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Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln
Autoren: Mario D Richardt
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jemals auch nur an Kartoffelchips gerochen hätte. Na, da habe ich doch alles richtig gemacht. Auch ein blinder Hahn findet mal ein Korn. Wir haben einen großartigen Abend, kriegen uns vor Lachen kaum ein – bis es nach der Flasche Wein zu folgendem Dialog kommt:
    »Weißt du, ich finde es richtig schön mit dir«, flüstert Jenny mir zu.
    »Danke. Das kann ich nur zurückgeben.«
    »Ich muss dir aber noch etwas sagen.«
    »Na, dann raus mit der Sprache. Du sagst jetzt aber nicht, dass du verheiratet bist oder so«, scherze ich.
    »Ach Quatsch! Mir ist nur eines wichtig, wenn wir fest zusammenkommen: Ich will mich nicht verbiegen müssen.«
    »O je, da mach dir mal keine Gedanken drüber! Du sollst dich doch nicht verbiegen. Bleib einfach so, wie du bist – denn so gefällst du mir wahnsinnig gut.«
    »Das ist schön. Ich möchte aber, dass du weißt, dass der Freitagabend meiner ist.«
    »Wie meinst du das? Hast du ein bestimmtes Hobby? Bist du im Karnevalsverein? In der Musikschule?«, frage ich, noch immer lachend. Bis zu ihrer Antwort.
    »Ach nein! Freitags gehe ich mit meinen Mädels in die Disco. Und das lasse ich mir auch nicht nehmen. Da darfst du dann aber nicht mitkommen. Ich brauche das für mich. Ich will meinen Marktwert abchecken, mit den Jungs tanzen, flirten, maximal auch ein bisschen knutschen. Ich hoffe, das ist okay für dich.«
    Nö. Ist es nicht. Wenn ich Amors Boss wäre, hätte ich ihm schon längst eine Abmahnung überreicht. Dieser Pfeil-und-Bogen-Heini ist die totale Fehlbesetzung.

INS NETZT GEGANGEN
    Ich bin ziemlich deprimiert. Ich kann machen, was ich will, ich lerne keine vernünftige Frau kennen, mit der es funktioniert und auch mal länger hält. Dabei bin ich schon knapp über dreißig. Die Uhr tickt! Meinen Wunsch, mit dreißig Jahren Vater zu sein, konnte ich schneller abschreiben als beim Finanzamt meinen Computer, an dem ich gerade diese Geschichte zu Papier oder besser: zu Bildschirm bringe. Dabei hatte ich mir das so perfekt ausgemalt: Mit dreißig zum ersten Mal Papa sein, dann mit dreiunddreißig Papa reloaded und mit sechsunddreißig Papa Teil III. Große Familie, großes Glück. Ich finde, dreißig ist für Männer das ideale Alter, um die Familienplanung aktiv zu starten. Dann steht man einerseits schon mit beiden Beinen fest im Berufsleben und andererseits holt man die Kinder nicht mit der Gehhilfe aus dem Kindergarten ab und wird für ihren Opa gehalten. Der Vorteil bei meinem ursprünglichen Masterplan: Das dritte Kind ist mit dem Studium fertig, wenn Papa auf die Renten-Zielgerade einbiegt. Aber diesen Masterplan muss ich nun anpassen und überarbeiten. Keine Frau, keine Kinder. So läuft der Familienhase.
    Also, ich bin ja nicht blöd und denke, dass ich ganz gut in der Welt da draußen zurechtkomme. Ich habe einen vernünftigen Job und rundum vertretbare und nachvollziehbare Ansichten. Kurzum: Ich latsche nicht wie das Mammut durch die Porzellanmanufaktur. Warum also habe ich SIE noch nicht getroffen? SIE – die Frau, für die ich auf der Stelle alles stehen und liegen lassen würde, SIE – die Frau, mit der ich alt werden möchte, SIE – das perfekte Wesen, welches mit mir durch dick und dünn geht.
    Ich rauche nicht, trinke maximal ein Glas Weißwein im halben Jahr und hänge nicht in Clubs herum, um dort zwanzigjährige Mädels mit peinlichen Fremdschäm-Sprüchen zu belästigen. Dort sind ja genügend andere HERR schaften unterwegs, die für die Aufrechterhaltung der männlichen Anbagger-Klischees sorgen.
    Fehlt es mir an Zeit oder verpasse ich den richtigen Ort für einen ordentlichen Funkenflug?
    Bei der Arbeit lerne ich kaum jemanden kennen. Ganz einfach, weil bei mir im Team ausschließlich Männer arbeiten, und die fallen nicht in mein Beuteschema.
    Wenn ich mit Freunden essen gehe oder zu ihnen nach Hause eingeladen bin, ist es auch schwierig SIE zu treffen: Flirtfaktor null, denn erstens (wenn es männliche Freunde sind) sind die besseren Hälften von Freunden tabu und zweitens (im Falle von weiblichen Freunden) sind Freundschaftserweiterungen im Sinne eines Gefühls-Upgrades oder eines physischen Add-Ons erst recht ein No-Go.
    Auch im Kino geht in Sachen Kennenlernen überhaupt nichts: Viel zu dunkel! Die Frauen, für die ich mich interessieren würde, haben meist einen Freund, Verlobten oder Ehemann im Schlepptau, mit dem sie dann händchenhaltenderweise eine Kuschelbank belegen und sich gegenseitig das Gesicht abschlecken, ohne auch nur eine
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