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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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Lasse Viren seine beiden Goldme-daillen grau in grau gewonnen.
    »Aber Eero kann doch gar kein Schwedisch«, war alles gewesen, was ich herausbrachte. Nach dem Anruf hatte ich weiter Joghurt vom Fenster geschrubbt und dabei beobachtet, wie Herr Issakainen seinen orangeroten Saab aus der Parklücke manöv-rierte. Den Kindern hatte ich nichts gesagt. Erst zwei Wochen später, als Katja nach der Gutenachtgeschichte plötzlich quengelte, wann der Papa zurückkäme, war ich wütend geworden und hatte gebrüllt:
    »Der kommt nicht mehr zurück, der ist in Schweden geblieben! Ihr dürft nie wieder von ihm sprechen!«
    Kaitsu hatte einen Flunsch gezogen, und Katja hatte die Hand vors Gesicht gelegt, als hätte sie Angst, ich würde sie wieder schlagen. Erst als ich aus dem Zimmer gehen wollte, hatten die beiden angefangen zu weinen. Da hatte ich sie gestreichelt und getröstet, mir den Rücken verrenkt, um an das obere und das untere Bett gleichzeitig zu reichen. Ich hatte ihnen versichert, Mutter würde sie nie verlassen, und ohne Vater würde es uns bessergehen. Ich wusste, dass ich recht hatte.
    Als Katja in die Pubertät kam, war ich froh, dass sie von den Jungen Abstand hielt. Wenigstens würde es ihr nicht so ergehen wie mir. Dieser Karri, mit dem sie später befreundet war, hatte einen netten und anständigen Eindruck gemacht. Im Bett hatte ich mir die beiden nie vorgestellt.
    Doch ich wollte nicht an echte Menschen denken, lieber versenkte ich mich in die Welt des Buches, das ich gerade gekauft hatte. Sie war düster und miefig, diese Welt, aber sie lag in Amerika, weit weg von Matinkylä mit seinem zaghaften Frühling. Offenbar schlief ich darüber ein, denn als das Telefon klingelte, träumte ich gerade von Kühen und Walderdbeeren.
    Die Stimme, die mir ans Ohr drang, hatte ich seit Wochen nicht mehr gehört. Es war die von Sara.
    »Kann ich zu dir kommen?«
    »Bist du in Finnland?«
    »Sonst würde ich doch nicht fragen! Albert kennt meine Adresse, ich hab Angst, dass er mir nachreist, und für ein Hotel hab ich kein Geld …«
    »Komm ruhig her, ich hab weiter nichts vor«, antwortete ich und legte Bettwäsche auf das Sofa. Ich hatte längst auf das Ende von Saras Frankreich-Abenteuer gewartet. Gestern erst hatte Veikko am Telefon prophezeit, Sara würde höchstens noch eine Woche durchhalten. Ich hatte mich beinahe nach ihr gesehnt.
    Meine Schwester kam mit blonden Locken an, Kontaktlinsen färbten ihre Augen hellblau. Ihr Parfüm roch nach Moschus und war so schwer, dass ich sicher bald Kopfschmerzen bekommen würde. Nachdem ich hinuntergelaufen war und das Taxi bezahlt hatte, goss ich uns Tee ein. Sara fragte, ob ich nichts Stärkeres hätte. Also holte ich die Kognakflasche hervor, die seit Weihnachten angebrochen im Schrank gestanden hatte.
    »Dieser Albert war eine Bestie, ein Monster!«, begann Sara.
    »Ich hätte exklusiv für ihn da sein sollen. Als ich wieder malen wollte, sagte er, ich dürfe nur ihn malen. Und ein Schloss hatte er auch nicht, sondern ein heruntergekommenes altes Herren-haus am Stadtrand von Lyon! Am liebsten hätte ich die Bruchbude zum Abschied angezündet!«
    Wie oft hatte Sara bei mir gesessen und mir von einem Mann erzählt? Schon in der Schulzeit war sie ständig in irgendwen verliebt gewesen, der zuerst ihr Traumprinz war und sich dann in ein Monster oder Schwein verwandelte. Sara konnte man nicht abschalten, aber ihre Worte waren mir vertraut. Ich wusste, was sie als Nächstes sagen würde, brauchte also gar nicht zuzuhören. Natürlich hatte sie Mutters Erbteil restlos verbraucht, und vorläufig würde sie kein Arbeitslosengeld bekommen, weil sie sich nicht auf dem Arbeitsamt gemeldet hatte. Gleich am nächsten Werktag musste sie zum Sozialamt gehen. Ich versprach, ihr für die Feiertage Geld zu leihen.
    »Warum habt ihr mir nichts davon erzählt!«, rief sie, nachdem sie endlich so weit gekommen war, sich nach Kaitsus Befinden zu erkundigen. Ich log ihr vor, wir hätten ihr den Urlaub nicht verderben wollen.
    »Ich wäre nie darüber hinweggekommen, wenn Kaitsu sich umgebracht hätte«, erklärte sie mit Tränen in den Augen.
    »Wann ist es denn passiert? Am fünften April? Jetzt erinnere ich mich! Damals hat sich alles zum Schlechten gewendet, und die Zahlen haben mir gesagt, dass gerade etwas Schlimmes geschah.
    Der arme Kaitsu! Ich muss sofort neue Nummern für ihn legen.«
    »Sara, erinnerst du dich an die Nacht, als Vater starb?«
    »Natürlich!«
    »Erinnerst du dich,

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