewinnen wir Zeit.« Einen Moment später hielt Hatch an und stieg aus. Er schloß die Wagentür und beugte sich zu dem offenen Fenster hinunter, während Jessie auf den Fahrersitz rutschte.
    »Bitte denk dran: Bleib auf jeden Fall im Auto! Laß den Motor laufen. Und wenn sie nach dir ruft, dann tu so, als würdest du sie nicht verstehen.«
    »Okay.« Jessie umfaßte mit zitternden Fingern das Lenkrad. Sie sah zu, wie Hatch in einer schmalen Gasse zwischen zwei düsteren Gebäuden verschwand. Der dunkelgraue Anzug machte ihn in der Dunkelheit fast unsichtbar. Dann gab sie Gas und fuhr zum Lagerhaus.
    Der Eingang des Gebäudes lag völlig im Dunkeln, und es war kein Mensch zu sehen. Eine der beiden Eingangstüren stand offen, doch lag dahinter nur nächtliche Finsternis. Jessie brachte den Wagen zum Stehen, ließ Hatchs Rat zufolge jedoch den Motor laufen. Sie wartete.
    Qualvolle Minuten verstrichen in unheimlicher Stille. Jessie begann sich zu fragen, ob Glenna - oder wer dort auf sie wartete - ihre Ankunft überhaupt bemerkt hatte. Die dreißig Minuten waren um.
    Aus Furcht, der Kidnapper könne annehmen, sie hätte sich nicht an die Anweisungen gehalten, öffnete sie die Autotür einen Spalt weit. Sie mußte einfach aussteigen und nachsehen, was los war.
    In diesem Augenblick ertönte von der offenen Tür her eine vertraute Stimme.
    »Jessie.« Elizabeth kam aus dem Gebäude gerannt. »Jessie, paß auf!«
    »Elizabeth!« Ohne nachzudenken war Jessie bereits aus dem Auto gesprungen und rannte auf Elizabeth zu. Als sie bei ihr war, riß sie sie instinktiv zur Seite. Irgend etwas sagte ihr, daß sie ihre Schwester möglichst rasch außer Sicht- und damit auch außer Schußweite bringen mußte. Und die Entführerin befand sich ja bestimmt noch im Haus.
    Sekundenbruchteile später hallte tatsächlich ein Schuß durch die Dunkelheit und brach die bedrohliche Stille, die über dem dunklen Lagerhaus gelegen hatte.
    »Jessie, sie hat mich herausgeschubst, um dich aus dem Auto zu locken. Sie hat einen Revolver.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie tatsächlich auf uns schießen würde. Ich glaube es einfach nicht.« Jessie zerrte Elizabeth weiter vom Haupteingang weg in die Dunkelheit.
    Elizabeth klammerte sich an ihre Hand. »Was machen wir jetzt?«
    »Pssst.« Jessie preßte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand und versuchte, etwas zu hören. »Hatch ist da drinnen«, flüsterte sie Elizabeth ins Ohr.
    »O Gott, mir fällt ein Stein vom Herzen.«
    »Willst du damit sagen, daß du meinst, ich könnte nicht allein mit der Situation fertig werden?« murmelte Jessie.
    »Nimm's nicht persönlich - aber irgendwie habe ich das Gefühl, Hatch ist in sowas besser als du.«
    »Und ich glaube, da hast du irgendwie recht.«
    Ein weiterer Schuß krachte, und dann senkte sich eine unheimliche Stille über das Gebäude. Jessie und Elizabeth hielten den Atem an.
    Einen Augenblick später hörte Jessie Schritte auf sie zukommen. Vertraute Schritte...
    »Jessie? Elizabeth? Es ist alles in Ordnung.«
    »Hatch!«
    Die zwei Schwestern rannten auf ihn zu, und Hatch breitete die Arme aus, um beide an sich zu
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